Geben macht glücklicher als kaufen

Wäre es nicht wundervoll, wenn die Zahl der Menschen weiter zunähme, die fest davon überzeugt sind, dass Geben seliger ist denn Nehmen? Probier es selbst aus: Verschenke etwas — auch ohne Geburtstag oder Jubiläum.

(c) Foto: Nati (Pexels)
(c) Foto: Nati (Pexels)

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland war glücklich, wenn er durch das Verschenken seiner Birnen andere glücklich machen konnte. 

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
Theodor Fontane

Wäre es nicht wundervoll, wenn die Zahl der Menschen weiter zunähme, die fest davon überzeugt sind, dass Geben seliger ist denn Nehmen? Es gibt Umfragen die feststellen, dass es tatsächlich einen Trend dazu gibt. Zum Beispiel sieht man immer öfter vor Häusern Körbe stehen, mit Obst oder noch gut erhaltenen Dingen zum Mitnehmen. Die Zeit, in der man glaubte, nur Geld für sich selbst auszugeben mache glücklich, ist vorbei — auch wenn das Einkaufen heute immer noch für viele Menschen eine schnelle Ersatzbefriedigung für ihr Unzufriedensein ist.
Wer heute glücklich sein will, der kann das relativ leicht durch Geben und Schenken erreichen. Die meisten Menschen bei uns im globalen Norden leben nach wie vor im Überfluss und könnten ganz leicht etwas hergeben. Mir ist in diesem Zusammenhang die Bezeichnung «effektiver Altruismus» begegnet, wie er vom australischen Philosophen Peter Singer benutzt wird: Geben, um das Leid von Menschen in Armut zu lindern, und dabei darauf achten, dass das investierte Geld die grösstmögliche Wirkung entfaltet.
Macht Geben wirklich glücklich? Glücklicher als Nehmen? Dieser Frage ging auch die kanadische Psychologin Lara Aknin von der Universität Simon Fraser gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen in einer Studie mit Kleinkindern nach. Ihr Fazit: Kinder im Alter von unter zwei Jahren sind glücklicher, wenn sie anderen Süssigkeiten geben, als wenn sie selbst welche geschenkt bekommen. Zudem macht es Kinder glücklicher, etwas aus ihrem eigenen Besitz zu schenken, als denselben Gegenstand zu verschenken, der ihnen nicht gehört.
Auch der Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther fand in langjährigen Studien heraus, dass Kleinkinder unter einem Jahr sich gegenseitig unterstützen wollen und gerne etwas verschenken. Mit dem Älterwerden verändert sich dieses Verhalten der Kinder nach und nach. Von den Älteren unserer traumatisierten Gesellschaft bekommen sie Egoismus vorgelebt und machen es einfach nach. So lernen Kinder! Für Hüther ist das u.a. der Beweis, dass der Mensch von sich aus «gut» ist, aber dass Geiz, Gier und Gewalt jederzeit geweckt werden können, so, wie sie sich seit mindestens 5000 Jahren im Menschen immer mehr verfestigt haben.
Jüngste  Forschungen bestätigen, was Archäologen seit längerem vermuten: Bis vor etwas mehr als 5000 Jahren war die Welt friedlicher. Das bedeutet, dass es in 98% der Menschheitsgeschichte wahrscheinlich keine Kriege gab — was auch die zahlreichen Matriarchatsforscherinnen immer wieder betonen, allen voran Heide Göttner-AbendrothClaudia von Werlhof und Doris Wolf, deren 4. Buch den Titel trägt: Es reicht! - 5000 Jahre Patriarchat sind genug.

«Erst das Wissen, dass es vor den diversen patriarchalen Gesellschaften allgemein eine ganz andere Gesellschaftsordnung allgemein gab, öffnet die Augen für eine differenziertere Betrachtung der menschlichen Kulturentwicklung und ebenso für die kulturbegründete Rolle der Frauen,» sagt Göttner-Abendroth.

In den heute noch existierenden matriarchalen Gesellschaftsformen wird das Geben und Nehmen noch ganz selbstverständlich praktiziert: Alle schauen, dass es besonders den Müttern und Kindern gut geht, ansonsten werden sie von den Nachbarn mitversorgt und unterstützt.

Der Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland hatte sich das Gute in seinem Innern bewahren können. Und damit seine Gebefreudigkeit auch noch nach seinem Tod wirksam sein konnte, nahm er eine Birne mit ins Grab.

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
(hier das ganze Gedicht)

Ja: Es reicht! 5000 Jahre Patriarchat sind genug! Die grosse Zeitenwende ist da. Es ist Zeit für eine echte Basisdemokratie! Und es liegt an uns, eine lichtvolle Friedenszeit daraus zu machen. Mit der Kraft unserer friedfertigen Gedanken wird es gelingen. Krieg ist das Absurdeste, was es auf der Welt gibt. «Er ist vollkommen konträr zur Kultur der Menschlichkeit,» sagt Eugen Drewermann in seinem hervorragenden Vortrag: «Die Bergpredigt - ein Leitfaden für den Frieden».

Lass deine guten Gedanken wie jeden Montag heute Abend um 21 Uhr wieder in das morphogenetische Feld des Friedens fliessen. Durch die synergetische Verstärkung unserer friedvollen Gedanken werden sie noch wirkmächtiger. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und stell dir eine Welt vor, in der alle Menschen in friedlicher Koexistenz miteinander leben. Die «Imagozellen« der Menschlichkeit sind stärker als die menschenfeindlichen Zellen des Krieges, und sie werden sich durchsetzen.

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