200 Jahre Monroe-Doktrin: Zeit für eine Umkehr

Die von den USA dominierten Länder Lateinamerikas sind mit Europa führend in der Umsetzung des Völkerrechts, schreibt David Swanson in seinem neuen Buch
Veröffentlicht: 28. Feb 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 28. Feb 2023

Vor 200 Jahren wurde die Monroe-Doktrin erlassen, die Nord- und Südamerika zum Einflussgebiet der USA erklärte.

Es ist nicht nur an der Zeit, die Doktrin aufzuheben, schreibt der US-amerikanische Autor Swanson in seinem neuen Buch. Anstatt die Länder auf dem Doppelkontinent zu dominieren, sollten die USA vielmehr von den lateinamerikanischen Ländern lernen

David Swanson schreibt:
Von den 18 wichtigsten Menschenrechtsverträgen der Vereinten Nationen sind die Vereinigten Staaten bloss fünf beigetreten. Die Vereinigten Staaten stehen an der Spitze der Opposition gegen die Demokratisierung der Vereinten Nationen und halten mit Abstand den Veto-Rekord im Sicherheitsrat in den letzten 50 Jahren.

Die Vereinigten Staaten müssen nicht „…die Welt anführen", wie die gängige Forderung bei den meisten Themen lautet, bei denen sich die Vereinigten Staaten destruktiv verhalten, vorsieht.

Die Vereinigten Staaten müssen sich im Gegenteil der Welt anschliessen und versuchen, mit Lateinamerika gleichzuziehen, das die Führung bei der Schaffung einer besseren Welt übernommen hat.

Zwei Kontinente dominieren die Mitgliedschaft im Internationalen Strafgerichtshof und bemühen sich am stärksten um die Einhaltung des Völkerrechts: Europa und Lateinamerika. Lateinamerika ist führend bei der Mitgliedschaft im Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen. Praktisch ganz Lateinamerika ist Teil einer atomwaffenfreien Zone und liegt damit vor allen anderen Kontinenten, abgesehen von Australien. [Dazu gibt es gewisse Zweifel]. https://zeitpunkt.ch/node/31239

Die lateinamerikanischen Staaten halten die Verträge so gut oder besser ein als andere Länder. Sie haben keine nuklearen, chemischen oder biologischen Waffen – obwohl sie über US-Militärbasen verfügen. Nur Brasilien exportiert Waffen, und die Menge ist relativ gering. Seit 2014 sind die über 30 Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten durch eine Erklärung über eine Zone des Friedens gebunden. ...

Lateinamerika bietet zahlreiche innovative Modelle, von denen wir lernen und die wir weiterentwickeln können, darunter viele indigene Gesellschaften, die nachhaltig und friedlich leben, darunter die Zapatisten, die weitgehend und zunehmend gewaltfreien Aktivismus einsetzen, um demokratische und sozialistische Ziele voranzutreiben, und darunter das Beispiel Costa Ricas, das sein Militär abgeschafft und ins Museum gebracht hat — wo es hingehört und besser dasteht.

Die Vereinigten Staaten stehen vor der Aufgabe, ihre Monroe-Doktrin zu beenden, und zwar nicht nur in Lateinamerika, sondern weltweit.

Sie müssen nicht nur die Monroe-Doktrin beenden, sondern durch positive Massnahmen ersetzen, indem sie sich der Welt als gesetzestreues Mitglied anschliessen, die Herrschaft des internationalen Rechts aufrechterhalten und bei der nuklearen Abrüstung, beim Umweltschutz, bei Epidemien, Obdachlosigkeit und Armut zusammenarbeiten. Die Monroe-Doktrin war nie ein Gesetz, und die geltenden Gesetze verbieten sie. Es gibt nichts aufzuheben oder zu verabschieden. Was wir brauchen, ist einfach ein anständiges Verhalten, das die US-Politiker bis jetzt nur vorgeben.


David Swanson ist der Autor des neuen Buches The Monroe Doctrine at 200 and What to Replace It With. Er ist Autor, Aktivist, Journalist und Radiomoderator. Er ist Direktor von WorldBeyondWar.org und Kampagnenkoordinator für RootsAction.org. Er bloggt unter DavidSwanson.org und WarIsACrime.org. 2015 wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.