PR-Firmen im Einsatz für eine gentechnikfreundliche Landwirtschaft 

Kritiker an Pestiziden und Gentechnik werden diskreditiert
Veröffentlicht: 5. Nov 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 5. Nov 2024

Im Mai 2020 stellte die EU-Kommission ihren Grünen Deal vor, der den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika in der Landwirtschaft halbieren und den ökologischen Anbau ausweiten wollte. Doch wie Le Monde berichtete, bereiteten die USA einen «Gegenschlag» vor. Eine PR-Firma organisierte in Abstimmung mit dem US-Landwirtschaftsministerium eine Veranstaltung im Juli 2020. US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue, einer der Teilnehmer, sorgte sich in der Konferenz um die Ernährungssicherheit, die durch die Pläne der EU gefährdet sei. Als Bauer würde er sich Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit machen. Perdue sorgte sich jedoch in Wahrheit um Nachteile für die amerikanische Wirtschaft, denn europäische Landwirte vermarkten ihre Produkte in der Regel nicht in Übersee. Die Veranstaltung schürte jedoch wie erhofft Kritik an den ökologischen Vorhaben der EU.   

Um eine «marktfreundliche und technologiefördernde» Politik in Drittländern herbeizuführen, unterzeichnete das US-Landwirtschaftsministerium 2020 auch einen Vertrag mit einer PR-Firma, die Zugang zur Datenbank Bonus Eventus hat, die 500 «unbequeme» Personen, die öffentlich Kritik an Pestiziden und Gentechnik üben, durch Details aus ihrem Privatleben diskreditiert. Mit solchen unlauteren Mitteln wollte man etwa die Einführung von Gentechnik in Afrika und Asien erleichtern. Auch in Gremien der WHO wollte man bereits 2018 eingreifen, um rechtliche Hürden oder Verbote für die Vermarktung von Pestiziden aus dem Weg zu räumen.  

Der Plan der EU-Kommission, den Pestizideinsatz bis 2030 zu halbieren, ist in der Zwischenzeit gescheitert. Das EU-Parlament lehnte den Vorschlag 2023 ab. Welchen Anteil die US-Regierung und ihre Auftragnehmer daran hatten, ist nicht bekannt. Auch die Agrarkonzerne selbst haben Anteil daran, denn sie wollen die Bauern von ihren Gentechnik-Patenten abhängig machen.  


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