Tierleid am Kapuzenrand

Wenn schon Pelz, dannKunstpelz. Echte Pelze gehören in die Steinzeit.

Pelzmode boomt, die Importzahlen steigen seit Jahren und die Einkaufspreise für Pelze eilen von Rekord zu Rekord. Weltweit ist der Umsatz innert zehn Jahren um 44 Prozent gestiegen. Pelzmode ist ein Milliardengeschäft, fast ein Drittel der globalen Pelzprodukte landet in Europa.

In den Jahren nach 1990 traute man sich mit Pelz nicht mehr auf die Strasse. Das grauenvolle Tierleid wurde von Tierschutzkampagnen wie «Pelztragen ist Gewissensfrage» oder durch medienwirksame Farbbeutelattacken auf Pelzträgerinnen ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Pelz war in weiten Kreisen verpönt. Heute – so denkt man – sei alles besser, und man nimmt automatisch an, dass es solche Zustände heute gar nicht mehr gebe. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist schlimmer als je zuvor! Millionen von Tieren vegetieren in engen Käfigbatterien auf Drahtgitterböden vor sich hin und warten darauf, dass ihnen ihre Haarkleider auf bestalische Art abgezogen werden. Am schlimmsten ist es nach den Erkenntnissen des Schweizer Tierschutzes in China. Dort kommen z. B. Marderhunde während der Enthäutung wieder zu Bewusstsein und leben – völlig nackt, ohne Pelz und ohne Haut – noch rund 30 Sekunden. Traurige Fakten und Filme zur Pelzgewinnung bei Hunden und Katzen aus China gibt es auf www.pelzinfo.ch.


Dies alles geschieht nicht mehr nur für teure Pelzmäntel, sondern vor allem für billige Massenware wie Pelzaccessoires und Pelzbesätze. Viele Leute reagieren geschockt, wenn sie dies erfahren. Sie achten vermehrt auf ihre Umwelt, ernähren sich vegetarisch und lieben ihre Haustiere. Da passt es schlecht, Pelz zu tragen, der von elend gehaltenen Tieren und unter Umständen sogar von Hunde- und Katzenfellen aus China stammt. Wer trägt denn schon sein Haustier am Hals?
Lösen kann diesen Missstand nur ein generelles Importverbot für Pelzprodukte, die aus qualvoller Tierhaltung stammen. Genau dafür sammelt die Tierpartei Schweiz (TPS)  Unterschriften bis Ende Jahr. Mit ihrer Petition fordert die TPS Bundesrat und Parlament auf, Importe von Pelzen von tierquälerisch gehaltenen, gefangenen oder getöteten Tieren ausnahmslos zu verbieten

Hinschauen lohnt sich
Hinschauen statt wegschauen! Denn die Unterscheidungsmerkmale sind offensichtlich: Synthetischen Pelz (Fake Fur) erkennt man, wenn man die Haare auseinanderstreift und ein Strick-/Wirkgewebe statt der feinen Lederhaut erkennen kann. Echter Pelz besteht aus mehreren Schichten, die jeweils unterschiedliche Haarlängen haben. Bei Kunstpelz verwendet man meistens dieselbe Haarlänge. Der beste Beweis aber ist die Brennprobe (leider nicht in jedem Fall durchzuführen). Echter Pelz brennt wie Haar, riecht nach verbranntem Haar und vibriert beim Brennen. Kunstpelz riecht nach verbranntem Plastik und schmilzt, anstatt zu vibrieren. Die verbrannten Kunstpelzhaare formen kleine, feste Kugeln.


Echte Pelze gehören in die Steinzeit.
Verantwortungsvolle Designer und Modehäuser setzen erfreulicherweise in jüngster Zeit zunehmend auf modischen und optisch attraktiven Fake Fur. In der Schweiz besteht seit 1. März 2013 zwar eine Pelzdeklarationspflicht, aber im Dschungel der Bezeichnungen und Fantasienamen kommen weder Verkaufspersonal noch Käufer zurecht. Selbst die Unterscheidung  zwischen einem Pelz mit der Angabe «gejagt» oder «gezüchtet» ist Augenwischerei, denn die Tiere leiden bei beiden Gewinnungsarten. Das Einzige, was wirklich hilft: auf Echtpelz verzichten.
      
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Brigitte Post ist Stifterin und Präsidentin der «Stiftung Tierbotschafter.ch», die in verschiedenen Ländern Tierschutzprogramme unterstützt. Die Stiftung Tierbotschafter.ch ist eine neutrale, eidgenössisch anerkannte Stiftung die – wie es der Name sagt – Botschaften zum Wohl der Tiere verbreitet.

05. November 2014
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