Profitorientierte Beatmungsorgien

Qualvoll sterben im Krankenhaus
Veröffentlicht: 10. Jul 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 11. Jul 2024

Der Heilpraktiker und Autor René Gräber fasst einen Beitrag des Palliativmediziners, Dr. Matthias Thöns, zusammen, der bei Markus Lanz über friedliches Sterben spricht: Ein Palliativmediziner klärt auf über Geschäfte mit dem Sterben - YouTube In der Palliativmedizin liegen die Patienten im Sterben und man sollte denken, dass ihnen Leiden, so weit es geht, erspart bleibt, und sie in Frieden und Würde das irdische Leben hinter sich lassen können. 

Dr. Matthias Thöns weiss aber, dass friedliches Sterben im Krankenhaus leider meist nicht möglich ist, denn sogar in diesem Segment der Schulmedizin hat das ökonomische Interesse Vorrang vor den Bedürfnissen der Sterbenden und deren Angehörigen. So berichtet Thöns von einem Patienten, der bereits einige Herzinfarkte überlebt hatte und dreimal wöchentlich zur Dialyse musste, bei diesem wurde ein Magen-Tumor festgestellt, der sofort in einer grossen Operation entfernt wurde. Dabei musste der Darm verlegt, Teile der Leber entfernt werden und noch ein paar Dinge mehr. Der Patient verbrachte daraufhin aufgrund von nachfolgenden Komplikationen drei Monate beatmet auf der Intensivstation, teilweise im Koma, teilweise bei Bewusstsein

Dieser Patient war im Besitz einer Patientenverfügung und hatte sich gegen eine Apparatemedizin im aussichtslosen Fall gestellt. Er und auch seine Frau baten, während ihm dies alles angetan wurde, um eine Beendigung der intensivmedizinischen Massnahmen. Dennoch wurde der Mann weiter operiert und intensiv medizinisch betreut und so sein Leiden verlängert. Zum Schluss wurde er dann auf Drängen seiner Frau doch auf die Palliativstation verlegt, wo er jämmerlich erstickte, noch bevor er seine schmerzlindernden Medikamente bekam.

Gräber dazu: «Bei solchen Schilderungen fragt man sich, warum man einen todkranken Menschen nicht in Frieden sterben lässt, besonders wenn eine Verfügung vorliegt und der Patient wiederholt um ein Ende der Behandlung bittet?»

Aber, die Geschichte wird noch tragischer. Laut Einschätzung von Dr. Thöns wäre der Patient auch ohne Operationen und intensivmedizinische Betreuung keinen Tag früher gestorben. Er hätte dafür aber wesentlich weniger leiden müssen und hätte seine letzten Monate im Kreis seiner Familie verbringen können. Vielleicht hätte er sogar noch etwas länger leben können. Das alles hat die schulmedizinische Gier nach Profit erfolgreich verhindern können.

In deutschen Krankenhäusern fände geradezu eine «profitorientierte Beatmungsorgie» am Lebensende statt. 59 Prozent der über Achtzigjährigen, die in Deutschland beatmet werden, verstarben im Laufe der Behandlung. Die Autoren einer entsprechenden Studie beklagen den Trend zur Übertherapie, der in Deutschland schon vor der Covid-19-Pandemie vorherrschte. Besser wäre es, die meisten der Hochbetagten zu Hause einschlafen zu lassen. Aber Thöns weiss zu berichten:

«Patientenverfügungen werden durch vielerlei Tricks ausgehebelt, weil viel zu viel Geld in dem System zu verdienen ist.»

Dabei verlaufe das Sterben laut Thöns eher undramatisch, wenn nicht «übertherapiert» werde. Es gebe kein grosses Leid beim Sterben in acht von zehn Fällen. Und in den beiden Fällen, bei denen schwere Erkrankungen beim Sterben Leid verursachen, könne durch relativ einfache medizinische Massnahmen Leid effektiv gelindert werden. 


Lesen Sie im Zeitpunkt auch:

«Die Beschäftigung mit dem Tod hat mich lebendiger gemacht»