Folterzentrum der argentinischen Diktatur wird Weltkulturerbe

Mechanikerschule der Marine nun in einer Liste mit deutschem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Veröffentlicht: 6. Oct 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 6. Oct 2023

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) hat das Museum der ehemaligen Mechanikerschule der Marine (ESMA) in Buenos Aires in die Liste von Welterbestätten aufgenommen. Dies beschloss das Welterbekomitee in seiner 45. Sitzung, die vom 10. bis 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad stattfand. Das berichtet Amerika 21.

Die von der Unesco geführte Welterbeliste umfasst aktuell 1.199 Stätten aus 168 Staaten.

Hintergrund:

Die argentinische Militärdiktatur dauerte von 1976 bis 19831. Während dieser Zeit wurde Argentinien von einer Militärjunta regiert, die aus den drei Oberbefehlshabern von Heer, Luftwaffe und Marine bestand1. Der erste Junta-Chef General Jorge Rafael Videla wurde zunächst für fünf Jahre zum Präsidenten bestimmt1.

Die Militärdiktatur war gekennzeichnet durch Staatsterror und bürgerkriegsähnliche Zustände mit Gegenterror von Seiten der linken Guerillaorganisationen Montoneros und ERP1. Eine tiefe Wirtschaftskrise und der verlorene Falklandkrieg kosteten die Militärs endgültig den gesellschaftlichen Rückhalt und leiteten die Phase der Rückkehr zur Demokratie ein1.

Die Zahl der Todesopfer der Militärdiktatur bezifferte ein offizieller Bericht auf über 10.000 Menschen, die entführt und ermordet wurden. Menschenrechtsorganisationen gehen von 30.000 Opfern aus1. Ein Bericht der CONADEP, einer staatlichen Untersuchungskommission zum Schicksal „verschwundener“ Personen, ging 1984 von mindestens 8961 verschwundenen und getöteten Personen aus, schätzt die tatsächliche Zahl aber höher ein1.

Die gerichtliche Aufarbeitung wurde jedoch auf massiven Druck des Militärs nach wenigen Jahren weitgehend eingestellt und erst ab etwa 2003 unter Präsident Néstor Kirchner wieder aufgenommen1.

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