Wir ziehen den Hut vor Verena Tobler und ihrer Plakataktion für Palästina

Diese liebenswürdige, 70-jährige Dame kennt keine Angst, wenn fundamentale Prinzipien der Gerechtigkeit verletzt werden. Vor sechs Jahren führte sie zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels im Zürcher Hauptbahnhof eine erste Plakataktion zugunsten Palästinas durch. Ein Jahr später verbot die SBB die Plakate aus undurchsichtigen Gründen: Der damalige Präsident der Zürcher Sektion der Gesellschaft Schweiz-Israel und designierter Statthalter der Limmatstadt hatte die Zensur veranlasst. Verena Toblers Beschwerde wurde schliesslich vom Bundesgericht gutgeheissen. Ein weiteres Plakat brachte ihr eine Klage wegen Rassismus ein: Sie wurde abgewiesen. Sachliche Information über Völkerrechtsverletzungen ist in der Schweiz erlaubt – egal, wer sie begeht. Seither plant sie ihre Aktionen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten und die Plakatstellen werden lange im Voraus reserviert. Dann kommt der grosse Tag, an dem die Passanten vor den Plakaten stehen bleiben und manchmal den Kopf schütteln – nicht über die Aktion, sondern über das Unrecht, das sie zeigen: Den Palästinensern wird immer mehr Land geraubt, Arbeitswege oder Familienbesuche sind wegen der vielen Checkpoints eine stundenlange Mühsal, Ernten und Brunnen werden zerstört. Gaza ist das grösste Ghetto der Welt. Die teure Plakataktion mit Kosten im fünfstelligen Bereich bezahlt Verena Tobler mithilfe von Bekannten: Auch mutige Juden beteiligen sich daran. Die giftigen Artikel und und den Shitstorm im Internet muss sie selber aushalten.

Verena Tobler stammt aus einer mausarmen Familie und hat schon in jungen Jahren gewusst: «Diese Welt muss ganz anders werden.» Angefangen hat sie als Lehrerin. Dann studierte sie Soziologie. Weil sie erkannte, dass ihr der Kontakt mit den Menschen am Rand der Gesellschaft fehlte, arbeitete sie etliche Jahre für das UNHCR und die WHO in Flüchtlingslagern in Bangladesh, in Afghanistan etc. Heute gibt sie Kurse in interkultureller Verständigung, bildet u. a. AufseherInnen in Gefängnissen aus und kämpft gegen die Auswüchse der Hyperglobalisierung. Ihre deutlichen, aber immer freundlichen Worte werden gehört – ganz unten und auch ganz oben.


Kontakt: Verena Tobler Linder, Grossmannstr. 10, 8049 Zürich. www.kernkultur.ch
Verena Tobler können Sie am 3. Juli 2014 am Zeitpunkt-Apéro persönlich kennenlernen.