Morgen ist Volksentscheid in Berlin «Klimaneutral 2030»: Wie realistisch ist das?

Am Sonntag stimmen die Berliner in einem Volksentscheid ab, ob ihre Stadt bis 2030 klimaneutral sein muss. Nicht zu schaffen, sagt der Senat.
Veröffentlicht: 25. Mar 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 25. Mar 2023

In Berlin können rund 2,4 Millionen Wahlberechtigte in einem Volksentscheid darüber abstimmen, ob ihre Stadt schon 2030 klimaneutral werden soll, anstatt wie bisher geplant 2045. Konkret heisst das: Eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 95 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 1990. Ist das Vorziehen des Klimaziels überhaupt machbar?

«Ja», sagt Stefan Zimmer vom Bündnis Klimaneustart. Maßnahmen und Technologien seien vorhanden, es fehle der politische Wille. Die Frage, wie das gelingen soll, beantwortet die Initiative nicht. Man fordere ganz bewusst keine konkreten Massnahmen, denn die müsse «der Senat mit der Stadtgesellschaft partizipativ aushandeln».

Was müsste konkret passieren?

Wissenschaftler wie Volker Quaschning von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft legen den Fokus vor allem auf die Bereiche Energie, Verkehr und Gebäude - die Hauptverursacher von Kohlendioxid. Das Szenario für 2030: Komplettverzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle, Energieerzeugung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Solaranlagen auf Dächern und an Fassaden, Wärmedämmung an allen Gebäuden, keine Verbrennerautos mehr in der Innenstadt, Flugverkehr am BER statt mit Kerosin überwiegend mit alternativen Treibstoffen. Mit 112 Milliarden Euro Kosten rechnet das Bündnis für die Klimawende.

Der noch amtierende rot-grün-rote Senat lehnt diese Vorgaben allesamt ab. Zeit, Geld und Fachkräfte fehlen, ökonomisch und technisch nicht umsetzbar, lauten die Gegenargumente. «Hohe Ambitionen zu haben, ist absolut richtig und wichtig», sagt Lizzi Sieck, Expertin für kommunalen Klimaschutz beim Umweltbundesamt. «Aber die Ziele sollten so gewählt werden, dass sie vom jeweiligen Akteur auch erreichbar sind.»