Was passiert, wenn ein abgelegener Amazonas-Stamm Internetzugang erhält?

James Corbett beschreibt, was passiert, wenn man einen technikfernen indigenen Stamm in die Herrlichkeiten des Internets einführt. 
Veröffentlicht: 12. Jun 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 12. Jun 2024

Die Marubo, ein Stamm von 2000 Menschen im Amazonasgebiet, haben seit einem Jahrhundert Kontakt zur Außenwelt, aber sie haben moderne Technologien und Annehmlichkeiten zugunsten ihres traditionellen Lebensstils weitgehend gemieden. Sie leben in Gemeinschaftshütten, fischen, jagen Wildschweine, bauen Maniok an und essen Bananenbrei. Doch dann bat Enoque Marubo – ein Stammesführer, der jahrelang in der „zivilisierten“ Welt lebte und daher den Wert des Internets erkannt hatte – in einem 50-sekündigen Video um Hilfe bei der Anbindung seiner Gemeinschaft an das World Wide Web. Einige Tage später meldete sich die Unternehmerin Allyson Reneau bei ihm und mit ihrer Hilfe wurde die Internet-Verbindung hergestellt. 

Zum Nutzen der indigenen Gemeinschaft, aber auch zum Schaden. Enoque räumt ein: “Sie veränderte die Routine so sehr, dass es schädlich war. Wenn man im Dorf nicht jagt, fischt und pflanzt, bekommt man nichts zu essen”. Infolgedessen wurde die Internetnutzung eingeschränkt. Die Antennen sind nur zwei Stunden am Morgen, fünf Stunden am Abend und sonntags den ganzen Tag eingeschaltet. Die Geschichte ist interessant, weil sie genau das zu bestätigen scheint, was wir bereits wissen: Das Internet kann eine Gesellschaft innerhalb weniger Monate ruinieren.


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