Energieunternehmen planen intelligente Stromnetze

Versorger bereiten sich auf die nächste Innovation in der Energieversorgung vor: 60 Mrd. Euro Investitionskosten im deutschsprachigen Raum bis 2020. Der Übergang zu intelligenten Stromnetzen (Smart Grid) ist durch Insellösungen gefährdet. Offene Standards sind notwendig für zukunftsfähige Stromversorgung. Die moderne Technik kann Energieeffizienz dramatisch verbessern.

Eine sichere, zukunftsfähige und effiziente Stromversorgung ist mit der Aufrüstung konventioneller Netze allein langfristig nicht zu bewältigen. Erforderlich ist eine Umstellung auf das so genannte Smart Grid (Intelligentes Stromnetz). Diese kommende Innovation in der Energiebranche wird derzeit von den grossen Versorgern vorbereitet. Doch eine Vielzahl technischer Insellösungen und fehlende, übergreifende, offene Standards erschweren den Aufbau des Smart Grid. Dabei kommt es darauf an, die strategischen Weichen jetzt zu stellen, um die Stromversorgung nachhaltig zu sichern und effizienter zu machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der internationalen Strategieberatung Booz & Company, auf Basis einer Befragung der 15 führenden Energieunternehmen Europas.
„Die Energieversorger in der Schweiz, Deutschland und Österreich planen, bis 2020 rund 60 Mrd. Euro in die Modernisierung der Netze zu investieren, davon rund 20-30 Mrd. Euro in Smart Grid-Technologie oder damit verbundene Kosten. Smart Grid ist das grosse Innovationsthema der Stromindustrie“, betont Rolf Adam, Mitglied der Geschäftsleitung bei Booz & Company. „Wichtig ist jedoch, neben den technischen Möglichkeiten die wirtschaftlichen Potenziale im Auge zu behalten. Notwendig sind hierfür von der Branche gemeinsam erarbeitete Standards und eine langfristige Erschliessung des Marktes. Energieversorger erhalten durch neue Anwendungen Potenziale zur Umsatzsteigerung von über 100 Terrawattstunden (TWh)“, erklärt Adam.
Smart Grid bezeichnet die Verbindung des Stromnetzes mit moderner Elektronik. Dies ermöglicht mittelfristig eine dezentrale Energieerzeugung in grossem Massstab. Intelligente Netze bilden somit den entscheidenden Hebel, um energiepolitische Vorgaben, wie die Senkung des CO2-Ausstosses oder die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, zu erreichen. Energieversorgern helfen sie, auf verändertes Verbraucherverhalten – etwa den Trend zu Elektroautos – flexibel zu antworten.
Kunden können dank intelligenter Stromzähler (Smart Meter) in Echtzeit ihren Verbrauch kontrollieren und dann gezielt anpassen. Der volkswirtschaftliche Nutzen durch eingesparte Energieressourcen und geringere Schadstoffemissionen ist erheblich: Allein die flächendeckende Nutzung von Smart Meters und eines effizienten Nachfragemanagements (Demand Response) kann im deutschsprachigen Raum zu Einsparungen von über 13 TWh führen. Das entspricht ca. 3,5 Mio. Haushaltskunden. 

Quelle: Booz & Company
www.strategy-business.com

03. Juli 2008
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