Älteste deutsche Spirituosenfabrik produziert jetzt in Thailand

Deutschland im Sinkflug
Veröffentlicht: 12. Sep 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 12. Sep 2024

Mampe ist die älteste Spirituosenmarke in Berlin – Blütezeit zwischen 1890 und 1980. Selbst David Bowie machte schon Werbung für den «Halb & Halb» genannten Magenbitter aus Bitterorangen, als er in David Hemmings Film «Schöner Gigolo, armer Gigolo» von 1978 als Mampe-Flasche auftrat. 1992 erfolgte der Konkurs, Doornkaat und danach die Berentzen-Gruppe übernahmen die Produktionslizenz. 2012 holte sich der frühere Inhaber Tom Inden-Lohmar die Markenrechte zurück, acht Jahre später sicherten sich schließlich Quirin Graf Adelmann, Florian Löhlein und Thomas Hölzner das Mampe-Portfolio.

«Die erste Mission war erst einmal, das Kulturgut Mampe zu erhalten», erinnert sich Vertriebsleiter Hölzner im Gespräch mit der «Berliner Zeitung». Berlin fordert seinen Tribut, die Hauptstadt ist zum Synonym für Verwahrlosung, schlechte Bildungspolitik, offenen Drogenhandel und einer dysfunktionalen Verwaltung verkommen. Selbst die Wahlen zum Abgeordnetenhaus mussten wiederholt werden. Die Verwaltung funktioniert nicht. Bezeichnend: Die Mampe-Manager mussten eineinhalb Jahre auf ihren Wasseranschluss warten.

«Das ist doch krank», wettert Adelmann. Dies trifft auch auf die ganze Republik zu – ein Grund für Traditionsunternehmen wie der Motorsägenspezialist Stihl oder der Hausgerätehersteller Miele, Teile ihres Geschäfts ins Ausland zu verlagern oder gleich ganz abzuwandern. «Viele glauben nicht mehr daran, dass wir die strukturellen Probleme zeitnah in den Griff bekommen», konstatiert Jürgen Sandau, Partner beim Wirtschaftsprüfer Deloitte. Aus der neuen Produktionsstätte wollte das Geschäftsführer-Trio den thailändischen Markt bedienen. Doch auch hier machte ihnen die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung: Für die Zollabwicklung brauchen sie fünf Monate. Adelmann & Co. drehen daher den Spiess um und produzieren daher gleich in Thailand, zumal dort auf Umsätze bis zu 48.000 Euro keine Umsatzsteuer anfällt. Überhaupt hätten die Thailänder «Bock zu wachsen», während die Menschen in Deutschland weniger Geld, «zumindest gefühlt weniger Geld» hätten und weniger für Luxus und Spass ausgäben. 


Lesen Sie im Zeitpunkt auch:

Wirtschaftskrise: Vorstände der Dax-Unternehmen schweigen | Zeitpunkt