Deutsche Austeritätspolitik in Südeuropa: Nicht in unserem Namen!

Ein offener Brief an die deutsche Bundesregierung

Sehr geehrte Frau Merkel,

wir, die deutschen TeilnehmerInnen der internationalen GEN-+20-Konferenz, distanzieren uns von Ihrer Politik. Das Global Ecovillage Network verbindet über 10.000 Dörfer und Gemeinschaften aller Kontinente. In Deutschland gibt es ein wachsendes Netzwerk an Ökodörfern, Gemeinschaften und Transition Towns. In Kooperation mit Menschen und Gruppen aus allen Ländern erarbeiten wir Wissen und Expertise für Regeneration zerstörter Landschaften, Gemeinschaftsaufbau auf allen Ebenen, soziales Unternehmertum, dezentrale Versorgung mit Energie, Wasser und Lebensmitteln, gesunde Wasserkreisläufe, regionale Wirtschaftskreisläufe.


Wir erfahren in unserer Arbeit täglich, dass gesunde Gemeinschaften und Kooperation mit der Natur die Basis für eine gesunde Wirtschaft ist.


Wir möchten hiermit deutlich sagen:

-     Sie handeln nicht in unserem Namen, wenn Sie von Hilfsmaßnahmen für Griechenland und Südeuropa sprechen, wo es doch um eine lukrative und hochverzinste Kreditvergabe geht, deren Last die Ärmsten der Armen tragen: die Rentner, die arbeitslosen Jugendlichen, die Kranken in den Krankenhäusern, die kaum noch versorgt werden können.


-     Sie handeln nicht in unserem Namen, wenn Sie den Ländern Südeuropas ein Wirtschaftsmodell aufzwingen wollen, das sie abhängig von den reichen Ländern macht und ihre Solidarität und Würde, die Natur und die regionalen Wirtschaftskreisläufe zerstört.


-     Sie handeln nicht in unserem Namen, wenn Sie die Rückzahlung der Nazi-Zwangskredite und die Forderungen nach Reparationszahlungen Deutschlands an Griechenland für die Massaker des Zweiten Weltkriegs kategorisch ablehnen. Mit welchem Recht? Wissen Sie, wie grausam die Wehrmacht dort vorging?


-     Sie handeln nicht in unserem Namen, wenn Sie einen Schuldenschnitt Griechenlands ablehnen. Haben Sie vergessen, dass Griechenland unter den Staaten war, die 1953 Deutschland großzügig 60% seiner Schulden erlassen haben und es trotz seiner großen Schuld großzügig in die Arme der Staatengemeinschaft aufnahmen? Ist es nicht an der Zeit, ähnlich solidarisch zu sein?


-     Sie handeln nicht in unserem Namen, wenn Sie die Griechen für ihren Hilferuf und ihr demokratisches Nein gegenüber Ihrer Schuldenpolitik mit noch strengeren Bedingungen bestrafen.


Sie zerstören mit Ihrer Strenge und Unerbittlichkeit innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht nur den guten Ruf, den wir als Deutsche in der Nachhaltigkeitsbewegung haben. Sie zerstören auch die europäischen Werte von Demokratie und gegenseitiger Hilfe.


Sie könnten aber sehr wohl in unserem Namen handeln.


-     Setzen Sie sich für einen Schuldenschnitt mit den Ländern Südeuropas ein.


-     Zeigen Sie Offenheit für die Bereitschaft der Deutschen, ihre finanzielle Schuld aus dem 2. Weltkrieg jetzt, wo Griechenland es, braucht, zu bereinigen und die menschliche Schuld wenigstens teilweise abzutragen. Mit einem Kniefall in Athen würden Sie wirklich in die Geschichte eingehen.


-     Setzen Sie auf die Zukunft! Unterstützen Sie Modellprojekte, z.B. die entstehenden Ökodörfer in Griechenland, die als Ausbildungsorte Menschen zeigen, wie sie regionale Energie-, Wasser- und Lebensmittelautonomien aufbauen und eine nachhaltige Wirtschaft schaffen können unabhängig vom Euro werden können.


-     Setzen Sie ein Zeichen: Machen Sie Urlaub in Griechenland.