So ernähren wir die Welt – weniger ist mehr!
Wir produzieren auf unserem Planeten 4600 Kalorien Nahrungsmittel pro Tag und Kopf – mehr als doppelt so viel wie wir bräuchten, um die Welt zu ernähren. Trotzdem leiden 800 Millionen Menschen an Hunger.
K leinbauernfamilien oder Kleinbäuerliche Betriebe produzieren zwar rund 70 Prozent unserer Nahrungsmittel, aber in den Entwicklungsländern fehlt ihnen oft der Zugang zum Markt. Auch die industrielle Landwirtschaft produziert Massen an Kalorien, aber wie viel davon in gesunde Lebensmittel weiterverarbeitet werden, ist fraglich. Zum Teil dienen diese Kalorien sogar nur für die Herstellung von Bio-Treibstoffen. Mit solchen Agrarprodukten lässt sich Geld verdienen. Der Hunger wird damit nicht bekämpft.
Ein weiteres Problem der globalen Ernährungssicherheit ist unser Fleischkonsum. Eine Kalorie aus tierischer Produktion erfordert zwei bis sieben Kalorien für Futtermittel, für ein Rindersteak sind es sogar 7 bis 14 Kalorien. Der Pro-Kopf-Fleischkonsum in der Schweiz hat von rund 64 Kilo in den 80er Jahren auf heute 53,6 Kilo pro Jahr abgenommen.1 Nicht eingerechnet ist allerdings das im grenznahen Ausland günstig eingekaufte Fleisch. Und in vielen Schwellenländern wächst der Fleischkonsum enorm.
Hinsichtlich der Ressourceneffizienz ist ein gewisser Anteil an tierischen Produkten für die menschliche Ernährung sinnvoll, so sind zum Beispiel zwei Drittel der weltweiten Agrarfläche nur als Gras- und Weideland nutzbar. Doch heute wird die Massentierhaltung übertrieben – unnötigerweise wird ein Drittel der Weltgetreideproduktion an Nutztiere verfüttert. Würden wir weltweit weniger Fleisch konsumieren, stünden mehr Nahrungsmittel für Menschen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass die Massenproduktion von Fleisch negative Auswirkungen auf unser Klima hat und der Wasserverbrauch enorm ist.
Für eine Welt ohne Hunger müssen nicht in erster Linie mehr Kalorien produziert werden, sondern wir müssen sicherstellen, dass die produzierte Nahrung nachhaltig ist und besseren Nährwert hat. Mit agroökologischen Methoden könnte dieses Ziel erreicht werden. Dies zeigt unter anderem die Langzeitstudie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), die in Indien, Kenia und Bolivien ökologische Anbaumethoden mit konventionellen verglichen hat.2 Hinzu kommt, dass eine ökologische Landwirtschaft die Biodiversität erhält, eine wesentliche Voraussetzung, um gegen Klimawandel und Wetterextreme resilienter zu werden.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass kleinbäuerliche Betriebe vor allem in Entwicklungsländern modernisiert werden, da dort oft schon auf dem Feld, bei der Verarbeitung und Lagerung sehr viele Nahrungsmittel verrotten und die Konsumenten nicht erreichen.
Auch bei uns ist die Nahrungsmittelverschwendung massiv zu reduzieren, und die Konsumenten müssen über die wahren Kosten der Produkte informiert werden. Industriell hergestellte Lebensmittel sind im Laden billiger als Bio-Produkte. Aber die Rechnung ist falsch, denn wenn die Kosten für unsere Umwelt, das Klima, die Biodiversität und unsere Gesundheit mit eingerechnet würden, dann wäre Bio deutlich billiger.
In seinem kürzlich erschienen Buch, «So ernähren wir die Welt», beschreibt der Schweizer Landwirtschafts- und Entwicklungsexperte Hans Rudolf Herren neben seiner Vision, wie wir in der Landwirtschaft mit weniger wesentlich mehr erreichen könnten, den aktuellen Umgang mit unserem Planeten: «Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt. Wir müssen von den Zinsen leben, die sie abwerfen und dürfen das Kapital nicht aufbrauchen. Doch genau Letzteres tun wir heute: Im August ist der Zins für das ganze Jahr bereits verbraucht – während der restlichen Monate verzehren wir das Kapital.»
Und mit den nachhaltigen Entwicklungszielen, die im September 2015 von allen UNO-Staaten, inklusive der Schweiz, verabschiedet wurden, könnten wir unsere Welt tatsächlich auf den richtigen Kurs bringen. Bedingung für einen Erfolg ist natürlich, dass auch die reichen Länder bereit sind, sich einzuschränken.
Wir sollten dennoch optimistisch bleiben und für diese Ziele weiterkämpfen. «Der einzige Mist auf dem nichts wächst, ist der Pessimist» – diese Aussage seines Vaters motiviert Hans Herren, sein Leben lang für eine bessere Welt zu kämpfen!
David Fritz ist Kommunikationsleiter bei Biovision
Mehr zum Thema «mehr | weniger» im Zeitpunkt 148
Ein weiteres Problem der globalen Ernährungssicherheit ist unser Fleischkonsum. Eine Kalorie aus tierischer Produktion erfordert zwei bis sieben Kalorien für Futtermittel, für ein Rindersteak sind es sogar 7 bis 14 Kalorien. Der Pro-Kopf-Fleischkonsum in der Schweiz hat von rund 64 Kilo in den 80er Jahren auf heute 53,6 Kilo pro Jahr abgenommen.1 Nicht eingerechnet ist allerdings das im grenznahen Ausland günstig eingekaufte Fleisch. Und in vielen Schwellenländern wächst der Fleischkonsum enorm.
Hinsichtlich der Ressourceneffizienz ist ein gewisser Anteil an tierischen Produkten für die menschliche Ernährung sinnvoll, so sind zum Beispiel zwei Drittel der weltweiten Agrarfläche nur als Gras- und Weideland nutzbar. Doch heute wird die Massentierhaltung übertrieben – unnötigerweise wird ein Drittel der Weltgetreideproduktion an Nutztiere verfüttert. Würden wir weltweit weniger Fleisch konsumieren, stünden mehr Nahrungsmittel für Menschen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass die Massenproduktion von Fleisch negative Auswirkungen auf unser Klima hat und der Wasserverbrauch enorm ist.
Für eine Welt ohne Hunger müssen nicht in erster Linie mehr Kalorien produziert werden, sondern wir müssen sicherstellen, dass die produzierte Nahrung nachhaltig ist und besseren Nährwert hat. Mit agroökologischen Methoden könnte dieses Ziel erreicht werden. Dies zeigt unter anderem die Langzeitstudie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), die in Indien, Kenia und Bolivien ökologische Anbaumethoden mit konventionellen verglichen hat.2 Hinzu kommt, dass eine ökologische Landwirtschaft die Biodiversität erhält, eine wesentliche Voraussetzung, um gegen Klimawandel und Wetterextreme resilienter zu werden.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass kleinbäuerliche Betriebe vor allem in Entwicklungsländern modernisiert werden, da dort oft schon auf dem Feld, bei der Verarbeitung und Lagerung sehr viele Nahrungsmittel verrotten und die Konsumenten nicht erreichen.
Auch bei uns ist die Nahrungsmittelverschwendung massiv zu reduzieren, und die Konsumenten müssen über die wahren Kosten der Produkte informiert werden. Industriell hergestellte Lebensmittel sind im Laden billiger als Bio-Produkte. Aber die Rechnung ist falsch, denn wenn die Kosten für unsere Umwelt, das Klima, die Biodiversität und unsere Gesundheit mit eingerechnet würden, dann wäre Bio deutlich billiger.
In seinem kürzlich erschienen Buch, «So ernähren wir die Welt», beschreibt der Schweizer Landwirtschafts- und Entwicklungsexperte Hans Rudolf Herren neben seiner Vision, wie wir in der Landwirtschaft mit weniger wesentlich mehr erreichen könnten, den aktuellen Umgang mit unserem Planeten: «Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt. Wir müssen von den Zinsen leben, die sie abwerfen und dürfen das Kapital nicht aufbrauchen. Doch genau Letzteres tun wir heute: Im August ist der Zins für das ganze Jahr bereits verbraucht – während der restlichen Monate verzehren wir das Kapital.»
Und mit den nachhaltigen Entwicklungszielen, die im September 2015 von allen UNO-Staaten, inklusive der Schweiz, verabschiedet wurden, könnten wir unsere Welt tatsächlich auf den richtigen Kurs bringen. Bedingung für einen Erfolg ist natürlich, dass auch die reichen Länder bereit sind, sich einzuschränken.
Wir sollten dennoch optimistisch bleiben und für diese Ziele weiterkämpfen. «Der einzige Mist auf dem nichts wächst, ist der Pessimist» – diese Aussage seines Vaters motiviert Hans Herren, sein Leben lang für eine bessere Welt zu kämpfen!
David Fritz ist Kommunikationsleiter bei Biovision
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08. Januar 2017
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