Forschungsbericht IUFRO: Wald macht gesund

Interdisziplinärer Forschungsbericht untermauert den gesundheitlichen Nutzen von Wäldern und Bäumen für die Menschen weltweit
Veröffentlicht: 29. Mar 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 29. Mar 2023

Ein internationales Team von Forscher*innen aus den Bereichen Forstwirtschaft, Ökologie, Landschaftsgestaltung, Psychologie, Medizin, Epidemiologie und öffentliche Gesundheit hat die wissenschaftliche Datenlage zu den vielfältigen gesundheitsfördernden Wirkungen von Wäldern, Bäumen und Grünflächen weltweit bewertet.

Das Ergebnis der bis dato umfangreichsten Bewertung zeigt die zahlreichen Vorteile für die körperliche, seelische und soziale Gesundheit der Menschen auf, die nachgewiesenermassen mit Wäldern und Grünraum in Zusammenhang stehen. Er unterstreicht auch die wichtigen Beiträge von Wäldern und Bäumen zur Agenda 2030. 

So präsentiert der Bericht unter anderem Belege für positive Auswirkungen auf die Neuroentwicklung bei Kindern oder die kognitiven Fähigkeiten im Alter, auf Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Depressionen und stressbedingte Störungen. Obwohl sich Gesundheitsvorteile in allen Lebensphasen, beginnend bei der pränatalen Phase, belegen lassen, sind besonders die positiven Auswirkungen auf Kinder hervorzuheben, nicht zuletzt aufgrund der bedeutenden Folgen im späteren Leben. So konnte zum Beispiel in einer Studie mit Zehnjährigen in München eine positive Wirkung von Wald und Grünflächen auf den Blutdruck nachgewiesen werden.

Vor allem die Bewegung im Grünen fördert die Gesundheit. Eine Befragung von Menschen über 60 in Deutschland zeigte den deutlich positiven Zusammenhang zwischen Gesundheitszustand und Bewegung bzw. Aufenthalt in Wäldern oder Parks. Eine ähnliche Untersuchung in sechs europäischen Ländern ergab, dass das gesundheitliche Wohlbefinden und die Lebensqualität von Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen eines Seniorenheims durch regelmässige Aufenthalte im Grünen stiegen. 

Wälder, Bäume und Grünflächen sorgen nicht nur für eine gesündere Umwelt, sondern liefern auch zahlreiche Güter und Dienstleistungen, darunter Medikamente, nahrhafte Lebensmittel und andere Produkte, die die menschliche Gesundheit stärken. Heilpflanzen, die besonders für indigene Völker und lokale Gemeinschaften (IPLCs) wichtig sind, bieten eine medizinische Grundversorgung für 70 Prozent der Weltbevölkerung. Auch ein großer Anteil der in der westlichen Medizin verwendeten Medikamente beruht auf Wirkstoffen aus Wäldern und Bäumen. 

Wälder, Bäume und Grünflächen tragen auch dazu bei, die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. In Städten bieten Grünflächen und Bäume erhebliche Kühleffekte. Das ist umso bedeutsamer, als die Häufigkeit von Hitzewellen zunimmt, die das Risiko von Hitzestress und Schlaganfall stark erhöhen.

Die gesundheitlichen Vorteile von Wäldern und Bäumen, die vom körperlichen und seelischen Wohlbefinden bis zur allgemeinen Verringerung der Sterblichkeit reichen, überwiegen bei weitem die Gesundheitsrisiken. Da Gesundheitsgefahren in bzw. von Wäldern hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, zum Beispiel die verminderte Luftqualität bei Waldbränden, besteht dringender Handlungsbedarf, um diese Gefahren zu reduzieren. 

«Unser Bericht nimmt eine One-Health-Perspektive ein, die anerkennt, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt eng miteinander verbunden und voneinander abhängig ist. Wir empfehlen den Entscheidungsträger*innen in den Bereichen Wald, Gesundheit und verwandten Feldern, die Beziehungen zwischen Wald und Mensch ebenfalls integrativer zu verstehen. Durch die Verknüpfung von wald- und gesundheitspolitischen Massnahmen und Strategien können neue innovative Antworten auf die Herausforderungen für die Gesundheit und den Wald gefunden werden», sagt der Vorsitzende des Gremiums, der niederländische Forscher Cecil Konijnendijk.