Menschlicher Wasserverbrauch verschiebt die Erdachse

Grundwasserentnahme verlagert geografische Pole um gut vier Zentimeter pro Jahr
Veröffentlicht: 19. Jun 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 19. Jun 2023

Menschen beeinflussen die Polwanderung auch auf direkterem Wege, wie Ki-Weon Seo von der Nationaluniversität Seoul und seine Kollegen ermittelt haben. Für ihre Studie hatten sie untersucht, ob und wie stark sich die menschliche Nutzung des Grundwassers auf die Polwanderung auswirkt. Denn der steigende Wasserbedarf von Landwirtschaft, Industrie und Städten lässt die Pegel in den Aquiferen fallen – und das entnommene Wasser verteilt sich anderswo auf der Erdoberfläche. Das berichtet Scinexx.

Als Folge komme es zu einer schleichenden Umverteilung der Massen: Regionen mit grossen, übernutzten Aquiferen werden leichter, während das Meer und die Atmosphäre durch das verdunstende oder abfließende Wasser an Masse hinzugewinnen. «Klimamodellen zufolge hat der Grundwasserbestand in der Zeit von 1993 bis 2010 um 2.150 Gigatonen abgenommen», zitiert Scinexx Seo und seine Kollegen. Anhand eines Modells sowie Schwerefeldmessungen und Daten zur Polwanderung hätten sie rekonstruiert, wie sich dies auf die Bewegung der Erdachse ausgewirkt hat.

Das Ergebnis: «Allein in den knapp 20 Jahren von 1993 bis 2010 haben menschliche Grundwasser-Entnahmen die Erdachse um 78,48 Zentimeter verschoben. Auf das Jahr umgerechnet bedeutet dies, dass die anthropogene Wasserumlagerung im Schnitt 4,3 Zentimeter zur Polwanderung beiträgt».

Allerdings betonen die Forscher laut Scinexx auch, dass wir deswegen keine schwerwiegenden Folgen befürchten müssen: Bisher ist das jährlich, zyklische 'Eiern' der Erdachse deutlich umfangreicher als die gerichtete Polwanderung – und auch als der menschengemachte Anteil daran