70 Jahre nach Deutschlands Schuldenerlass: Schuldenerlass für Länder des globalen Südens gefordert

Kundgebung heute in Genf und an verschiedenen Orten
Veröffentlicht: 27. Feb 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 27. Feb 2023

Heute vor 70 Jahren erliessen die Regierungen Frankreichs, Grossbritanniens und der USA der deutschen Regierung ihre enormen Auslandsschulden. Das nimmt die internationale Kampagne zum Anlass, die Abschaffung der enormen Schulden von Ländern des globalen Südens zu fordern. 

Am 27. Februar 1953 erliessen die Regierungen Frankreichs, Grossbritanniens und der USA Deutschland mehr als die Hälfte seiner Schulden aus den beiden Weltkriegen – von 19,8 auf 7,3 Milliarden Euro (38,8 auf 14,4 Milliarden DM) – und strichen jegliche Entschädigung für die Zerstörung der Nachbarländer. Heute ist an solche Schuldenerlasse kaum mehr zu denken. Länder des globalen Südens wie Sri Lanka, Pakistan, Sambia oder Ghana werden unter Bergen von Auslandsschulden begraben.

«Wenn sogar Deutschland, Schulden die aus dem 1. Weltkrieg, aber auch aus dem 2. Weltkrieg stammten, einen Schuldenerlass bekam, warum sollte das für Länder des globalen Südens heute nicht möglich sein?», fragt sich Abraham Dali von Debt for Climate.

Die Länder des globalen Südens mit enormen Auslandsschulden sind oft am meisten von der Klimakrise getroffen. Pakistan zum Beispiel erlebte 2022 zuerst eine Hitzewelle mit Temperaturen deutlich über 40 Grad und gleich danach Überschwemmungen, deren Folgen bis jetzt nicht vollständig bewältigt werden konnten. Die Schuldenberge hindern betroffene Länder daran, in einen klimagerechten Umbau der Gesellschaft zu investieren. Stattdessen müssen sie beispielsweise neue Projekte zur Förderung von fossilen Energien bewilligen, um ihre Schulden zu decken. Solche Projekte haben oft gravierende Auswirkungen auf die Menschen vor Ort und ihre Lebensgrundlagen und stehen einer klimagerechten Gesellschaft im Weg.

Debt for Climate fordert deshalb die Abschaffung der Auslandsschulden des globalen Südens, damit der IMF und die Weltbank die Länder im Süden nicht mehr dazu zwingen können, weitere Konzessionen für den Abbau von fossilen Rohstoffen in ihrem Land zu vergeben. So könnten Milliarden von fossilen Energien im Boden bleiben und somit ein erster wichtiger globaler Schritt hin zu wirksamem Klimaschutz gemacht werden und gleichzeitig dem auf neokolonialen Mechanismen aufgebauten Schuldenfallensystem ein Ende gesetzt werden.

Debt for Climate Schweiz macht heute um 16 Uhr in Genf vor der Weltbank und auf dem Platz der Nationen auf die Verantwortung dieser beiden Institutionen aufmerksam.