Sich für ein einfaches Leben entscheiden – das ist leichter gesagt als getan!
Aber wie sieht das konkret aus? In den vergangenen Wochen haben mir zahlreiche Zufälle zu Teilantworten auf diese Frage verholfen. Eine besonders schöne stammt vom 78-jährigen belgischen Autor Raoul Vaneigem. Er wurde von griechischen Freunden gebeten, mit ihnen an öffentlichen Diskussionen in Griechenland teilzunehmen und sie in ihrem Kampf gegen die Diktate von IWF und EU zu unterstützen. Statt an einer Debatte teilzunehmen, schrieb er ein kleines Büchlein für sie, «L'Etat n'est plus rien, soyons tout» (Der Staat ist nichts mehr, wir müssen selbst alles sein) (éd. Rue des Cascades, Paris). Darin gibt er seiner nicht nur griechischen Leserschaft einige Ratschläge: Da der Staat seine Glaubwürdigkeit eingebüsst hat und Banken rettet statt Menschen, müssen wir selbstverwaltete lokale Gemeinschaften an seine Stelle setzen, die basisdemokratisch über alles entscheiden, was das Leben ihrer Mitglieder betrifft. Und da das Geld offenbar unerwartet plötzlich aus unserem Leben verschwinden kann, müssen wir unsere Beziehungen auf eine andere Basis als diejenige des durch Geld vermittelten Warentauschs stellen. Die lokalen Gemeinschaften werden immer mehr dafür zu sorgen haben, dass unser Leben den Regeln des Kaufens und Verkaufens entzogen wird. Praktisch gelebte Solidarität, frei von jeder Buchhaltermentalität, hat Zukunft.
12. August 2012
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