WWF und Gen-Soja: «unmissverständlich klarstellen»

Wegen seiner Teilnahme einer internationalen Konferenz, die gentechnisch veränderten Soja in Europa salonfähig machen möchte (GM Soy Debate), sah sich der WWF zu einer lesenswerten Klarstellung veranlasst. Jetzt wissen wir es: Der WWF akzeptiert Gen-Soja, wenn ein «rigoroses und fallspezifisches Genehmigungsverfahren» durchgeführt wird. Die Klarstellung im Wortlaut:

Der WWF Deutschland möchte hiermit unmissverständlich klarstellen, dass WWF Deutschland gentechnisch verändertes Soja nicht unterstützt und nicht als nachhaltig bezeichnet. Der WWF vertritt die Meinung, dass ein Engagement in wissenschaftlicher Forschung und einer öffentlichen Debatte, um die Thematik mit allen Stakeholdern tiefgründig und nach den neusten wissenschaftlichen Kenntnissen zu analysieren, nicht gleichbedeutend ist mit einer Unterstützung der Sache an sich.

Der WWF hat global seine Meinung zum Thema gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) formuliert und verlangt ein strenges Vorsorgeprinzip im Einsatz und in der Anwendung sowie ein transparentes Monitoringsystem. Demnach sollen keine gentechnisch veränderten Organismen verwendet werden, solange die ökologischen Auswirkungen nicht vollständig untersucht und evaluiert sind. Überall dort wo GVOs dennoch in der Umwelt eingesetzt werden, fordert der WWF ein rigoroses und fallspezifisches Genehmigungsverfahren durch Regierungen und designierte Regierungsstellen bevor GVOs in einem Land genehmigt werden.

WWF hat sich zum Ziel gesetzt, der weltweiten Naturzerstörung der Erde Einhalt zu gebieten und eine Zukunft zu gestalten, in der die Menschen mit der Natur in Harmonie leben. Der Anbau von gentechnisch veränderten Sojapflanzen ist in vielen Ländern bereits Realität und hat Auswirkungen auf die dortigen Ökosysteme. Mit dieser Realität sieht sich auch der WWF konfrontiert und versucht Lösungswege zu erarbeiten, die die ökologischen Auswirkungen so gering wie möglich halten. Um diese Auswirkungen, die durch den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen entstehen, besser abschätzen zu können, hat sich der WWF Niederlande dazu entschlossen, eine wissenschaftliche Debatte zu dem sehr komplexen Thema zu unterstützen, die über die reine Pro- und Contra Argumentation hinausgehen soll. Der WWF vertritt die Meinung, dass ein Engagement in wissenschaftlicher Forschung und einer öffentlichen Debatte, nicht einer Unterstützung der Sache an sich gleichkommt. Weiterhin orientiert sich der WWF bei seinen Handlungen und Kooperationen mit Unternehmen an der oben genannten Position zum Thema gentechnisch veränderte Organismen.  WWF unterstützt genauso Veranstaltungen die sich ausschließlich mit GVO freiem Soja beschäftigen und hat u.a. die sog. Baseler Kriterien entwickelt.

Soja nach den Basler Kriterien ist garantiert gentechnikfrei und hält darüber hinaus auch noch weitere zusätzliche soziale und ökologische Kriterien ein, wie z.B. ein Umwandlungsverbot für Primärvegetation und Flächen mit hohem Schutzwert in Ackerland nach 2004, Erhaltung der Boden- und Wasserqualität durch geeignete Anbaumethoden, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, sowie existenzsichernde Löhne und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und unabhängige Kontrollen.

Seit 2005 engagiert sich WWF auch im Runden Tisch Soja (Roundtable on Responsible Soy) um ein globales nachhaltiges Zertifizierungssystem aufzubauen. Derzeit sind die Kriterien einem öffentlichen Konsultationsprozess unterzogen, an dem sich jeder beteiligen kann. Wie und welche Rolle GVO freies Soja dort spielen wird, ist für dieses System noch nicht entschieden. Der WWF setzt sich dafür ein, dass unter dem der RTRS auch eine Zertifizierung von gentechnikfreiem Soja eingerichtet wird. 
17. Dezember 2008
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