Arme Haushalte haben die höchste Steuerbelastung

Britische Zahlen machen deutlich, dass 50 Prozent des Einkommens des ärmsten Zehntels von der Steuer aufgefressen wird, beim reichsten Zehntel ist es ein Drittel.

Wenn es um die steuerliche Belastung von großen Vermögen und Einkommen geht, wird gerne zur Abwehr einer höheren Besteuerung gesagt, dass diese doch den Löwenanteil an den Steuereinnahmen beitragen. So bezahlen die 10 Prozent der höchsten Einkommensbezieher fast 50 Prozent der Einkommenssteuer. Allerdings hat der Anteil der Lohnsteuer und der Umsatzsteuer in den letzten Jahren stetig zugenommen, während der der veranlagten Einkommens-, Vermögens-, Gewerbe- oder Erbschaftssteuer abnahm. Und allgemein sind die reichen Haushalte relativ weniger durch Steuern und Umgaben entlastet.

Neue Zahlen der britischen Statistikbehörde, die von der TaxPayer's Alliance ausgewertet wurden, machen dies für Großbritannien drastisch deutlich. Bei den ärmsten 10 Prozent der Haushalte fließen 47 Prozent ihres Einkommens in steuerliche Abgaben. Das Meiste geht in die Umsatzsteuer, die in Großbritannien wie in Deutschland vor allem die ärmeren Haushalte stärker belastet. Die Rede davon, dass die ärmeren Schichten von Steuern entlastet werden oder die reicheren mit ihren "breiteren Schultern" mehr tragen, gehe an der Wirklichkeit vorbei.
Bei einem durchschnittlichen Einkommen von 9.743 Pfund, inklusive Sozialleistungen, im ärmsten Zehntel, bleiben nach den Steuern noch 5.132 Pfund übrig. 13,9 Prozent des Einkommens gehen in die Mehrwertsteuer, 7,2 Prozent in die Gemeindesteuer und 5,6 Prozent in die Tabak- und Alkoholsteuer. Die reichsten 10 Prozent der Haushalte zahlen durchschnittlich 37.287 Pfund an Steuern, das sind nur 35 Prozent ihres Einkommens, dabei ist die Einkommenssteuer mit 19,1 Prozent der höchste Posten.

Durchschnittlich zahlt jeder Haushalt 243 Pfund mehr an Steuern, als er seitens des Staates an Sozialleistungen, Steuerbegünstigungen etc. erhält. Die reichsten 10 Prozent zahlen 30.000 Pfund mehr, als sie erhalten. Und es findet eine Umverteilung statt. Vor Steuern haben die reichsten Haushalte ein 27 Mal größeres Einkommen als die ärmsten, nach den Steuern ist es nur noch 5,8 Mal so hoch. Allerdings bekommen auch die reichsten 10 Prozent durchschnittlich 4.980 Pfund an staatlichen Zuwendungen, das ärmste Zehntel erhält durchschnittlich 7.961 Pfund.

Der britische Bund der Steuerzahler kritisiert zwar vor allem die steuerliche Belastung der armen Haushalte, aber nach Jonathan Isaby, dem Vorsitzenden, ist das Steuersystem aus dem Ruder gelaufen: "Das Steuersystem belastet die Ärmsten nicht nur am härtesten, sondern die an der Spitze tragen viel mehr, als man vernünftig ihren 'gerechten Anteil' nennen kann." Wenn überraschend wird nach einer Steuerreform gerufen und vor allem gefordert, weniger Steuergelder auszugeben. Als wichtiger Schritt wird genannt, die Umsatzsteuer, die die Ärmsten am meisten trifft, nicht zu erhöhen, sondern sie zu senken. Und auch die "Luststeuern" auf Alkohol oder Tabak sollten gesenkt werden, dafür sollte der Staat davon absehen, die Reichsten steuerlich mehr zu belasten.
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Dieser Artikel ist auf dem Newsportal Telepolis erschienen

05. Januar 2015
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