Woher kamen die Todesschüsse?

Der Prozess um die Todesschützen vom Maidan läuft weiterhin und hat erstaunliche Erkenntnisse zu bieten.

Keine tödliche Kugel passt zu Berkut-Kalaschnikows. Die Staatsanwaltschaft nutzt ein entscheidendes Überwachungsvideo nicht. Und über hundert Menschen erklärten bislang, Schützen in Maidangebäuden gesehen zu haben.
Man kann die Angst spüren. Die Angst, dass jeder Atemzug der letzte sein kann. Grässlich peitschend hallen die Schüsse über die Institutska-Straße. Verzweifelt kauern Maidankämpfer sich hinter Bäumen, Büschen und Mauern. Andere rufen nach Sanitätern. Rundherum liegen Erschossene. Die Videoaufnahmen des französischen Fotografen Jerome Sessini vermitteln das Grauen hautnah.
Sessini war mitten unter Maidankämpfern an vorderster Front auf der Institutska-Straße in Kiew zwischen Hotel Ukraina und der Metrostation Kreschatik, als jemand am 20. Februar 2014 das Feuer auf sie eröffnete. Warum sie trotz Toter und Verletzter immer wieder in neuen Wellen vorrückten, so wie Aufnahmen es zeigen, ist kaum zu erklären. Genau drei Jahre ist das mittlerweile her und noch immer ist unbekannt, wer die Schützen waren und wer sie beauftragt hatte.
Die Maidanführer machten sofort Präsident Viktor Janukowitsch dafür verantwortlich. Der westliche Medien-Mainstream schloss sich diesem Vorwurf größtenteils an. Janukowitsch hingegen verneinte, einen Schießbefehl gegeben zu haben. Auch die angeklagten Berkut-Polizisten Pawlo Abroskin und Serhiy Zinchenko bestritten, Menschen erschossen zu haben. Die Generalstaatsanwaltschaft (GPU) klagte eine Berkut-Truppe des Mordes an insgesamt 48 Maidananhängern an diesem Tage an.

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26. Februar 2017
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