Fehler machen, hinfallen, aufstehen, weiterlernen

Der Anspruch, niemals Fehler zu machen, will letztlich den Menschen überwinden – und damit die Menschlichkeit. Unsere Autorin plädiert für Mitgefühl – auch bei eigenen Fehlern.

Foto: Henley Design Studio

Fehler zu machen, ist etwas durchaus Menschliches: «Nur aus Fehlern kann man lernen!» – wie oft habe ich diesen Satz schon gehört, und es ist viel Wahres daran! 

Bei Kleinkindern kann man das wunderbar beobachten. Sie versuchen, das, was sie sehen oder hören, nachzumachen. Sie probieren es wieder und wieder. Sie machen einen «Fehler» nach dem anderen, versuchen es erneut und geben nicht auf. Irgendwann beherrschen sie Laufen, Sprechen oder etwas anderes. Je nach den eigenen inneren Erwartungen oder Ansprüchen vervollkommnen sie das bisher Gelernte, ihre Neugier wird grösser, und sie lernen immer wieder Neues hinzu. 

Und so geht es ein Leben lang weiter: «Aus Kindern werden Leute!»

Allerdings, je älter und grösser das Menschlein wird, kann es beim Ausprobieren auch Erfahrungen machen, die sehr schmerzhaft sind. Das kann auf der körperlichen Ebene durch Stossen, Stechen, Schneiden, Verbrennen u.s.w. sein, genauso aber auch auf der psychosozialen oder emotionalen Ebene. 

Wenn man aus solchen Fehlern einfach nur lernt und sie nicht wieder begeht, kann man diese Erfahrungen positiv nennen und die daraus resultierende Angst als gesundes Warnzeichen vor Gefahr nehmen. So gesehen ist Angst ein wichtiger lebensrettender Impuls.

Wenn aber eine Erfahrung so schmerzhaft ist, dass man danach Angst bekommt, neue Schritte zu tun, neue Erfahrungen zu machen, kann das die weitere Entwicklung des Menschen erheblich behindern. 

Auf der psychosozialen Ebene wirkt sich das oft verheerend aus. Wenn kleine oder grosse Menschen für ihre Fehler ausgelacht, verhöhnt, verspottet, beschimpft, ausgegrenzt und bestraft werden, kann die ganze gesunde Entwicklung zu einem selbstbewussten verantwortungsvollen Erwachsenen gestört sein. Die Angst davor, Fehler zu machen, wird übermächtig und führt zu Blockaden des natürlichen Lebens. 

Den grössten Fehler, 
den man im Leben machen kann, ist, 
immer Angst zu haben, 
einen Fehler zu machen.
Dietrich Bonhoeffer)

Wie können wir dieses Dilemma vermeiden? Wie können wir die Angst vor Fehlern überwinden?

Das Silicon Valley hat eine Antwort gefunden: KI, Künstliche Intelligenz. Alles wird perfekt digital gesteuert durch den implantierten Chip. Der fehlerfreie Algorithmus wird eingegeben. Menschliche Fehler werden damit ausgemerzt. Es lebe der Transhumanismus! – oder ist es schon der Posthumanismus?

Ein anderer Weg wäre: Die Rückkehr zur Menschlichkeit! Mensch sein mit all unseren guten und schlechten Eigenschaften. Menschlich mitfühlend und verständnisvoll bleiben, wenn mensch Fehler macht. Denn diese Fehler tragen letztendlich dazu bei, dass wir uns weiterentwickeln, dass wir stolpern und lernen, wieder aufzustehen.

Ich will ein fehlbarer Mensch bleiben mit der Einsicht, dass ich in dieser Inkarnation nicht perfekt sein kann! Und auch nicht nur gut! Ich bin mir durchaus bewusst darüber: «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,» wie Johann Wolfgang von Goethe seinen Doktor Faust erkennen lässt. 1783 schrieb Goethe in seiner Ode an die Göttlichkeit: «Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!» Daselbst schreibt er aber auch: »Es leuchtet die Sonne über Bös' und Gute.»

In meinen Augen macht die Vielfalt des menschlichen Daseins das Leben erst lebenswert. Dazu gehört die Freiheit, aus verschiedenen Wegen den für mich richtig erscheinenden frei wählen zu können und dafür die Verantwortung zu übernehmen. 

Manchmal ist der gewählte Weg aus einer anderen Perspektive der falsche. Aber ich weiss inzwischen: die Überwindung der Angst vor zu begehenden Fehlern ist der Weg in die Freiheit! Und da ich aus Fehlern nur lernen kann, ist jeder Weg genau der richtige!

Heute Abend ist auch wieder die Gelegenheit, dich für einen richtigen Weg zu entscheiden: für den Weg des Friedens und der Freiheit. 

Nimm dir vielleicht die Zeit für eine kleine Kontemplation. Erforsche dich selbst: Was sind meine guten Seiten? Was sind meine dunklen Seiten? Wo habe ich Angst Fehler zu machen? Wie kann ich diese Ängste überwinden? Schaffe ich das alleine? Brauche ich dafür Unterstützung?

Angstfrei treffen wir uns wieder um 21 Uhr im morphogenetischen Feld des Friedens und der Freiheit.

Ich wünsche uns allen eine schöne Frühlingswoche mit vielen guten Gedanken für eine friedliche Zukunft! 

b

Eva-Maria Gent 
…………………………
www.eva-maria-gent.de

www.gesellschaft-in-balance.de
www.charta-demokratiekonferenz.org