Diana - geliebt, betrogen, ermordet?
Zwei Monate nach der Hochzeit von Prinz William rückt dessen Mutter wieder ins Blickfeld. Am 1. Juli 2011 wäre Prinzessin Diana 50 geworden. Auch Gerüchte über einen gewaltsamen Tod wollen nicht schweigen. (Roland Rottenfußer)
Auszug aus „Die rosarote Freizeitrevue“, 30 April 2011: „Mit der prunkvollen Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton wollte das britische Königshaus ein neues Kapitel seiner Geschichte aufschlagen. Heimlicher Star der Hochzeit war jedoch eine andere: Williams Mutter Diana Al-Fayed, die mit Ehemann Dodi, Sohn Mohammed und Tochter Fatima, den Halbgeschwistern des Bräutigams, erschienen war. Züchtig gekleidet, wie immer seit ihrem Übertritt zum Islam, jedoch elegant und strahlend schön, stahl die 49jährige allen anwesenden Damen die Schau. Einflussreiche Kreise bei Hof hätten Diana am liebsten ausgeladen. Die ‚Prinzessin der Herzen’ führte seit 15 Jahren einen zermürbenden PR-Krieg gegen das Königshaus, der die Beliebtheitswerte von Thronfolger Charles und dessen Dauerfreundin Camilla ins Bodenlose fallen ließ.“
Das hier geschilderte Szenario ist natürlich nicht real, denn Prinzessin Diana ist tot. Es hätte aber durchaus Realität werden können, wäre die Mutter der Prinzen William und Harry nicht am 31. August 1997 im Pariser Alma-Tunnel tödlich verunglückt. Ohne Zweifel wäre eine lebende Diana für bestimmte Kreise ein Alptraum gewesen. Noch im Oktober 1993 hatte Diana an Ihren Freund Paul Burrell geschrieben: „Diese Phase in meinem Leben ist die gefährlichste. Mein Ehemann plant einen ‚Unfall’ in meinem Auto, Bremsversagen oder ernsthafte Kopfverletzung …“
Wer profitierte von Dianas Tod?
Dass der Idealist und ökologische Vordenker Charles selbst den Mord an der Mutter seiner Söhne in Auftrag gegeben hat, möchte man kaum glauben. Zweifellos gehört Charles aber zu denjenigen, die vom Tod der Prinzessin profitiert haben. Für ihn gab es seit der Scheidung von Diana kaum eine Chance, Camilla zu heiraten und zugleich König zu werden. Der englische König ist zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche, mithin so etwas wie ein „Papst“, für den höchste moralische Maßstäbe gelten. Einzige Chance für Charles: Als Witwer konnte er sich neu verheiraten und dabei sein Gesicht wahren.
Es gibt aber noch andere Gruppierungen, die daran interessiert sein konnten, die Prinzessin aus dem Verkehr zu ziehen.
* Mit ihrer 1997 gestarteten Kampagne gegen Landminen machte sie sich die Waffenindustrie zum Feind. Präsident Clinton hätte auf Betreiben Dianas drei Wochen nach dem Tod der Prinzessin beinahe eine Resolution gegen Landminen unterzeichnet. Unter dem Druck der Lobbyisten unterschrieb er sie dann doch nicht.
* Als Mutter des künftigen Königs hätte Diana erheblichen Einfluss auf dessen Psyche ausgeübt. Vielen, die der Krone nahe standen, graute vor dem muslimischen „Playboy“ Dodi als Stiefvater von William und Harry. Ebenso vor farbigen Stiefgeschwistern, die man hätte in die königliche Familie integrieren müssen.
* Diana hatte die klare Absicht, der Königsfamilie zu schaden und eine Art Gegenmacht aufzubauen – als Rache dafür, was ihr Charles und Camilla mit der Duldung der Königsfamilie in den 12 Jahren ihrer Ehe angetan hatten.
Entsorgt in den Kitschhimmel
Dass sich Diana vielfach unbeliebt gemacht hatte, ist noch kein Beweis für Mord. Hinzu kommen aber zahlreiche Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit ihrem Tod. Anlässlich des 50. Geburtstags Dianas werden die Medien wie immer die offizielle Version verbreiten: Diana starb, weil ihr betrunkener Fahrer Henri Paul mit Tempo 140 an einen Pfeiler des Alma-Tunnels in Paris raste – verfolgt von einer Meute sensationsgeiler Journalisten. Schon ein flüchtiger Blick auf die Fakten müsste aber in jedem seriösen Journalisten Zweifel wecken.
„Wer braucht noch Diana? Wir haben ja jetzt Kate“ – Kommentare mit diesem Tenor liest man in diesen Tagen häufig. Am liebten würde man sie zu Sisi, Evita und Michael Jackson in den Kitschhimmel lieb gewordener aber harmloser Gestalten der Geschichte entsorgen. Manches an Dianas Leben und Sterben geht uns noch heute nahe. Und dies liegt beileibe nicht daran, dass die gute Frau eine Art Engel auf Erden gewesen ist. Freilich, die Diana-Ikonographie hat sie mit Attributen der Jungfrau Maria ausgestattet. In überschießender Sehnsucht nach einem weiblichen Messias hat sie die Weltöffentlichkeit spontan heilig gesprochen. Verehrungstrunkene Untertanen beteten zu ihr, und der Christa Falck-Verlag veröffentlichte gar ihre vor Edelmut triefenden Durchsagen aus dem Jenseits. Die irdische Diana war oft wesentlich derber drauf: „Ich hasse dich, Charles. Verdammte Scheiße, ich hasse dich!“ Dieser Ausspruch ist von der Dienerin Wendy Berry überliefert.
Engel mit Fäkalvokabular
Verdenken kann man es ihr nicht. Denn die unbedarfte Diana heiratete quasi als Dritte in eine bestehende Liebesbeziehung zwischen Charles und Camilla hinein. Sie wusste davon und litt deshalb schon vor der Heirat an Bulimie. Charles und Camilla aus ihrem kaltschnäuzigen Manöver einen Vorwurf zu machen, liegt nahe, ist aber auch müßig. Die Begegnung des Prince of Wales mit der geschiedenen Camilla war von Anfang an vergiftet durch eine höfische Moral, die dem Paar keine Chance zu geben schien. Die Tatsache, dass die potenzielle Braut nicht mehr Jungfrau war, galt als ernsthaftes Ehehindernis. Vieles am befremdlichen Verhalten von Prinz Charles lässt sich leicht verstehen, wenn man davon ausgeht, dass Camilla seine eigentliche Frau war und ist – ihm zugedachte durch ein hohes Maß an sexueller und geistiger Übereinstimmung. Nach der Tradition des Königshauses durfte Charles weder diejenige heiraten, die er liebte noch zu lange unverheiratet bleiben. Also wurde Diana zum Opferlamm und zur Königsgebärerin ausersehen. Man erwartete von ihr, dies stillschweigend zu ertragen, wie die Gattinnen früherer Kronprinzen, die das Fremdgehen schlicht als ihr royales Privileg betrachteten.
Diana also rebellierte gegen das ihr zugedachte Schicksal. Sie reagierte wie viele normale Frauen in ihrer Situation, weinte, schrie, machte ihrem Mann Szenen und unternahm einen halbherzigen Selbstmordversuch. Noch lange glaubte sie, ihren Prinzen zu lieben und hielt eine Versöhnung für möglich. Als die Hoffnung starb, wurde sie zum Racheengel. Im Gegensatz zu „normalen“ Frauen hatte sie für ihren Racheplan einen mächtigen Verbündeten: die Öffentlichkeit, die sie in den Rang der „beliebtesten Frau der Welt“ gehievt hatte – weit beliebter als ihr spröder Ehegatte. Andrew Mortons Biografie „Diana – ihre wahre Geschichte“, wurde von der Prinzessin mit intimen Informationen gefüttert. Im berühmten Interview für die Sendung „Panorama“ gab sie geschickt die verfolgte Unschuld. U.a. erregte sie Aufsehen, indem sie die Eignung von Prinz Charles zum König in Frage stellte. Es war die Geburtsstunde der seither immer wieder genährten Gerüchte, die Krone könne eine Generation überspringen und unmittelbar von der Queen auf Prinz William übergehen. Nie zuvor hatte man bei einem Mitglied der Königsfamilie eine solche Orgie öffentlicher Nestbeschmutzung erleben müssen.
Der unbequeme „Weltstar“
Dabei war Diana zu diesem Zeitpunkt längst alles andere als eine „moralische Instanz“. Die Prinzessin hatte mit mindestens zwei verheirateten Männern geschlafen und deren Ehefrauen damit dasselbe angetan, was Camilla ihr angetan hatte. Es waren dies der Antiquitätenhändler Oliver Hoare und der Rugby-Spieler Will Carling, dessen Frau daraufhin die Scheidung einreichte. Was der Hof Diana vorwarf, war also nicht völlig falsch: Sie war eine emotional labile Person, ganz davon vereinnahmt, was sie gerade wollte oder fühlte – mit geringer Bereitschaft, sich Pflichten zu fügen, ohne Gespür für die möglichen Folgen ihres Handelns. Ein Bediensteter zitierte Diana in dieser Zeit mit den Worten: „Du wirst nie König werden, Charles. Ich werde dich vorher zerstören.“ Die Königin verlangte die offizielle Trennung des Ehepaars und schließlich die Scheidung. Man erkannte ihr den Titel „Königliche Hoheit“ ab – ein schwerer Schlag für Diana. Wenn man gedacht hatte, die lästige Verwandte damit los zu sein, hatte man sich jedoch getäuscht. Sie blieb – auch ohne Amt und Würden – eine der prominentesten Personen der Welt, ein Stachel im Fleisch der Royals.
Diana war kurz vor ihrem Tod in einer paradoxen Situation: Einerseits ein „Weltstar“, geliebt von Millionen Menschen, die ihr nie begegnet sind. Andererseits im persönlichen Leben weitgehend isoliert. Nicht nur die Royals, auch ihre Stammfamilie, die Spencers, hatten sich von ihr abgewandt. Sie suchte geradezu verzweifelt nach Liebe und war bereit, alles für ein bisschen Geborgenheit zu tun. Den Pakistanischen Arzt Hasnat Khan wollte sie sogar heiraten und seinetwegen zum Islam überlaufen. Schon hier mussten bei der britischen Society sämtliche Alarmglocken läuten. Dianas Mutter meinte damals, sie solle endlich aufhören, „sich mit diesen verdammten Niggern herumzutreiben.“ Hinzu kam Dianas Einsatz gegen das Verbot von Landminen. Eine sympathische und konsensfähige Aktion, sollte man meinen. Nicholas Bonsor, ehemaliger Minister im Auswärtigen Amt, meinte jedoch: „Für die königliche Familie war es nicht ungefährlich, wenn sich eines ihrer Mitglieder derart unverantwortlich verhielt.“ Unverantwortlich? Landminen, das bedeutete konkret getötete und verstümmelte Männer, Frauen und Kinder.
Vater Mohammeds Verschwörungstheorie
Unter diesen Umständen musste Diana den Kontakt zu Dodi al Fayed und seinem zwielichtigen, aber warmherzigen Vater Mohamed ergriffen haben wie einen rettenden Strohhalm. Die al Fayeds waren für sie Ersatzfamilie, konnten ihr ein angemessen luxuriöses Ambiente, aber auch Schutz bieten. Mohamed, prominentester Verfechter der Mord-Theorie, gab später zu Protokoll: „Sie war ernsthaft besorgt, dass es bei Hofe einflussreiche Personen gab, die ihr Schaden zufügen wollten, die es darauf abgesehen hatten, sie umzubringen, und zwar so, dass es wie ein Unfall aussehen sollte.“ Noch im Oktober 1993 hatte Diana selbst an eine Freundin geschrieben: „Diese Phase in meinem Leben ist die gefährlichste. Mein Ehemann plant einen ‚Unfall’ in meinem Auto, Bremsversagen oder ernsthafte Kopfverletzung, um Camilla heiraten zu können.“
Dies ist nicht die einzige Merkwürdigkeit im Fall Diana:
* Henri Paul, Dianas „Todesfahrer“ und Sicherheitschef des Hotel Ritz, arbeitete viele Jahre für den britischen Geheimdienst MI6. Davon ist jedenfalls der MI6-Aussteiger Richard Tomlinson überzeugt. In Henri Pauls Brieftasche befand sich zum Todeszeitpunkt eine hohe Geldsumme: 2000 Pfund. Vielleicht bekam er sie, um Dodi Al-Fayed zu einem riskanten Manöver zu überreden: Ohne Begleitschutz sollte die von Reportern gejagte „berühmteste Frau der Welt“ durch Paris kutschiert werden.
Henri Paul – ein Säufer?
* Henri Paul, der bald pauschal zum Schuldigen erklärt wurde, hatte angeblich große Alkoholmengen im Blut. Wie Freunde bestätigen, war er aber zuvor nie als Trinker aufgefallen. Die von den Ermittlungsbehörden genannte Alkoholmenge hätte zu Verhaltensauffälligkeiten führen müssen. Auf einer Überwachungskamera im Ritz sieht man aber, wie gut Paul seine Bewegungen koordinieren konnte, etwa beim Binden seiner Schnürsenkel.
* In der Henri Paul zugeschriebenen Blutprobe fand sich nicht nur Alkohol, sondern auch eine Konzentration von 20,7 Prozent Kohlenmonoxyd. Eine fast tödliche Dosis, die zu starken Kopfschmerzen und Übelkeit hätte führen müssen. Pathologen behaupteten, Paul hätte Kohlenmonoxyd aus dem Airbag des Unfallwagens eingeatmet. Mercedes gab jedoch an, dass dieses Gas in seinen Airbags nicht verwendet wird. Der Sachbuchautor Noel Botham („Der Mord an Prinzessin Diana“) glaubt deshalb, die fragliche Blutprobe stamme gar nicht von Henri Paul, sondern von einem Selbstmörder, der sich in der Unfallnacht mit Autoabgasen vergiftet hatte. Die beiden Blutproben seien bewusst vertauscht worden.
* Paul nahm nicht dir kürzeste Route zu Dodi Al-Fayeds Wohnung über die Champs-Élysées, sondern fuhr einen scheinbar sinnlosen Umweg. Hatte man ihm eingeschärft, durch den Alma-Tunnel zu fahren?
* Henri Paul fuhr nicht, wie behauptet wurde, mit 140 km/h in den Alma-Tunnel ein, sondern mit 102 km/h. Das zeigt ein Foto einer Verkehrsüberwachungskamera, das erst sechs Jahre nach dem Unfall auftauchte. Zuvor hatte die Polizei die Existenz des Fotos geleugnet und behauptet, die Überwachungskamera sei abgeschaltet gewesen.
Ein Blitzlicht und ein weißer Fiat
* An Dianas Mercedes fanden sich weiße Lackspuren von einem Fiat Uno. Auch Zeugen sagten aus, dass ein solches Fahrzeug vor dem Mercedes in den Tunnel gefahren war. Nach dem Fiat wurde von der Pariser Polizei nie ernsthaft gesucht. Später stellte sich heraus, dass er auf den Paparazzo und inoffiziellen Geheimdienst-Mitarbeiter James Andanson zugelassen war. Andanson verstarb später unter ungeklärten Umständen in einem ausgebrannten Autowrack. War der zwielichtige Reporter angeheuert worden, den Wagen der Prinzessin zu rammen?
* Zwei Zeugen, Francois Levister und Brenda Wells, wollen im Tunnel in der Nähe des Mercedes ein grelles Blitzlicht gesehen haben. Solche Lichter werden von staatlichen Eingreiftruppen bei Überraschungsangriffen verwendet und können bei ihren Opfern minutenlange Sehstörungen auslösen. Richard Tomlinson gibt zu Protokoll, dass der britische Geheimdienst ein Attentat auf Slobodan Milosevic geplant hatte – mit einem „Design“, das dem Mord an Diana aufs Haar ähnelte.
* Trevor Rees-Jones, Leibwächter von Dodi und der einzige Überlebende des Unglücks, leidet seither unter Gedächtnisstörungen. Er kann sich an den Unfallhergang nicht erinnern. Merkwürdig!
* Die von der Polizei „spontan“ verbreitet Erklärung, Diana sei von Paparazzi zu Tode gehetzt worden, erwies sich bald als nicht haltbar. Zu eindeutig waren die Zeugenaussagen, dass die Reporter zum Todeszeitpunkt weit von dem Mercedes entfernt waren.
Die (zu) lange Fahrt ins Krankenhaus
* Der Notarztwagen, der Diana ins Krankenhaus Pitié-Salpetrière transportierte, traf dort erst 1 Stunde, 46 Minuten nach dem Unfall ein, obwohl nur sechs Kilometer zu überwinden waren. Ohnehin hätte es näher gelegene Krankenhäuser gegeben. Der Krankenwagen hielt auf der Strecke mehrmals an, angeblich, um Wiederbelebungsmaßnahmen an der Prinzessin vorzunehmen. Als der Wagen endlich in der Notaufnahme eintraf, war kein Herzspezialist verfügbar, obwohl Zeit gewesen, einen solchen herbei zu zitieren.
* Die Polizei von Paris wies die städtische Straßenreinigung an, den Alma-Tunnel nur sechs Stunden nach dem Unfall zu säubern – um Spuren zu verwischen?
* Rosa Monckton, angeblich beste Freundin Dianas, gab an, diese habe kurz vor ihrem Unfall eine Menstruation gehabt, könne also nicht schwanger gewesen sein. Der Haken an dieser Version: Moncktons Bruder Anthony Leopold Colyer stand im Dienst des MI6. Sagte die „beste Freundin“ nur aus, was man ihr befohlen hatte?
Die Vertreibung der Wahrheit
Die Royals waren über mehr als 100 Jahre eine zutiefst dysfunktionale Familie. Soliden, in Wohlanständigkeit erstarrten Monarchen wie Queen Victoria, George V. und Queen Mary sowie Elisabeth und Prinz Philipp folgten oft „Ausreißer“ und „Skandalnudeln“ wie Edward VIII, der auf die Krone verzichtete, um seine Geliebte, Wallis Simpson, zu heiraten. Die Ehen der Queen-Kinder Charles, Anne und Andrew scheiterten. Ihrer Schwester, Prinzessin Margret wurde eine Liebesheirat verwehrt. Sie endete verhärmt und alkoholabhängig. Es scheint, als ob die unbedingte Entschlossenheit der Queen zur Selbstdisziplin ihrer gesamten Umgebung ihren ungelebten Schatten aufzwang. Die Generation von Charles und Diana, Andrew, Fergie und Anne hat einen Spalt geöffnet, durch den für alle sichtbar ein Stück Wahrheit hereindringen konnte. Royals sind Menschen und fehlbar. Sie schlafen gern mit denjenigen Personen, die sie tatsächlich lieben. Und Beziehungen können scheitern. Es scheint, als soll durch die allzu perfekte Geschichte von William und Kate dieser Spalt wieder verschlossen werden.
Zwei grundanständige Buben in Uniform, brav vor der Fahne salutierend, mit adretten Frauen und artigen Kindern, keine Skandale, keine Kritik an der älteren Generation – so wird, wenn nichts schief geht, wohl die Zukunft der britischen Monarchie aussehen. So soll sie sich ins 21. Jahrhundert retten und als Blume an der Kette der neoliberalen Reformen eines David Cameron süßlich duften. Der erstickt die Gering- und Normalverdiener unter einem rigiden Spardiktat und schont die Reichen. Wir erinnern uns, dass schon einmal eine Königshochzeit von massiven innenpolitischen Problemen und sozialen Grausamkeiten ablenken musste. Als Charles und Diana heirateten regierte – Margret Thatcher.
Überall journalistische Hofknickse
Die Boulevard- und Mainstream-Presse schreibt über die Royals bis heute in einem erschreckend liebedienerischen Tonfall – wo man hinschaut, ein einziger literarischer Hofknicks. Dies ist verständlich, denn die Familie der Queen bedeutet für die Medien dasselbe, was eine Fußball-WM bedeutet oder der Eurovision Song Contest: Quote, Auflage, Werbeeinnahmen. Daher muss auf die Serie der Skandale eine Konsolidierung folgen, auf die Konsolidierung vielleicht wieder ein Skandal. Kritik muss allenfalls Prinz Charles befürchten – für seine bedenkenswerten ökologischen und kulturkritischen Ideen. Überhaupt sind Dianas Landminen-Kampagne und Charles Aufbegehren gegen Umweltzerstörung und moderne Architektur die einzigen Aktionen, die es überhaupt wünschenswert erscheinen lassen, dass es weiter royale Prominente gibt.
Der Tod von Prinzessin Diana ist für sich genommen nicht tragischer als der Tod jedes „normalen“ in den Kriegen Großbritanniens zerstörten Lebens. Traurig ist er vor allem deshalb, weil er gerade zu dem Zeitpunkt geschah, als Diana zu einer wirklich positiven Kraft im Ideenpool der Menschheit zu werden „drohte“. Zufall? Wurde Diana nicht ermordet, so erscheint ihr Tod von einer Überfülle seltsamer Ereignis und Zufälle umzingelt. Wurde sie ermordet, so legt dies sehr Besorgnis erregende Schlussfolgerungen nahe: Es gibt im britischen und internationalen Establishment Kräfte, die entschlossen und in der Lage sind, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihnen in den Weg stellt. Diese Kräfte vermögen drei Menschen auf offener Straße zu ermorden, Tatsachen zu vertuschen, Beweise zu fälschen, die Polizeikräfte eines anderen Landes (Frankreich) zu kontrollieren, Zeugen einzuschüchtern oder zu beseitigen und die Weltpresse so zu manipulieren, dass sie einhellig eine gefälschte Version der Wahrheit in Umlauf bringt.
Schatten auf der „Operettenmonarchie“
Das Königshaus wäre in dieser Betrachtungsweise keine harmlose Operettenmonarchie, sondern ein Machtzentrum im Hintergrund der Weltgeschichte, Blendwerk und Schattenregierung in einem, aufs engste verflochten mit den Mordkommandos der Geheimdienste. Dies ist ein Szenario, so erschreckend und unwahrscheinlich, dass man sich gern „zurück in die Matrix“ flüchten würde. Die Fakten über den Tod Dianas bekommt man aber, wenn man sie einmal kennt, nicht mehr aus dem Kopf. George Bernard Shaw sagte: „Zum König wird man nicht geboren, man wird es dank einer künstlich erzeugten kollektiven Halluzination.“ Von Dianas Sohn wird erwartet, dass er mit seiner hübschen Braut diese Halluzination nährt und ein guter Mitspieler ist – bis zum seligen Ende. Der einzige Weg, auf dem er historische Größe erlangen könnte, bestünde darin, die Marionettenfäden zu zerreißen, an denen er geführt wird und sich ernsthaft um Aufklärung aller Vorgänge zu bemühen, die den Tod seiner Mutter umranken. Dies aber – vielleicht weiß es William instinktiv – ist auch im „aufgeklärten“ 21. Jahrhundert noch viel zu gefährlich.
Buchtipp: Noel Botham: Der Mord an Prinzessin Diana, Knaur Verlag, 315 Seiten, Euro 7,95
Film zum Thema: In Cannes wurde Mitte Mai der Dokumentarfilm „Unlawful Killing“ von Keith Allen gezeigt. Der Film, der von Dodis Vater Mohammed Al-Fayed finanziert wurde, geht von einem Mordkomplott des britischen Königshauses aus. Ein dort gezeigtes Foto der noch lebenden Diana im Unfallwagen trägt allerdings m.E. nichts Neues zur Aufklärung bei.
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