IWF-Arbeitspapier unterstützt das Konzept einer Vollgeldreform
Für den Verein Monetäre Modernisierung (MoMo), einer überparteilichen Trägerorganisation, die in der Schweiz per Volksinitiative eine Vollgeldreform anstrebt, ist die vorbehaltlose Unterstützung des Vollgeldkonzepts in der IWF-Studie erfreulich, weil der IWF von vielen als Verteidiger des Status Quo und der Bankenmacht betrachtet wird.
Die Verfasser des Diskussionspapier “The Chicago Plan Revisited” (das Wiederaufgreifen des Chicago Plans), die IWF-Ökonomen Jaromir Benes und Michael Kumhof, befürworten die Vorschläge Irving Fishers zur Einführung des 100%-Geldes geradezu euphorisch, nachdem sie diese mittels ökonomischer Modelle auf Herz und Nieren getestet hatten. Der Chicago Plan bildet die Basis für die Bestrebungen des Vereins MoMo.
In ihrer Zusammenfassung schreiben die Autoren Folgendes:
Am Zenit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren empfahlen führende US-Ökonomen eine Reform des Geldsystems, die als der „Chicago Plan“ bekannt wurde. Dieser sah vor, die Geld- und die Kreditfunktionen im Bankensystem durch eine 100% Reserve zur Deckung von Einlagen zu trennen und die Geldschöpfung in die öffentliche Hand zu legen.
Gemäss Irving Fisher (1936) würde dieser Plan die folgenden Vorteile bieten:
(1) Eine deutlich verbesserte Kontrolle der Schwankungen im Wirtschaftszyklus. Die
plötzlichen Zunahmen und Abnahmen der Bankenkredite und der Giralgeldschöpfung würden stabilisiert.
(2) Vollkommene Beseitigung von so genannten „Bank-Runs“.
(3) Eine drastische Abnahme der (Netto-)Staatsschulden.
(4) Eine erhebliche Abnahme der privaten Schulden, da die Geldschöpfung kein
gleichzeitiges Schuldenmachen mehr erfordern würde.
Bei der wissenschaftlichen Überprüfung dieser Aussagen durch die IWF-Ökonomen konnten sogar zwei zusätzliche Vorteile nachgewiesen werden:
(5) Nachhaltige Produktionsgewinne durch das Wegfallen beziehungsweise Vermindern
vielfältiger Verzerrungen wie Zinsrisiken, verfälschende Steuern und teurem Überwachen von makroökonomisch unnötigen Kreditrisiken.
(6) Herabsetzung der Inflation auf Null in einem Umfeld, in dem Liquiditätsfallen nicht
existieren. Die Inflation gänzlich und nachhaltig zu verhindern, ist ein wichtiges Ergebnis, denn es ist die Antwort auf die konfuse Behauptung der Gegner der Geldschöpfung durch den Staat, dass ein derartiges Geldsystem hoch inflationär wäre.
In diesem Zusammenhang ist die geschichtliche wie anthropologische Darstellung der Entstehung des Geldes im zweiten Teil der Studie hoch interessant. Denn die Analyse der Kontroverse staatliche versus private Kontrolle der Geldschöpfung resultiert in der klaren Befürwortung einer staatlichen Schöpfung und Kontrolle des Geldes im gesetzlichen und nationalen Rahmen. In der Vergangenheit nahm diese vor allem die Form einer zinsfreien Ausgabe von Münzen und Noten an, doch heute könnten es genauso gut auch die elektronischen Gelder sein. Gemäss den IWF-Ökonomen gibt es daher im theoretischen Rahmen kaum etwas, weder in der Geldgeschichte des Altertums noch der westlichen Nationen, was eine Ablehnung der öffentlichen Geldschöpfung rechtfertigen würde.
Die historische Auseinandersetzung über Wesen und Kontrolle des Geldes ist auch das Thema des Direktors des American Monetary Institute (AMI) Stephen Zarlenga, der diese Debatte bis in die Zeit Mesopotamiens, Griechenlands und Roms zurückverfolgte. Ebenso wie Graeber (Schulden, 2011), zeigt er auf, dass die private Geldschöpfung infolge der Verbindung des Wuchers mit privaten Schulden mehrmals im Laufe der Geschichte zu gravierenden gesellschaftlichen Problemen geführt hat. Zarlenga verwendet nicht die übliche Definition von Wucher als die Erhebung von „übertriebenem Zins“. Wucher ist für ihn „Etwas für Nichts zu nehmen“ und zwar mittels eines berechneten Missbrauchs des nationalen Geldsystems zum privaten Gewinn. Das AMI in den USA (www.monetary.org) und die Organisation Positive Money in Grossbritannien (www.positivemoney.org.uk) vertreten, wie der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) in der Schweiz, das Konzept des Vollgelds zur Verhinderung von weiteren Finanzkrisen.
Nebst den aktuellen Finanzblasen war die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre die vorläufig letzte historische Begebenheit, die nahe legt, dass eine privat kontrollierte Geldschöpfung wesentlich gravierendere Konsequenzen hat als eine öffentlich-rechtliche. Viele bedeutende Ökonomen jener Zeit waren sich dieser historischen Tatsache bewusst. Sie erkannten klar die spezifischen Probleme, welche die Giralgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken verursacht. Im Besonderen die Tatsache, dass hohe und potenziell destabilisierende Schuldenniveaus allein zu dem Zweck benötigt werden, eine ausreichende Geldversorgung sicher zu stellen, sowie die Tatsache, dass Banken und ihr unbeständiges Verhalten gegenüber wirtschaftlichen Zuständen die gesamte Geldmenge beherrschen. Die Formulierung des Chicago Plans war die logische Konsequenz ihrer Einsichten.
Hier finden Sie Medienberichte und das IWF-Workingpaper: www.vollgeld.ch/vollgeld-iwf-workingpaper
Die Verfasser des Diskussionspapier “The Chicago Plan Revisited” (das Wiederaufgreifen des Chicago Plans), die IWF-Ökonomen Jaromir Benes und Michael Kumhof, befürworten die Vorschläge Irving Fishers zur Einführung des 100%-Geldes geradezu euphorisch, nachdem sie diese mittels ökonomischer Modelle auf Herz und Nieren getestet hatten. Der Chicago Plan bildet die Basis für die Bestrebungen des Vereins MoMo.
In ihrer Zusammenfassung schreiben die Autoren Folgendes:
Am Zenit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren empfahlen führende US-Ökonomen eine Reform des Geldsystems, die als der „Chicago Plan“ bekannt wurde. Dieser sah vor, die Geld- und die Kreditfunktionen im Bankensystem durch eine 100% Reserve zur Deckung von Einlagen zu trennen und die Geldschöpfung in die öffentliche Hand zu legen.
Gemäss Irving Fisher (1936) würde dieser Plan die folgenden Vorteile bieten:
(1) Eine deutlich verbesserte Kontrolle der Schwankungen im Wirtschaftszyklus. Die
plötzlichen Zunahmen und Abnahmen der Bankenkredite und der Giralgeldschöpfung würden stabilisiert.
(2) Vollkommene Beseitigung von so genannten „Bank-Runs“.
(3) Eine drastische Abnahme der (Netto-)Staatsschulden.
(4) Eine erhebliche Abnahme der privaten Schulden, da die Geldschöpfung kein
gleichzeitiges Schuldenmachen mehr erfordern würde.
Bei der wissenschaftlichen Überprüfung dieser Aussagen durch die IWF-Ökonomen konnten sogar zwei zusätzliche Vorteile nachgewiesen werden:
(5) Nachhaltige Produktionsgewinne durch das Wegfallen beziehungsweise Vermindern
vielfältiger Verzerrungen wie Zinsrisiken, verfälschende Steuern und teurem Überwachen von makroökonomisch unnötigen Kreditrisiken.
(6) Herabsetzung der Inflation auf Null in einem Umfeld, in dem Liquiditätsfallen nicht
existieren. Die Inflation gänzlich und nachhaltig zu verhindern, ist ein wichtiges Ergebnis, denn es ist die Antwort auf die konfuse Behauptung der Gegner der Geldschöpfung durch den Staat, dass ein derartiges Geldsystem hoch inflationär wäre.
In diesem Zusammenhang ist die geschichtliche wie anthropologische Darstellung der Entstehung des Geldes im zweiten Teil der Studie hoch interessant. Denn die Analyse der Kontroverse staatliche versus private Kontrolle der Geldschöpfung resultiert in der klaren Befürwortung einer staatlichen Schöpfung und Kontrolle des Geldes im gesetzlichen und nationalen Rahmen. In der Vergangenheit nahm diese vor allem die Form einer zinsfreien Ausgabe von Münzen und Noten an, doch heute könnten es genauso gut auch die elektronischen Gelder sein. Gemäss den IWF-Ökonomen gibt es daher im theoretischen Rahmen kaum etwas, weder in der Geldgeschichte des Altertums noch der westlichen Nationen, was eine Ablehnung der öffentlichen Geldschöpfung rechtfertigen würde.
Die historische Auseinandersetzung über Wesen und Kontrolle des Geldes ist auch das Thema des Direktors des American Monetary Institute (AMI) Stephen Zarlenga, der diese Debatte bis in die Zeit Mesopotamiens, Griechenlands und Roms zurückverfolgte. Ebenso wie Graeber (Schulden, 2011), zeigt er auf, dass die private Geldschöpfung infolge der Verbindung des Wuchers mit privaten Schulden mehrmals im Laufe der Geschichte zu gravierenden gesellschaftlichen Problemen geführt hat. Zarlenga verwendet nicht die übliche Definition von Wucher als die Erhebung von „übertriebenem Zins“. Wucher ist für ihn „Etwas für Nichts zu nehmen“ und zwar mittels eines berechneten Missbrauchs des nationalen Geldsystems zum privaten Gewinn. Das AMI in den USA (www.monetary.org) und die Organisation Positive Money in Grossbritannien (www.positivemoney.org.uk) vertreten, wie der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) in der Schweiz, das Konzept des Vollgelds zur Verhinderung von weiteren Finanzkrisen.
Nebst den aktuellen Finanzblasen war die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre die vorläufig letzte historische Begebenheit, die nahe legt, dass eine privat kontrollierte Geldschöpfung wesentlich gravierendere Konsequenzen hat als eine öffentlich-rechtliche. Viele bedeutende Ökonomen jener Zeit waren sich dieser historischen Tatsache bewusst. Sie erkannten klar die spezifischen Probleme, welche die Giralgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken verursacht. Im Besonderen die Tatsache, dass hohe und potenziell destabilisierende Schuldenniveaus allein zu dem Zweck benötigt werden, eine ausreichende Geldversorgung sicher zu stellen, sowie die Tatsache, dass Banken und ihr unbeständiges Verhalten gegenüber wirtschaftlichen Zuständen die gesamte Geldmenge beherrschen. Die Formulierung des Chicago Plans war die logische Konsequenz ihrer Einsichten.
Hier finden Sie Medienberichte und das IWF-Workingpaper: www.vollgeld.ch/vollgeld-iwf-workingpaper
14. September 2012
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