Sollten Kinder Rendezvous für ihre Eltern arrangieren?

SRF-Sendung «Kuppelkids»  verstösst gegen den Jugendschutz
Veröffentlicht: 3. Jul 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 3. Jul 2024

Das Schweizer Fernsehen (SRF) irritiert mit der Sendung «SRF-Kuppelkids», in der Elternteile ihr Liebesglück in die Hände ihrer Sprösslinge legen: «Mit ihrem unverstellten Blick versuchen die Kinder, einen neuen Partner oder eine neue Partnerin für ihre alleinerziehenden Eltern zu finden.»  

Marco Diener beschreibt die Sendung auf INFOsperber folgendermassen:  

«Da tummeln sich dann Primarschüler auf Dating-Plattformen. Laden Profile von Mama oder Papa hoch. Beurteilen Kandidaten und Kandidatinnen. Wählen sie aus. Treffen sie. Und arrangieren schliesslich ein Rendez-vous mit Mama oder Papa. Die Kinder überlegen, was ihre alleinerziehenden Eltern brauchen: Eine Jüngere? Einen, der gerne wandert? Oder eine, die gut kocht?» 

Kritiker sehen in der Sendung einen emotionalem Missbrauch in Form von Parentifizierung, d.h. die Kinder bekommen eine Elternrolle und sind damit überfordert. Es gab eine Beschwerde bei der Ombudsstelle der SRF-Deutschschweiz. Das SRF machte in seiner Stellungnahme gegenüber der Ombudsstelle nochmals Werbung für «Kuppelkids»: «Es ist eine Tatsache, dass viele alleinerziehende Elternteile Probleme haben, einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden. Das Format ‹SRF-Kuppelkids› zeigt dieses Problem auf eine spielerische und unterhaltsame Art.» Die Kinder würden ausserdem von Vertrauenspersonen begleitet. 

Die Ombudsstelle hingegen lässt kein gutes Haar an der Sendung: 

«Im Zentrum der Sendung steht der reine Unterhaltungseffekt: Eine für Kinder oft heikle und anspruchsvolle Situation wird so zum ‹Spiel› umfunktioniert und die oft schwierigen emotionalen Fragestellungen werden weitgehend ausgeblendet.» 

Laut der Ombudsstelle verstösst das Fernsehen mit den «Kuppelkids» gegen «den Jugendschutz gemäss Artikel 5 des Radio- und Fernsehgesetzes». Dieser schreibe vor, dass Sender dafür sorgen, «dass Minderjährige nicht mit Sendungen konfrontiert werden, welche ihre körperliche, geistig-seelische, sittliche oder soziale Entwicklung gefährden». 


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