Christliche Atomenergie?

Menschen, die sich vorbildlich gegen die Atomenergie einsetzen oder praktische Alternativen aufzeigen, werden alljaehrlich mit dem internationalen Nuclear-Free Future Award ausgezeichnet. In diesem Jahr wird dieser bekannteste Anti-Nuklear-Preis am 18. Oktober in Salzburg vergeben.


Papst Benedikt XVI wird diesen Preis mit Sicherheit nicht bekommen. Denn der deutsche Papst hat sich - laut Zeitungsberichten aus dem Vatikan - zwar gegen die Atombombe aber fuer Atomkraftwerke ausgesprochen. Damit setzt sich Benedikt XVI. gegen die Menschlichkeit ein, denn die Atomenergie ist keine umwelt- und auch keine menschenfreundliche Energie.


Allein die Herstellung des Treibstoffs der Atomkraftwerke, der Uranabbau und die Yellow-Cake-Aufbereitung, verstrahlen nicht nur die Luft, Erde und Wasser. Tausende von Menschen in den Gebieten, wo Uran abgebaut und aufkonzentriert wird, leiden unter dieser Strahlung und Umweltvergiftung. Betroffen sind vor allem Ureinwohner wie in Australien, Kanada oder in den Uranbergbaulaendern Afrikas und Lateinamerikas. Gerade hat sich die Regierung Brasiliens, der Staat mit den meisten Anhaengern der katholischen Kirche, fuer den Ausbau der bestehenden Uranminen in Bahia und fuer die Errichtung neuer Uranminen im nordostbrasilianischen Ceara ausgesprochen - zum Leidwesen der lokalen Bevoelkerungen. Und in Afrika will nun auch Angola Uran abbauen.

Atomenergie ist keine christliche Energie. Weshalb der Umkehrschluss lauten muss, der Papst fuehrt die katholische Kirche auf einen nicht-christlichen Irrweg.

Der Münchner Autor, Atomkritiker und Begruender des Nuclear-Free Future Award, Claus Biegert, zog die Konsequenz und trat aus der katholischen Kirche aus.

Norbert Suchanek

Rio de Janeiro, 13.08.2007

-----------------------------------------------------------------------

Hier der Brief von Claus Biegert:

Seine Heiligkeit
Papst Benedikt XVI.
Citta del Vaticano

München, den 10. August 2007

Euer Heiligkeit,

wie die Zeitungen aus dem Vatikan berichten, haben Sie sich gegen den Gebrauch von Kernwaffen, aber für die Nutzung der Kernenergie ausgesprochen. Eure Botschaft an die Welt lautet also: Atombomben nein, Atomstrom ja. Beides aber ist miteinander verzahnt, auch Sie können es nicht trennen!

Rund um den Erdball hat unsere nukleare Gesellschaft eine Spur des Leids hinterlassen. Wo immer der Rohstoff Uran in den letzten Jahrzehnten abgebaut wurde, ist das Land meist unbewohnbar geworden und werden seine Bewohner bis heute von Siechtum heimgesucht. Die Leidtragenden sind in der Mehrzahl indigene Völker, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass ihnen ihr Land heilig ist. In jedem Kontinent bietet sich eine nahezu identische Situation. Ich wünschte, Sie würden sich ein Bild davon machen. In jedem Fall stehen Ihnen im Archiv des Vatikan ja die Unterlagen des World Uranium Hearing, 1992 in Salzburg, zur Verfügung, dessen internationalem "Board of Listeners" auch ein Vertreter des Heiligen Stuhl angehörte.

Verkürzt läßt sich sagen: Atomenergie bedeutet Kulturzerstörung und Menschenopfer. Als Stellvertreter Gottes haben Sie beides abgesegnet.

Ungelöst ist zusätzlich die Entsorgung des Atommülls. Bis heute hat die Nuklearindustrie auf diese Frage keine Antwort gefunden. Wir haben es hier, das dürfte Ihnen bekannt sein, mit erdgeschichtlichen Zeitbegriffen zu tun. Ein Reaktor zu Zeiten des Alten Testaments würde auch für unsere Nachfahren noch lange eine Gefahr bedeuten.

Heiligkeit, mit Ihrer Befürwortung haben Sie einer verantwortungslosen und gefährlichen Energiepolitik das Wort geredet.

Da ich auf Seiten derer stehe, die für eine Welt eintreten, in der weder Atomwaffen noch Atomstrom die kommenden Generationen gefährden können, sehe ich mich gezwungen, aus Ihrer Kirche auszutreten.

Unseren nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft
wünscht
Claus Biegert

http://www.nuclear-free.com/deutsch/frames4.htm
16. August 2007
von: