Wenn sich nicht kraftvoller Widerstand regt, werden die Menschen in Deutschland und Mitteleuropa auf unabsehbare Zeit in einem Zustand permanenter Kriegsnähe leben, schreibt Leo Ensel auf Globalbridge. Man müsse sich klar machen, dass ein offener heisser Krieg in der Mitte Europas auf dem Territorium der Ukraine tobe. Ein blutiger Stellvertreterkrieg zwischen dem «kollektiven Westen» (USA, NATO, EU) auf der einen und Russland auf der anderen Seite. Wie auch immer dieser Krieg ausgehen mag, sehe alles danach aus, dass ein Ergebnis eine erneute Teilung unseres europäischen Kontinents sein wird, eine erneute Dauerkonfrontation zwischen «West» und «Ost» mit einer neuen Demarkationslinie, einer rund 1.500 Kilometer nach Osten verschobenen «Berliner Mauer», die die Ukraine irgendwo von Norden nach Süden durchteilen wird.
Die von der Bundesregierung und den USA im Alleingang beschlossene «Nachrüstung 2.0» und die russische Gegenmassnahme werden Deutschland und Mitteleuropa in einen alarmierenden Zustand permanenter Kriegsnähe versetzen. Ein Funke genügt, um dieses Pulverfass – absichtlich oder versehentlich – zur Explosion zu bringen. In diesem Zustand permanenter Kriegsnähe – was für Deutschland und Mitteleuropa nichts Anderes als permanente Vernichtungsnähe bedeuten würde – werden wir ab dann für unabsehbare Zeit leben müssen. Wenn sich dagegen nicht endlich breitester Protest bis hin zum zivilen Widerstand bildet. Ensel schaut zurück auf die Friedensbewegung in den Achtziger Jahren, die aus zahllosen selbstorganisierten Gruppen bestand. durchaus hilfreich sein. Ihr Fernziel damals: ein atomwaffenfreies Europa und die Überwindung der Machtblöcke.
Eine neue Friedensbewegung, so wie Ensel sie sich wünscht, würde hier wieder anknüpfen. Sie würde versuchen, alle bereits existierenden Antikriegsaktivitäten lose zu bündeln. Sie würde auf Augenhöhe und in wechselseitigem Respekt den Dialog mit den Klimaschützern der jungen Generation suchen. Prinzip: «Alle Menschen, die ein sofortiges Ende des Krieges in der Ukraine und nachhaltige Deeskalation zwischen dem Westen und Russland wollen, sollten sich – ungeachtet aller anderen Differenzen – zusammenschliessen.» Und zwar nicht nur in die anderen Länder der Europäische Union hinein, sondern bis in die Ukraine, nein: bis nach Russland! Sie würde die Bürger aller Länder dazu ermuntern, sich den neuen und alten Feindbildern zu verweigern und statt dessen die direkten Kontakte von Mensch zu Mensch auf sämtlichen Ebenen wieder aufzubauen und zu pflegen. Sie würde schliesslich über den blutigen Krieg in der Ukraine hinausdenken und sich auf der politischen Ebene für eine Neue Entspannungspolitik, für einen «Helsinki-Prozess 2.0», sprich: für eine komplette Neujustierung der gesamten Europäischen Sicherheitsstruktur unter gleichberechtigter Einbeziehung Russlands einsetzen.
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