Worte des «ärmsten Präsidenten der Welt»

José Mujica spendete als Präsident von Uruguay 90 Prozent seines Präsidentengehalts für wohltätige Zwecke und lebte auf einem kleinen Bauernhof. Mujica ist nicht nur mit seiner Lebensweise ein Vorbild, sondern auch in seinen Worten, wie ein soeben erschienenes Buch zeigt.

José «Pepe» Mujica, Präsident von Uruguay 2010 bis 2015. (Bild: zvg)

José Mujica war Mitbegründer der Tupamaro-Stadtguerilla und sass während der Militärdiktatur in Uruguays 14 Jahre im Gefängnis. 1985, bei der Wiederherstellung der Demokratie, wurde er entlassen und stieg in die Politik ein. Er war Senator und bekleidete verschiedene Ämter, bevor er 2010 zum Präsidenten von Uruguay gewählt wurde. Eine Wiederwahl 2015 schloss er aus.

Das Büchlein «Worte des ‹ärmsten Präsidenten der Welt›» beinhaltete Zitate von José Mujica zu Konsum und Globalisierung, Legalisierung von Cannabis, Schwangerschaftsabbruch, Ehe für Alle und anderen Fragen. Der 83-Jährige lebt bis heute auf einem kleinen Bauernhof, den er selbst bewirtschaftet und wo er Blumen züchtet.

Eine kleine Auswahl:

«Es scheint so, als wären wir nur deshalb geboren, damit wir konsumieren.»

«Ich empfange Staatsgäste nicht in meinem Präsidenten-Bungalow, sondern in meinem kleinen Haus, wo auch meine Hunde und meine Frau leben. Wo ich schon vor meinem politischen Amt gewohnt habe. Andere Präsidenten tragen Kronen auf ihrem Kopf und brauchen rote Teppiche und Diener. Nun ja, gut für sie. Wenn sie einen Tee möchten, rufen sie nach jemandem. Ich stehe auf und bereite ihn mir selbst zu. Wenn die anderen so etwas brauchen, ist das ihre Sache; ich kritisiere sie nicht, aber das ist nicht die Art, wie ich lebe. Das hat nichts mit dem zu tun, wie die normalen Menschen leben. Die meisten haben keine Diener, warum soll ich also welche haben?»

«Als ich nach Deutschland reiste und mein Besuch zur Staatsangelegenheit erklärt wurde, bekam ich ein gepanzertes Auto und eine Eskorte von 50 Polizisten. Ich brauchte das nicht, aber das war eine Entscheidung der deutschen Regierung und ich respektierte sie, da ich auch meine Präsidentensymbole habe. Ich habe einen Präsidenten-Bungalow mit 40 Dienern, die alle überflüssig sind, weil der Präsident ja nicht dort wohnt. Für diese müssen wir 40 Gehälter zahlen, mit denen man zwei Schulen finanzieren könnte.»

«Politiker zu sein bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die die Situation verbessern. Aber man kann nicht auf beiden Seiten stehen. Man kann entweder auf der Seite der Minderheit oder der Mehrheit stehen. Es gibt keinen Platz in der Mitte.»

«Wir verschleudern weltweit zwei Millionen Dollar pro Minute für Rüstungsausgaben. Wer behauptet, dass kein Geld da ist, hat kein Schamgefühl.»

«Die Homo-Ehe ist älter als die Erde. Es gab Julius Caesar und Alexander den Großen. Man sagt, sie sei eine moderne Erfindung, aber sie ist älter als die Menschheit. Sie ist eine Realität. Sie existiert. Sie nicht zu legalisieren, hieße Menschen unnötig zu quälen.»

«Im Jahr 2013 feierten sie in Kalifornien eine Wasserpumpe, die seit hundert Jahren ihren Dienst tat. Hundert Jahre! Alles, was heutzutage hergestellt wird, ist nur Wegwerfmüll, der zu dem Zweck hergestellt wird, dass die Menschen kaufen und kaufen.»

«Für alles existieren Marketingstrategien: für Friedhöfe, für Entbindungsheime, für Väter, für Mütter, für Großväter, für Autos und für Ferien. Alles ist zum Geschäft und zur Ware geworden.»

«Wenn ich viele Dinge besäße, müsste ich auch auf sie aufpassen. Wahre Freiheit bedeutet, wenig zu konsumieren und zu besitzen.»

«Während wir Geld für einen neuen Ferrari ausgeben, gibt es Menschen, die mit zwei Eimern fünf Kilometer laufen müssen, um Wasser zu finden. Ist das etwa Solidarität? Lasst uns endlich mit so etwas aufhören!»

«Unsere Welt braucht nicht so viele internationale Organisationen, die lediglich den großen Hotelketten nutzen, sondern mehr Menschlichkeit und mehr Wissenschaft.»

«Politik ist der Kampf für das Glück aller Menschen.»

«Der moderne Mensch ist dauernd in Eile, weil es katastrophal ist, wenn die Wirtschaft nicht ständig wächst.»

«Besser zu leben bedeutet nicht, mehr zu haben, sondern glücklicher zu sein.»

«Alle bei der FIFA sind Scheißkerle.»

 

José «Pepe» Mujica: Worte des ‹ärmsten Präsidenten der Welt›. Nomen-Verlag, 2018. 148 S. EUR 10.– ISBN 978-3-939816-51-1