Putin glaubt: Polen bereite Besetzung der West-Ukraine vor

Einen Angriff auf die West-Ukraine würde er zulassen, gegen einen Angriff auf Weissrussland würde mit allen Mitteln vorgehen, schreibt Reinhard Lauterbach
Veröffentlicht: 23. Jul 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 23. Jul 2023

Russland rechnet nach den Worten von Präsident Wladimir Putin mit der Möglichkeit, dass Polen und Litauen den Westteil der Ukraine besetzen. Auf einer öffentlichen Sitzung des russischen Sicherheitsrates sagte Putin am Freitag, einzig zu diesem Zweck hätten die beiden Länder mit der Ukraine eine gemeinsame Brigade aufgestellt. Der Einmarsch werde eventuell stattfinden, wenn die ukrainische Offensive im Süden des Landes weiter erfolglos bleibe. Angebliche Okkupationspläne Polens sind in der russischen Presse seit Monaten Spekulationsthema; erstmals hat Putin diesen Gedanken jetzt offiziell aufgegriffen. Er fügte hinzu, Warschau habe offenbar vergessen, dass es seine westlichen – ehemals deutschen – Landesteile der Sowjetunion zu verdanken habe; Russland werde Mittel finden, es hieran zu erinnern.

Andererseits sagte Putin, einen polnisch-litauischen Einmarsch in die Westukraine werde Russland hinnehmen; anders wäre es bei einem Angriff auf das verbündete Belarus. Gegen einen solchen werde Russland mit »allen verfügbaren Mitteln« vorgehen. Polen wird nach Aussage des Ministers ohne Geschäftsbereich Zbigniew Hoffmann seine Truppen entlang der Grenze zu Belarus verstärken. Hoffmann begründete das gegenüber der amtlichen Nachrichtenagentur PAP mit einer Gefahr, die von den nach Belarus verlegten Söldnern der ehemaligen »Wagner«-Truppe ausgehe. Polen befürchte Sabotageversuche von deren Seite, so Hoffmann.

In der Ukraine setzte Russland seine Angriffe gegen Ziele entlang der Schwarzmeerküste fort. Am Freitag vormittag wurde nach Angaben des Gouverneurs von Odessa, Oleg Kiper, ein »wichtiges Infrastrukturobjekt« im Kreis Belgorod-Dnistrowski »leider beschädigt«. Auch wenn Kiper nicht sagte, welches Objekt getroffen wurde, ist die Tatsache selbst, dass er die Zerstörungen zugab, ungewöhnlich. Durch diese Region verläuft eine Straße zur Donau-Hafenstadt Ismail, die hier die Mündungsbucht des Dnister auf einer Brücke überquert. Ismail gilt als möglicher Ausweichhafen für die Fortsetzung des ukrainischen Getreideexports.