Der Berg als Konsumgut?

Die Rekorde jagen sich: Seit 2010 lockt in Sattel-Hochstuckli der «Raiffeisen Skywalk» als längste Fussgängerhängebrücke Europas (374 m). Im Herbst 2012 eröffnet in Siegriswil (BE) die «längste Hängebrücke für Fussgänger» in der Schweiz, eröffnet heute auf dem Titlis mit dem Cliff Walk die «höchstgelegene Hängebrücke der Europas». Länger, höher, besser? mountain wilderness hinterfragt diesen Trend kritisch und fordert ein Umdenken.


Rund 1.5 Millionen Franken investierten die Titlis Bergbahnen in ihre neuste Attraktion, den Titlis Cliff Walk – eine rund 100 m lange, 30 Tonnen schwere Hängebrücke. Diese soll zur Diversifizierung des Angebots beitragen, den Sommertourismus beleben und den Gästen aus aller Welt ein neues Erlebnis bieten. Eine eigentliche Brückenfunktion hat das Bauwerk indes nicht; es führt durch die steile Titlis-Südwand von der Gipfelstation zur Bergstation der Gletschersesselbahn. Dahin kommt man nur durch einen rund 140 m langen Felsstollen.
mountain wilderness hinterfragt diesen Trend zur Kommerzialisierung und Möblierung der Berggipfel sehr kritisch. Die Berge sind kein Konsumgut. Doch der Trend geht eindeutig in diese Richtung. Allein im Berner Oberland wurden seit 2005 rund 10 Hängebrücken gebaut, mindestens vier weitere sind in Planung. Auch in anderen Regionen wird die Alpenlandschaft mit Hängebrücken, Rodelbahnen, Funparks und Spassinstallationen richtiggehend zumöbliert.
Wer die Schönheit unserer einzigartigen Alpenlandschaft erleben will, braucht dazu weder Cliff- noch Skywalk, weder Rodelbahn noch Kunstkletterturm. Vielmehr bräuchte der Mensch offene Augen und Sinne, um die Erhabenheit der Berge zu erkennen – und die Risiken, welche die Ausbreitung der Spassgesellschaft auf die letzten Alpengipfel mit sich bringt.

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