Deutsche Kriegspropaganda: Ukrainer sterben bereitwillig für ihr Land

Ukrainische und russische Kriegsdienstverweigerer in Deutschland nicht gerne gesehen
Veröffentlicht: 5. Aug 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 5. Aug 2024

In deutschen Medien und auch von den kriegsbegeisterten deutschen Politikern wird die Botschaft verbreitet: «Die Ukraine» verteidige sich gegen eine Invasion und für «die Ukraine» stürben die Ukrainer  bereitwillig. Die Realität in der Ukraine sieht jedoch anders aus, schreibt Thomas Moser in der Berliner Zeitung. Über Männer, die nicht in den Krieg ziehen und nicht sterben wollen, gebe es kaum Berichte. Die Zahl ukrainischer Kriegsdienstverweigerer sei sechsstellig. Was man weiss, sei, dass 650.000 ukrainische Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 das Land verlassen haben. Die Hälfte von ihnen sind wahrscheinlich Wehrpflichtige, laut der Kriegsdienstverweigerer-Organisation Connection e.V. aus Offenbach. Sie geht von etwa 325.000 Kriegs-Entziehern aus. Das ist etwa die Stärke einer Armee. 

Über 20.000 ukrainische Soldaten sollen seit Kriegsbeginn im Februar 2022 allein ins angrenzende Moldawien geflohen sein. Auch nach Rumänien versuchen immer wieder Männer zu entkommen. Dabei kommen in dem gefährlichen Grenzfluss Theiss immer wieder Flüchtlinge ums Leben. In den ersten Wochen nach Kriegsbeginn gab es in der Ukraine bereits die ersten Strafverfahren wegen Kriegsdienstverweigerung, Militärdienstentziehung oder Selbstverstümmelung. Tendenz steigend. In den ersten neun Monaten des zweiten Kriegsjahres 2023 kam es nach offiziellen Quellen zu knapp 20 000 solcher Verfahren. Aber es gibt auch Gruppen im Land, die Kriegsdienstverweigerer und Deserteure unterstützen. In Deutschland gibt es offiziell keine Unterstützung ukrainischer Kriegsdienstverweigerer. Konservative Politiker erklären, geflüchtete ukrainische Männer würden ihr Land im Stich lassen. Nach dem neuen Mobilisierungsgesetz in der Ukraine wurde die Wehrerfassung verschärft.

Tauglichkeitskriterien wurden gesenkt, abgelaufene Pässe können nur noch in der Ukraine ersetzt werden, wodurch die Männer gezwungen werden sollen, zurückzukehren. Die Organisation Connection fordert deshalb die Ausstellung von Passersatzpapieren für Geflohene und Kriegsdienstverweigerer durch deutsche Behörden. 

Aber auch in Russland gibt es eine wachsende Zahl von Kriegsdienstverweigerern. Nach einer Studie des oppositionellen russischen «Netzwerkes für Analyse und Politik» sollen seit Kriegsbeginn bis zum Juli 2023 zwischen 820 000 und 920 000 Menschen Russland verlassen haben. Darunter sind nach Schätzung der Initiative Connection mindestens 250 000 Kriegsdienstverweigerer. Aber auch sie erfahren in Deutschland kaum Unterstützung. So wird Kriegsdienstverweigerung in Russland erschwert und dem dortigen Macht- und Militärapparat bei seinem Kampf gegen die russische Opposition geholfen. Deutsche Kriegsidealisten unter den Politikern sind auf ihre Weise also wahre Putin-Versteher. In Wirklichkeit feiere der Militarismus in Deutschland fröhliche Urständ. Thomas Moser hierzu: Die Kriegspropaganda in Deutschland zielt in Wahrheit auf Deutschland. Tote Soldaten, die stolz sind, wenn sie Opfer werden, Verletzte, die so schnell wie möglich zurück an die Front wollen – das verstehen die Planer und Einheizer unter «Kriegstüchtigkeit» und «Kriegswilligkeit». 


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