Das digitale Bargeld kommt

An der kürzlichen Jahrestagung des Int. Währungsfonds in Washington wurde erneut über die Abschaffung von Bargeld diskutiert – ein abenteuerliches Vorhaben, da es immer noch das einzige gesetzliche und öffentlich geschöpfte Zahlungsmittel ist.

Auch wenn das viele bedauern: Aufgrund mächtiger Interessengruppen, aber auch der technischen Entwicklung wird sich unbares, elektronisch gespeichertes Geld vermutlich mehr und mehr verbreiten. Umso wichtiger ist es, dass es zukünftig auch «Digitales Bargeld» gibt, das nicht von den privaten Banken geschaffen wird, sondern von einer unabhängigen Zentralbank.
 
Die schwedische E-Krona
Oft wird dieses Geld als «Digital Cash» bezeichnet, bzw. «Digitales Bargeld». Die schwedische Reichsbank ist nun die erste Zentralbank, die einen Zwischenbericht (auf Englisch) über die Einführung der E-Krona veröffentlicht hat. Wenn eine Zentralbank ein solches Geld einführt, kann sie es entweder traditionell über Zentralbankkonten verbuchen (die schwedische Reichsbank nennt das «register-based») - solche Konten haben heute bereits Banken und der Staat, nicht aber wir «Nichtbanken». Zweite Möglichkeit wäre ein System, das auf Zentralbankkonten verzichtet: Das Geld würde, ähnlich wie physisches Bargeld, von Individuum zu Individuum weitergegeben, müsste aber dann zur Gewährleistung der Echtheit verschlüsselt werden, zum Beispiel über eine sogenannte «Blockchain». Man spricht deswegen auch von «Kryptogeld». In Schweden wird derzeit eher ein kontengebundenes «Digitales Bargeld» bevorzugt (siehe «conclusion» des Zwischenberichts auf S. 22). Die Einführung ist allerdings nicht vor 2019 zu erwarten!

Wichtig für uns: Das «Digitale Bargeld» sollte unbedingt öffentlich emittiert werden (also als Vollgeld) bzw. an öffentlich emittiertes Geld gekoppelt werden. Privates Kryptogeld wie Bitcoin erscheint uns genauso spekulationsbehaftet und krisengefährdet wie unser bisheriges Bankengiralgeld. Der derzeitige Hype um private Kryptowährungen erinnert uns an das 19. Jahrhundert, in dem Banken noch eigene Geldscheine drucken konnten: Diese ungute Epoche der Geldgeschichte scheint sich heute zu wiederholen!
Sogar die Zentralbank der Zentralbanken, die Bank für int. Zahlungsausgleich (BIZ) widmet sich dem Thema (auf Englisch) und kommt zum Schluss: Wenn es anonymisierte elektronische Zahlungen geben soll, dann ist ein Kryptogeld der Zentralbanken gut, ansonsten sind Zentralbankkonten für alle das bessere Instrument. Auch Russland bereitet offensichtlich einen Krypto-Rubel vor.
 
Deutsche Bank prognostiziert nächsten Crash
Die Deutsche Bank beschreibt in einem aufsehenerregenden Bericht mit dem Titel «Long-Term-Asset-Return-Study: The next financial crisis» vom September 2017 die systemische Instabilität unseres Finanzsystems und prognostiziert einen baldigen Crash:
«We think the final break with precious metal currency systems from the early 1970s (after centuries of adhering to such regimes) and to a fiat currency world has encouraged budget deficits, rising debts, huge credit creation, ultra loose monetary policy, global build-up of imbalances, financial deregulation and more unstable markets. [...] So we’re quite confident that there will likely be another financial crisis/shock pretty soon with their frequency continuing to be high until we create a more stable global financial framework.»

Solch klare Worte hätten wir von der Deutschen Bank eigentlich nicht erwartet und fragen uns, ob die Deutsche Bank selber kurz vorm Crash steht und daher mit dem Bericht nochmal versucht, jede Verantwortung von sich weg auf den Systemrahmen zu weisen. Den Bericht und Pressekommentare dazu finden Sie im Monetative Blog hier.