Horst Stowasser, das war für mich eine muntere, energiegeladene Telefonstimme, als ich wegen eines Artikels für das Zeitpunk-Titelthema «Konstruktive Anarchie» mit ihm sprach. Das war vor allem der Autor eines der besten und mitreissendsten Sachbücher, das ich je gelesen hatte: des 500-Seiten-Wälzers «Anarchie!», eines Buches, mit dem er mir die Ordnung ohne Herrschaft nahe gebracht hat wie wohl tausenden von Lesern vor mir. Ein Mensch, der zu leben versuchte, was er schrieb, der als Aktivist ins Gefängnis gegangen war und bis zuletzt am Aufbau seines Wohnprojekts in Rheinland-Pfalz arbeitete.

Ich kann nicht fassen, dass er so früh gestorben ist und konnte bis jetzt nicht herausfinden, welches eigentlich die Todesursache war. Bis vor kurzem noch hatten wir uns Mails über neue Pläne geschrieben, einen Artikel für «Zeitpunkt» z.B. über sein Wohnprojekt. Horst Stowasser war voller Mut und sah den Anarchismus, jetzt da das Konzept der repräsentativen Demokratie deutliche Risse zeigte, endlich wieder im Aufwind. Ich bin einfach traurig und habe nicht die geringste Ahnung, wer das "Anarcho-Urgestein" in Zukunft annähernd ersetzen könnte. Wahrscheinlich können das nur viele Menschen gemeinsam, die sich von seinem freien, rebellischen, humorvoll-sarkastischen und dabei warmherzigen Geist inspirieren lassen. (Roland Rottenfußer)

Quelle: Stattweb

http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=5907

Die Trauerfeier für Horst Stowasser findet am Montag, 7.9., um 10 Uhr in Neustadt statt.