Wehrpflichtige Ukrainer fliehen zu Zehntausenden

Das Bild von den begeistert oder selbstlos und aufopferungsvoll für ihr Land in den Krieg ziehenden Ukrainer*innen bekommt immer mehr Risse, schreibt Peter Vlatten - Forum Gewerkschaftliche Linke Berlin
Veröffentlicht: 8. Sep 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 8. Sep 2023

Die Zahlen aus Pressemeldungen am Morgen des 6. Septembers (u. a. NTV 6.9.2023) sprechen eine deutliche Sprache.

Der ukrainische Grenzschutz gibt an, dass an den Grenzen über 20.000 wehrpflichtige Männer von ihm abgefangen wurden. Aber es ertrinken nicht nur Flüchtlinge im Mittelmeer, sondern auch an den Grenzflüssen der Ukraine zu Nachbarländern. Allein in der Theiss, einem Grenzfluss zu Ungarn und Rumänien, sind 19 ertrunkene wehrpflichtige Männer, die auf der Flucht waren, von den ukrainischen Behörden selbst dokumentiert worden.

Laut EU-Statistikbehörde Eurostat wurden bisher in den 27 EU-Staaten sowie Norwegen, Schweiz und Liechtenstein weit mehr als 650.000 ukrainische Männer im Alter von 18 bis 64 Jahren als Flüchtlinge registriert. Allerdings, wie bei allen “illegalen” Bewegungen von Menschen, sind die Dunkelziffern auch hier besonders hoch.

Ausserdem dürfte der Grossteil der ukrainischen Kriegsdienstverweigerer nicht in Nationen, die wie die EU-Länder mit Kiew verbündet sind, geflohen sein, sondern in Nachbarländer der ursprünglichen UDSSR.

Schätzungen gehen bei diesen Eckdaten davon aus, dass sich inzwischen bis 20 % der für den Kriegseinsatz infrage kommenden männlichen Bevölkerung, die in den von Kiew kontrollierten Gebieten lebte, ins Ausland abgesetzt hat. Eine deutliche Abstimmung mit Füßen, wenn man bedenkt, welche Risiken bei den drohenden drastischen Strafen die Flüchtenden eingehen!

Selensky und seine Regierung geraten unter Druck. Die Generalität fordert dringend Nachschub an “Soldaten”! Der Krieg verschlingt in immer größerem Ausmaß das ukrainische “Menschenmaterial”.

Auch im Land selbst versuchen viele Männer, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Indem sie untertauchen im Chaos der zivilen Fluchtbewegungen. Es blüht ein lukrativer Handel. Wer es sich leisten kann, der kann sich die Wehruntauglichkeit erkaufen.