Aufgeflogen: CIA hat Haitis Putsch 2004 inszeniert

Ein geheimes diplomatisches Telegramm, das The Grayzone vorliegt, enthüllt die Rolle einer erfahrenen CIA-Agentin beim gewaltsamen Sturz des populären haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide im Jahr 2004.
Veröffentlicht: 8. Mar 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 8. Mar 2024

Das berichtet Orinoco Tribune. «Bei einem spektakulären Gefängnisausbruch in Gonaïves, Haiti, im August 2002 durchbrach ein Bulldozer die Mauern des örtlichen Gefängnisses und ermöglichte es bewaffneten Anhängern von Amiot 'Cubain' Métayer, einem Bandenführer, der Wochen zuvor wegen Belästigung haitianischer Politiker inhaftiert worden war, die Einrichtung zu stürmen. Métayer und 158 weitere Gefangene konnten fliehen. Unter ihnen befanden sich die Täter des Massakers von Raboteau im April 1994, bei dem Dutzende von Haitianern starben und vertrieben wurden. Die Opfer waren Anhänger des populären antiimperialen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide».

Aus Dokumenten, die The Grayzone zur Verfügung gestellt worden seien, gehe indes hervor, «dass der Gefängnisausbruch Teil einer komplexen Operation des US-Geheimdienstes war, die darauf abzielte, die Präsidentschaft von Aristide zu unterminieren».

Im Mittelpunkt dieser Operation stand Janice L. Elmore, eine CIA-Agentin, die zu dieser Zeit als "politische Beauftragte" des Außenministeriums in der US-Botschaft in Port-au-Prince arbeitete.

Der Ausbruch setzte laut Orinoco Tribune eine gewaltsame Kampagne zum Regimewechsel in Gang, durch die Aristide schliesslich am 29. Februar 2004 aus dem Amt gedrängt wurde. Nachdem er abgesetzt und nach Südafrika ausgeflogen worden war, behauptete Aristide, von US-Streitkräften entführt worden zu sein, und beschuldigte Washington direkt, das Komplott inszeniert zu haben. 

US-Beamte haben wiederholt jegliche Beteiligung am Sturz von Aristide abgestritten und behauptet, sie hätten erst danach eingegriffen, um die Ordnung wiederherzustellen. Doch das geheime diplomatische Kabel, das The Grayzone erhalten hat, erzählt eine ganz andere Geschichte.

Das Dossier, das im September 2002 vom damaligen US-Botschafter Brian Dean Curran von der US-Botschaft in Port-au-Prince verschickt wurde, zeige, dass Elmore, offenbar eine erfahrene CIA-Agentin, in der Nacht vor dem Gefängnisausbruch an einem Treffen mit abtrünnigen örtlichen Polizeibeamten und Putschisten in Gonaïves teilnahm.

Das Dossier bestätigt die Beteiligung hochrangiger US-Regierungsvertreter am Staatsstreich von 2004 in Haiti und wirft tiefgreifende Fragen über die amerikanische Beteiligung an anderen jüngsten Regimewechsel-Kampagnen in der gesamten Hemisphäre auf, resümiert Orinoco Tribune.

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