BRICS-Gipfel in Johannesburg eröffnet

Fünf Schwellenländer wollen Weichen für multipolare Ordnung stellen, schreibt Volker Hermsdorf
Veröffentlicht: 22. Aug 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 22. Aug 2023

Es ist eine Kampfansage an die Dominanz des Westens. Auf dem am Dienstag in Johannesburg eröffneten dreitägigen BRICS-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs der fünf wichtigsten Schwellenländer die Weichen für eine neue Weltordnung stellen. Bis zum Donnerstag werden sie darüber entscheiden, welche der 23 Länder, die bereits formal eine Mitgliedschaft beantragt haben, in das Bündnis aufgenommen werden.

Gemeinsam würden die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) »die globale Dynamik gestalten und bedeutende Veränderungen in der Weltwirtschaft und den internationalen Beziehungen bewirken«, erklärte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa zu Beginn des Treffens. Anil Sooklal, der Botschafter des Landes beim BRICS-Bündnis, rechnet deshalb mit »Widerstand von Nationen in privilegierten Positionen«.

Deren Sorgen vor einem Verlust ihrer vor allem mit Sanktionen aufrechterhaltenen Weltherrschaft sind durchaus berechtigt. Bereits jetzt vertreten die fünf BRICS-Gründungsmitglieder mehr als 42 Prozent der Weltbevölkerung. Laut einem im April veröffentlichten Bericht der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD) ist ihr Anteil an der weltweiten Wirtschaftsproduktion zwischen 2010 und 2021 von 18 Prozent auf 26 Prozent gestiegen.

Und nach Angaben des IWF haben die BRICS-Länder gemessen an der Kaufkraftparität mittlerweile einen größeren Anteil an der Weltwirtschaft als die G7-Staaten. Durch den möglichen Beitritt von ressourcenreichen Ländern wie Argentinien und Bolivien (Lithium), sowie Saudi-Arabien und Venezuela (Erdöl) würde der Anteil weiter steigen. Zu den Ländern, die bereits eine Mitgliedschaft beantragt haben, gehören unter anderem Argentinien, Venezuela, Bolivien, Iran, Algerien, Tunesien, die Türkei, Saudi-Arabien, Ägypten, Indonesien, Belarus und Kasachstan. Außerdem haben 40 Staaten ihr Interesse bekundet, einer als »BRICS plus« bezeichneten Ländergruppe als assoziierte Mitglieder mit weniger Rechten und Mitbestimmungsmöglichkeiten beizutreten.