Warum wir uns auf einen Sieg von Kamala Harris freuen sollten
Ein Atomkrieg zwischen den militärischen Supermächten ist wahrscheinlicher denn je. Jetzt kann uns nur noch eines retten: eine epochale Weltwirtschaftskrise. Ein Plädoyer für das kleinere Übel - und bitte nicht die Ironie verpassen!
Disclaimer: Der folgende Text ist eine persönliche Meinung. Er kann Fakten unterschlagen und einen überraschenden Lichtblick enthalten.
Das Schicksal der Welt hängt von einem Datum in naher Zukunft ab: 5. November 2024. An diesem Tag wählen die Vereinigten Staaten von Amerika ihren 60. Präsidenten. Lasst uns beten, dass die zauberhafte Kamala Harris das Rennen macht. Warum? Darauf kommen wir später zu sprechen.
Pax Americana in einer multipolaren Welt: «Multiple Theater Force Construct»
Um die Tragweite der Präsidentschaftswahlen für den Weltfrieden zu verstehen, ist es ratsam, sich mit der aktuellen Sicherheitspolitik der USA zu befassen. Aufschlussreich ist ein Papier zu diesem Thema, das die Commission on the National Defense Strategy for the United States im vergangenen Juli veröffentlicht hat. Dieses Papier ist öffentlich zugänglich. In ihrem Bericht macht die Kommission die folgenden Feststellungen und Empfehlungen für das Verteidigungsministerium und den Kongress, Zitat:
Die Vereinigten Staaten stehen vor der grössten Herausforderung und den schwerwiegendsten Auswirkungen des globalen Umfelds seit dem Ende des Kalten Krieges. Die Trends werden schlechter, nicht besser.
Das Verteidigungsministerium kann und sollte die Landesverteidigung nicht allein sicherstellen. In der Nationalen Verteidigungsstrategie wird eine «integrierte Abschreckung» gefordert, die heute in der Praxis nicht umgesetzt wird. Ein «wirklich alle Elemente der nationalen Macht» umfassender Ansatz ist erforderlich, um die Ressourcen des Verteidigungsministeriums, der übrigen Exekutive, des Privatsektors, der Zivilgesellschaft sowie der Verbündeten und Partner der USA zu koordinieren und zu nutzen.
Grundlegende Veränderungen bei Bedrohungen und Technologien erfordern einen grundlegenden Wandel in der Funktionsweise des Verteidigungsministeriums. Dieses arbeitet mit der Geschwindigkeit der Bürokratie, während die Bedrohung sich der Dringlichkeit eines Krieges nähert.
Das Konzept der Nationalen Verteidigungsstrategie zur Streitkräftedimensionierung ist für die heutigen Bedürfnisse und die Herausforderungen von morgen unzureichend. Wir schlagen ein «Multiple Theater Force Construct» vor – mit der Joint Force in Verbindung mit den Verbündeten und Partnern der USA, die so dimensioniert ist, dass sie das Heimatland verteidigen und gleichzeitig Bedrohungen im indopazifischen Raum, in Europa und im Nahen Osten bekämpfen kann.
Die industrielle Produktion in den USA reicht bei weitem nicht aus, um die heute benötigte Ausrüstung, Technologie und Munition bereitzustellen, ganz zu schweigen von den Anforderungen eines Grossmachtkonflikts.
Die Arbeitskräfte des Verteidigungsministeriums und die Freiwilligenarmee bieten einen unübertroffenen Vorteil. Allerdings haben Rekrutierungsausfälle die Truppe schrumpfen lassen und werfen ernste Fragen über die Freiwilligenarmee in Friedenszeiten auf, ganz zu schweigen von grösseren Kampfeinsätzen. Auch bei den zivilen Arbeitskräften im Verteidigungsministerium und in der Privatwirtschaft gibt es kritische Engpässe.
Die Joint Force steht heute an der Schwelle zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft. Eine weitere Belastung ohne zusätzliche Ressourcen zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft wird sie zum Zusammenbruch bringen.
Die Vereinigten Staaten müssen ihre Ausgaben effektiver und effizienter gestalten, um die zukünftigen Streitkräfte aufzubauen und nicht die bestehenden aufrechtzuerhalten. Zusätzliche Ressourcen werden notwendig sein. Der Kongress sollte zusätzliche Mittel bewilligen, um eine mehrjährige Investition in die Innovations- und Industriebasis für die nationale Sicherheit einzuleiten. Darüber hinaus sollte der Kongress die Ausgabenobergrenzen des Fiscal Responsibility Act für 2023 aufheben und für das Haushaltsjahr 2025 ein reales Wachstum der Ausgaben für die nationale Sicherheit im Verteidigungs- und Nichtverteidigungsbereich vorsehen, das mindestens in die von der Commission on the National Defense Strategy 2018 empfohlene Spanne fällt. Nachfolgende Haushalte werden Ausgaben erfordern, die die Verteidigung und andere Komponenten der nationalen Sicherheit auf einen gleitenden Pfad bringen, um Anstrengungen zu unterstützen, die den nationalen Anstrengungen der USA während des Kalten Krieges entsprechen.
Weltkriegsfitness als ultimatives Rezept für Weltfrieden
Das strategische Ziel ist im Bericht wie folgt deklariert: Die Vereinigten Staaten müssen sich weltweit mit militärischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Präsenz engagieren, um die Stabilität aufrechtzuerhalten und ihren Einfluss auf der ganzen Welt zu wahren, auch im globalen Süden, wo China und Russland ihren Einflussbereich erweitern.» An anderer Stelle heisst es: Die führenden Politiker der USA müssen öffentlich darlegen, warum diese Herausforderungen wichtig sind und warum die Vereinigten Staaten die unverzichtbare Nation bleiben, um Frieden, Stabilität und eine florierende Wirtschaft zu erhalten.»
Wir verstehen: Die USA sind überzeugt, dass nur sie allein das Recht haben, Einfluss über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszuüben. Die Einflussnahme anderer Grossmächte, wenn auch nur vor der eigenen Tür, wird nicht geduldet. Spielt sich hier eine kleine Minderheit der Weltbevölkerung als exklusive Weltmacht auf? Anders kann man diese Sicherheitspolitik nicht verstehen. Sie soll die USA nun fit für den Krieg gegen feindliche Grossmächte machen. Der Bericht ist ein einziger Mobilisierungsappell, ein pathetischer Ruf zu den Waffen. Er lässt erahnen, was uns in naher Zukunft erwartet:
- Die Konfrontation zwischen den Grossmächten wird intensiver.
- Alle Grossmächte fühlen sich zunehmend von den anderen Grossmächten bedroht.
- Die Grossmächte bauen ihre Allianzen aus, um stärker, abschreckender und noch bedrohlicher zu werden.
- Überall wird der Anteil der Rüstungsausgaben am BIP stark zunehmen.
- Die Eskalationsdynamik wird durch die Ressourcenknappheit und fehlende Kooperationsbereitschaft verstärkt.
- Alle bereiten ihre Bevölkerungen langsam auf einen grossen Krieg vor.
Warum Kamala Harris die Welt vor dem Untergang retten kann
Die Haltung von Donald J. Trump und seinen fanatischen Anhängern ist bekannt: Die Demokraten haben ihnen 2020 die Wahl gestohlen. Dieser Betrug» ist aus deren Sicht bis heute ungesühnt geblieben. Sie hassen die Demokraten, die Institutionen und die Medien, die sich – aus deren Perspektive – kollektiv gegen Trump verschworen haben. Man kann sich ohne viel Fantasie ausmalen, was passieren würde, wenn Kamala Harris die Wahlen am 5. November gewinnt: Die Trumpisten würden dieses Ergebnis niemals akzeptieren und ihren seit Jahren angestauten Hass gegen das Establishment deutlich artikulieren. Dieses Wahlergebnis hätte zweifellos das Potenzial, die USA ins Chaos zu stürzen. Es wäre der Funke, der das Pulverfass zur Explosion bringen würde. Ein bewaffneter Aufstand der Hälfte der Bevölkerung gegen die andere Hälfte würde im mächtigsten und am tiefsten gespaltenen Staat der Welt eine politische Megakrise auslösen – und die Wallstreet mit in den Abgrund reissen. Das politische Chaos in den USA und der Absturz der Börsen könnte die ohnehin schon kriselnde und labile Weltwirtschaft in eine epochale Krise stürzen.
Was wären die Folgen einer epochalen Weltwirtschaftskrise? Die USA würden als Erstes – notgedrungen – die Kriegsfinanzierung und Waffenlieferungen in die internationalen Krisengebiete einstellen. Den laufenden Kriegen würde der Sauerstoff entzogen. Es käme zu einer wirtschaftlich aufgezwungenen Deeskalation. Die Migrationsströme würden gewaltsam gestoppt werden. Alle Nationen wären für eine längere Zeit mit sich selbst und der Stabilisierung ihrer Volkswirtschaften beschäftigt. Die Prioritäten in der Politik würden sich global schlagartig verschieben.
Es ist für uns nicht relevant, wie der nächste POTUS heisst. Sowohl Harris als auch Trump würden die amerikanische Sicherheitspolitik mehr oder weniger radikal fortsetzen. Relevant für uns ist einzig, ob die USA nach dem 5. November 2024 noch ein funktionierender Staat sind. Wenn Kamala Harris gewinnt, könnte dies noch in diesem Jahr eine Weltwirtschaftskrise auslösen. Diese wiederum würde sehr wahrscheinlich das Ende der neokonservativen Verteidigungsstrategie und der US-Hegemonie einläuten.
Inmitten der schieren Verzweiflung über die eskalierende Aggression in der Weltpolitik blitzt ein letzter Hoffnungsschimmer auf: Kamala Harris gewinnt die Wahlen am 5. November 2024. Nichts braucht der Weltfrieden jetzt dringender als eine USA, die im Chaos versinkt und aufhört, als Weltmacht zu existieren. Eine Weltwirtschaftskrise ist eine Katastrophe, aber immer noch besser als ein Atomkrieg. Drücken wir der bezaubernden Kamala die Daumen!
Anmerkung der Redaktion: Die Ironie des Artikels ist vermutlich nicht allen Leserinnen und Lesern auf Anhieb zugänglich.
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