Jimmy Gerum möchte mit «Leuchtturm ARD» eine Medienrevolution vollbringen

Der Filmproduzent Jimmy C. Gerum backt keine kleinen Brötchen. Mit «Leuchtturm ARD» hat er eine Initiative gegründet, die die Erneuerung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zum Ziel hat. Eine Schweizer Partnerorganisation zur Reform der SRG ist in den Startlöchern.

Zeitpunkt: Wie ist die Initiative entstanden und was verbirgt sich dahinter?

Jimmy Gerum: Ja, also die Grundlage ist eine umfangreiche Recherche. Ich habe mir in den vergangenen Jahren den Luxus eines Vollzeitstudiums in Geopolitik, Weltgeschichte, Philosophie und Psychologie geleistet. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt. Zusammen haben wir überlegt, wie man diese Welt verbessern könnte. Und daraus ist der «Leuchtturm ARD» entstanden. Denn es geht darum, dass die öffentliche Meinung ein Schlüssel ist, um diese Welt multipolar und ausgewogen zu machen. Wir alle sollten wissen, wovon wir reden, wir sollten Vertrauen haben zu den Informationen, weil wir sie selber nicht überprüfen können. Wir brauchen einen Ort der Orientierung und der öffentliche Rundfunk ist eigentlich dieser Ort. Doch wenn man die Berichterstattung analysiert, stellt man fest, dass er seit Jahrzehnten Desinformation betreibt. Der juristische Weg dagegen, der in den vergangenen Jahrzehnten von vielen gegangen worden ist, war nicht erfolgreich. Und deswegen starten wir jetzt eine Graswurzelbewegung.

Multipolarität, Ausgewogenheit, Staatsferne steht im Untertitel auf der Webseite «Leuchtturm ARD». Aber was ist denn genau dieser Leuchtturm?

Der «Leuchtturm ARD» ist die Art, wie die ARD in Zukunft aussehen wird. Dazu gehört die im Internet entstandene, unabhängige, journalistische Nachrichtenwelt. Viele Portale, die hervorragenden Journalismus machen, sollten mit dem durchaus auch hervorragenden Journalismus des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammenarbeiten. Allerdings müssen wir diese Redakteure vorher von dem Korsett der Desinformation befreien, das entstanden ist. Es ist entstanden durch fremde, intransparente Interessen.
«Leuchtturm ARD» hat als Basis die Ergebnisse, die das Media Future Lab 2021 hervorgebracht hat. An der Ludwig-Maximilians-Universität München gab es mit dem Professor Michael Meyen eine Konferenz, die eine Medien Utopie gestaltet hat. Und die lässt sich auf zwei Worte reduzieren: Transparenz und Kontrolle. Wenn wir jetzt mit den Verantwortlichen bei ARD und ZDF ein Gespräch führen über die Fehlleistungen der Vergangenheit, dann geht es vor allem darum, ein System zu installieren, das zu 100 Prozent Transparenz und Kontrolle im Vordergrund hat. Diese Utopie hat von uns den symbolischen Titel «Leuchtturm ARD» bekommen, weil ein Leuchtturm Orientierung gibt.

Jeder Reformprozess fängt mit einem Problembewusstsein an. Ein solches sehe ich nicht. Beim ÖRR versichert man sich immer wieder über Studien, dass alles richtig läuft. Und die Quote stimmt ja auch - ARD und ZDF haben während der Coronazeit deutlich an Einschaltquote gewonnen.

Die ersten Menschen, die zu uns kommen, sind unabhängige Menschen, die reflektieren. Und die sich einfach anschauen, was die letzten Jahrzehnte passiert ist. Viele sind in ihrem Korsett noch gefangen und dieses Korsett müssen sie ablegen. Je höher die Gehaltsstufe von diesen Leuten, desto leichter sollte es ihnen fallen hinter die Fassade zu blicken und ihr Handeln in Frage zu stellen. Wir brauchen alle an einem Tisch, um eine Zukunft für uns alle zu bauen, die am Gemeinwohl orientiert ist. Die frei ist von fremden Interessen. Mir ist klar, dass das ein idealistisches Bild ist. Doch es ist kein naives Bild, denn wir wissen ganz genau, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Und das Problem ist, dass 80 Prozent der Menschen das noch nicht so genau formulieren können, weil sie sich nicht auf unabhängigen Nachrichtenportalen bewegt haben.
Das ist eine zehnjährige Bewegung. An der Spitze waren so fähige Journalisten wie Ken Jebsen, die unglaublich vielen klugen Köpfen ein Forum geboten haben, die jahrelang in Archiven geforscht haben, die unsere historische Aufarbeitung geleistet haben. Etwas, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk versäumt hat. Egal welche Zeit man nimmt, wir haben so viele dunkle Geschichten in unseren Jahrzehnten seit 1945. Und natürlich kann man in der Geschichte auch weiter zurückgehen bis 1870 und sieht da schon Fehlentwicklungen. Unsere Vision ist, dass wir unsere Bürger zu mündigen Bürgern machen und der öffentliche Rundfunk hat dabei eine zentrale Aufgabe. Er ist ein Geschenk, den weise Politiker 1949/50 gegründet haben. Und dieses Geschenk wurde missbraucht von den falschen Kräften. Dieses Geschenk hohlen wir uns jetzt zurück und schaffen genau diese Medien, diese gemeinwohlorientierte Welt, diese achtsame Welt, die wir uns in den Utopien ausgemalt haben, indem wir diese fremde Interessen ein für alle Mal auslöschen, vor allem die intransparenten. Wenn es schon Interessen geben muss, dann müssen diese klar formuliert werden. Wenn ich einen Claus Kleber sehe, dann will ich, dass er an seinem Revers die Atlantikbrücke trägt, so wie es jeder anständige Fußballtrainer auch macht. Aber sich neutral zu gebärden, ist einfach nur eine Beleidigung für die menschliche Intelligenz.

Apropos Ken Jebsen: Dieser Name ist in den Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dermaßen verbrannt und geächtet. Man darf ihn eigentlich gar nicht in den Mund nehmen. Denken Sie, dass Sie mit Ihrer Initiative in den Sendern auf Verständnis treffen werden?

Die Verantwortlichen dort kriegen sehr viel Gehalt und ich erwarte von ihnen Flexibilität in ihrem unternehmerischen Geist. Ich erwarte vor allem von diesen gut bezahlten Menschen, dass sie reflektieren, was nicht Gemeinwohl orientiert war in der Vergangenheit, wo fremde Interessen ins Spiel gebracht wurden. Diese Transparenz erwarten wir jetzt. Das ist etwas, was diese Zeit jetzt verlangt. Sie haben es übertrieben mit dem Narrativ, das in den letzten zwei Jahren gefahren wurde. Das ist eines öffentlichen Rundfunks nicht würdig. Da wurde vielfach der Medienstaatsvertrag verletzt, in dem sich Leitlinien finden wie Multipolarität, Ausgewogenheit und Staatsferne.
Nehmen wir zum Beispiel die Trusted News Initiative, die 2016 gegründet worden ist. Das ist ein Zusammenschluss sämtlicher wichtigen Medien, zu denen ARD und ZDF gehören, auch der ORF und die SRG, sämtliche Rundfunkanstalten ganz Europas plus Microsoft, Facebook, Twitter, YouTube. Also quasi das gesamte Silicon Valley, dazu das Wallstreet Journal und die grössten Nachrichtenagenturen westlicher Art.
Sie haben ein einheitliches Narrativ beim Thema Impfung aufgebaut, das durchaus in Zusammenarbeit mit den Pharmakonzerne entstanden ist. Sie haben auch alternative Behandlungsmethoden verschwiegen. Sie haben den Wuhan Lab Leak verschwiegen. Sie haben eine Menge Macht, das Narrativ zu beeinflussen. Da reden wir von Fakten. Das sind keine Verschwörungstheorien oder sowas.

Ähnliche Initiativen, die die öffentlich-rechtlichen Medien reformieren wollten, gab es schon einige. Sie wurden auch von bekannten Personen unterstützt, zum Beispiel von Kristina Schröder, der ehemaligen Familienministerin der SPD. Passiert ist nicht viel. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind Tanker, die nur sehr schwer den Kurs ändern. Warum sollte «Leuchtturm ARD» nun erfolgreich sein?

Unsere Strategie ist, dass wir mit unserer Gemeinschaft und mit der Zukunft für unsere Kinder argumentieren. Wir erwarten jetzt Flexibilität von unserem Rundfunk, weil wir ihn mit jährlich acht Milliarden Euro bezahlen. Jeder von uns hat einen Stein in der Hand. Das sind diese lächerlichen 18 Euro, mit denen wir eine gemeinwohlorientierte Welt bauen können. Diese acht Milliarden halten wir jetzt so lange zurück, bis wir den Medienstaatsvertrag zufriedenstellend erfüllt sehen. Das wird dann der Fall sein, wenn Multipolarität, Ausgewogenheit und Staatsferne das oberste Prinzip unseres öffentlichen Rundfunks geworden ist, wenn Selbstkritik und Selbstreflexion stattfindet in den Führungsetagen. Am 3. Oktober 2022 wird das passieren vor der deutschen Bürgerschaft, live in der Tagesschau.

Das Ganze ist nicht völlig illusorisch, weil schon geschehen. In Dänemark hat sich zum Beispiel die grösste Boulevardzeitung entschuldigt für die Corona-Berichterstattung. Gibt es auch Bestrebungen, die Bewegung in die Schweiz und nach Österreich zu bringen?

Natürlich ist jedes Land betroffen. Viele Länder haben ja nicht dieses Privileg, dass sie einen öffentlichen Rundfunk haben. Er wurde in vielen Ländern schon abgeschafft. Aber jedes Land, das noch selbst für diesen öffentlichen Rundfunk bezahlt, hat natürlich das Recht, dass man dort Orientierung bekommt und dass Transparenz oberstes Gebot ist, wo in der Vergangenheit fremde Interessen mit im Spiel waren. Wir suchen momentan nach Kooperationen. Ich bin überzeugt, dass wir schon sehr bald den Leuchtturm SRG und den Leuchtturm ORF ins Leben rufen.

Webseite: https://leuchtturmard.de/

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Das Gespräch führte Ole Skambraks.

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Weitere Quellen:

Veränderung der Welt in 5 Minuten: https://youtu.be/FcrSJRstgtI 

8 min Verfassungsbruch ÖRR: https://youtu.be/JJlfcxTY2ME

33min Leuchtturm ARD erklärt: https://youtu.be/QdNql_Bbs4I

Jimmy Gerum: Wie ich das Vertrauen in die Leitmedien verlor

Jimmy Gerum: Drei Lösungen für die Probleme dieser Welt für ein Ende der Heuchelei, aus deutscher Sicht

Nachdenkseiten: Interview mit einem, der auszog, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu reformieren