Der Yen-Carry-Trade – warum die Bank von Japan einen Rückzieher macht

Eine minimale Anhebung der Zinssätze durch die Bank von Japan (BoJ) von 0% auf 0,25% reichte, um Anfang August einen weltweiten Börsencrash auszulösen.

(Bild: Getty images / unsplash.com)

Dass eine solche minimale Änderung der Geldkosten eine Systemkrise auslöste, beweist die Anfälligkeit des Systems. Die Zinserhöhung bewirkte die Auflösung des «Dollar-Yen-Carry-Trade» – ein billionenschwerer spekulativer Markt, wo Anleger in Japan Geld zum Nulltarif liehen und es in Dollar-Vermögenswerte investierten. Ein Artikel in der Financial Times vom 7.8. kommt der Wahrheit sehr nahe mit dem Eingeständnis, dass niemand wirklich den Umfang des Yen-Carry-Trade kennt, er aber riesig ist – möglicherweise Billionen Dollar – und dass das Problem nicht gelöst ist.

Die Financial Times berichtet:

Die globale Auflösung des grössten ‚Carry Trades‘ der Welt hat das Potential, die Märkte weiter zu destabilisieren... Die billige Geldbeschaffung in Yen fliesst in alles, von Schwellenländer-Währungen wie dem mexikanischen Peso bis zu taiwanesischen Aktien, Immobilien und US-Tech-Aktien.

Hedgefonds gehören zu den grössten Spekulanten im Carry Trade.

Die FT erwähnt nicht, dass im Falle einer Umkehr des Carry Trade die Entwicklungsländer und andere Empfänger unter einem Mittelabfluss leiden, der ihre Volkswirtschaften ruinieren kann. Eine Bankrottwelle wird dann zu einer sehr realen Möglichkeit.

Die Turbulenzen begannen also mit der überraschenden Zinserhöhung in Japan, als viele Wetten rückgängig gemacht werden mussten. Dies hörte erst auf, als BoJ- Vizegouverneur Shinichi Ushida am 7.8. ankündigte, vor dem Hintergrund «instabiler Finanz- und Kapitalmärkte» werde es keine weitere Zinserhöhung geben.

Mit anderen Worten: Die Zentralbanken sind dazu verdammt, die Finanzblase aufrechtzuerhalten, indem sie immer mehr Liquidität in das System pumpen und damit das hyperinflationäre Potential erhöhen, das letztlich das ganze System zerstören wird.


Der Text stammt mit Zustimmung des Verlags aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.