LNG-Projekt in Mukran ein «Rohrkrepierer»? 

Deutsche Umwelthilfe fordert Rückabwicklung des Terminals auf der Insel Rügen 
Veröffentlicht: 7. Aug 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 7. Aug 2024

Im Jahr 2022 hat die Bundesregierung beschlossen, die Flüssiggas-Infrastruktur auszubauen. In kürzester Zeit sollten vier neue LNG-Terminals entstehen, eines davon mit angeschlossener Pipeline in Mukran auf der Insel Rügen. Das Vorhaben war mit Widerständen, etwa bezüglich Umweltverträglichkeit und Tourismus, konfrontiert. Erst mit Verzögerung konnte der Betreiber Deutsche ReGas melden, alle Genehmigungsvoraussetzungen für den Regelbetrieb erfüllt zu haben. Im Frühjahr kam grünes Licht aus dem Umweltministerium für den Probebetrieb. Bis einschliesslich 23. Mai 2024 wurde auch schon zweimal LNG-Gas eingespeist. Ab 5. August wäre nun der Regelbetrieb möglich. Allerdings sind noch keine Lieferungen in Sicht. 

Der NDR berichtet: «Obwohl für das LNG Terminal in Mukran alle Voraussetzungen für den Regelbetrieb erfüllt sind, wird in den nächsten Tagen kein Flüssigerdgas eingespeist werden.» «Abstimmungsprozesse» verzögerten die ersten reguläre Einspeisung in der Anlage. Auch gibt es unterschiedliche Angaben über die juristische Anzeige des Regelbetriebs, die Voraussetzung für dessen Aufnahme ist. Die Deutsche ReGas erklärt, es müssten noch Details bezüglich der Anbindung von Schiffen an das Pipelinenetz geklärt werden. Nach wie vor steht ein genauer Termin für den Start des Regelbetriebs aus. Mittlerweile ist von Ende August die Rede. 

Reinhard Werner schreibt auf EPOCH TIMES, dass sich Zweifel an der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des LNG-Terminals mehren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte im Oktober 2023 erklärt, die neuen LNG-Terminals würden die Reservekohlekraftwerke obsolet machen. Demgegenüber erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Februar, der Ausbau der LNG-Infrastruktur sei «überdimensioniert». Er sei nicht erforderlich, um einer – nach Ansicht des Instituts unwahrscheinlichen – Gasmangellage vorzubeugen. Deshalb sei es sinnvoll, diesen gar nicht erst weiterzuverfolgen. Tatsächlich scheint es derzeit nur eine begrenzte Nachfrage nach LNG zu geben. Die Bundesnetzagentur erklärt, die Gasspeicher seien derzeit zu 89 Prozent gefüllt. Die Kapazitäten der Anlage werden somit nicht genutzt. Um die maximalen jährlichen Einspeisungskapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmeter zu erreichen, müssten 110 Schiffe das Terminal ansteuern. Von dieser Anzahl kann derzeit keine Rede sein. In einer Erklärung nennt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) das LNG-Projekt in Mukran einen «Rohrkrepierer». Die von der ReGas «im Wochentakt angekündigten LNG-Tanker sind nicht in Sicht». Das Projekt müsse deshalb «so schnell wie möglich rückabgewickelt und die Terminalschiffe abgezogen werden». Der Widerspruch der Organisation gegen die Betriebsgenehmigung des Terminals laufe noch.


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