Bauernverband wertet Biodiversitäts-Initiative als Einbusse

Ist ein Gegensatz zwischen Nutzen und Schützen sinnvoll?
Veröffentlicht: 2. Sep 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 2. Sep 2024

Die «Tschüss»-Kampagne des Bauernverbands suggeriert nicht nur den Verlust der Lebensmittelproduktion, sondern auch der Nutzung weiterer Güter, zum Beispiel des Waldes. Unredlich, was der Bauernverband in den Text der Biodiversitäts-Initiative hineinprojiziert, schreibt Beatrix Mühletaler auf INFOsperber.  Es lägen keine quantitativen Ziele und auch keine Verbote vor. Der Bauernverband engagiert sich wie bei der Trinkwasserinitiative vor drei Jahren mit einer grossen Plakataktion.  
Die 30 Prozent pickte der Bauernverband aus der globalen Biodiversitätskonvention, der die Schweiz beigetreten ist. Diese fordert im Handlungsziel 2: «Sicherstellen, dass sich bis 2030 mindestens 30 Prozent der Flächen degradierter Land-, Binnengewässer- sowie Meeres- und Küstenökosysteme in einem Prozess der wirksamen Wiederherstellung befinden, um die biologische Vielfalt, die Ökosystemfunktionen und -leistungen, die ökologische Unversehrtheit und die Vernetzung zu verbessern.»
Nutzen kann man diese Gebiete gemäss Konvention weiterhin, nämlich so, dass ihr ökologischer Wert erhalten bleibt. Das ist auch bei bestehenden Schutzgebieten in der Schweiz der Fall. Zum Beispiel dürfen geschützte Magerwiesen zwar nicht gedüngt, aber gemäht werden.
Beispielhaft sind auch Regionen, in denen Bauern auf ihrem Land – vom Naturschutz beraten und entgolten – für eine wertvolle Kulturlandschaft sorgen. Ackerfrüchte und Obst produzieren sie auch, aber im Verbund mit vielfältigen Wiesen, Hecken und Kleinstrukturen. 
Der Bauernverband mache aus Schützen und Nutzen einen Gegensatz, den es nach Mühletaler so nicht gebe. Mehr noch: Nimmt man seine Behauptung vom 30-prozentigen Landverlust zum Nennwert, heisst das: Die Bauern schaffen es nicht, Lebensmittel so zu produzieren, dass die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistungen erhalten bleiben. Damit erweist er den Bauernbetrieben, die naturgemäss wirtschaften, einen Bärendienst. Würde die Initiative bei Zustimmung sinngemäss in Gesetze und Verordnungen gegossen, würden wohl mehr Ökoleistungen von den Höfen gefordert, diese aber auch besser entgolten.


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