Schlimmer als AIDS: «Tod aus Verzweiflung»

Mortalität unter weissen Amerikanern ohne College-Abschluss steigt

Während die Lebenserwartung in den USA immer noch steigt, sinkt sie in einer Gruppe in bedrohlichem Ausmass: den Weissen mittleren Alters ohne College-Abschluss. Anne Case, Professorin für Ökonomie an der Princeton-University, deren Studie (zusammen mit Angus Deaton) die Tatsache in die öffentliche Wahrnehmung brachte, spricht von «Tod aus Verzweiflung». Die erhöhte Mortalität geht zurück auf Suizide, Überdosen von Drogen und Krankheiten als Folge von Alkohol- und Drogenkonsum. Eine direkte Verbindung zum gesunkenen Einkommen ist allerdings nicht festzustellen, davon waren u.a. auch Gruppen mit College-Abschluss betroffen.

Case sieht die Ursache in «kumulativen Nachteilen». Während ein Arbeiter mit Highschool-Abschluss früher eine Familie ernähren konnte, braucht es dazu heute zwei Einkommen, und die Jobs für niedrige Bildungsniveaus sind heiss umkämpft. Eine Folge davon ist, dass die Heiraten, die in einem Leben für Stabilität sorgen, seit Jahrzehnten zurückgehen – weil man sich eine Familie einfach nicht mehr leisten kann. Dazu kommen eine schwächere körperliche und geistige Gesundheit, Isolation, Fettleibigkeit, ein schrumpfender Arbeitsmarkt und eine nachlassende Bindung an die Arbeit.

Als Massnahmen empfiehlt Case Programme zur Bekämpfung von Sucht und zur Stärkung der geistigen Gesundheit, weniger Psychopharmaka und niederschwellige Bildungsmöglichkeiten, die zu Fähigkeiten führen, die in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts auch gebraucht und entlöhnt werden.

Mehr dazu:
https://www.theguardian.com/us-news/2017/mar/28/deaths-of-despair-us-jobs-drugs-alcohol-suicide