«Endlich wieder zueinander finden»
Jens Lehrichs Sendungen zu Corona und anderen brisanten Themen werden von Hunderttausenden geschaut. Verständnis für den anderen und die Ermöglichung eines sinnerfüllten Lebens sind Lehrichs Leitsterne.
Zeitpunkt: Grüezi Herr Lehrich, wie geht es Ihnen?
Jens Lehrich: Sehr gut. Ich habe einfach sehr viel zu tun.
Also laufen die Geschäfte?
Ich finde, das Wort Geschäft klingt nach Alter Welt.
Wie würden Sie das denn in der Neuen Welt ausdrücken?
Ich spreche lieber von Kooperationen.
Allerdings schliesst für mich das Wort Kooperation Geld, also Geld gegen Leistung, eher aus.
Nein, so ist es nicht gemeint. Grundsätzlich ist Geld für mich neutral. Ich habe auch nichts gegen Geld. Ein Tauschmittel eben. Aber vielleicht müssen wir für die Zukunft nach einem neuen Konzept suchen, das Kooperation mit Energieausgleich verknüpft. Etwas neues ausprobieren eben, wie es zum Beispiel die Dreigliederung des sozialen Organismus nach Rudolf Steiner vorsieht, die uns am Aletheia-Kongress vorgestellt wurde. Wo es nicht einfach nur um die blinde Steigerung irgendeines Bruttosozialproduktes als erstrebenswerte Zielmarke geht, egal mit welchen Mitteln und Konsequenzen. Sondern um gegenseitige Unterstützung für eine fairere, menschlichere und vor allem kreative Gesellschaft auf Augenhöhe.
Dies ist für mich grundsätzlich übrigens auch eng verknüpft mit dem Sinn des Lebens jedes einzelnen Menschen. Was möchte ich? Was fühle ich im Moment? Ist das Aktuelle noch das Richtige für mich? Es kommt da auf jeden Einzelnen an, sich dies zu fragen und in kleinen Schritten umzusetzen. Mich beschäftigt das so, weil ich mir 40 Jahre die Frage nach einem Sinn nicht gestellt habe. Erst in den letzten 13 Jahren, seit einem Schicksalsschlag, lebe ich so, dass ich mich immer wieder reflektiere: Ist das, was ich tue, noch das, was ich fühle? Wenn ja, entsteht daraus eine innere ZuFRIEDENheit und - wie es das Wort schon beinhaltet -, damit trage ich auch zum kollektiven Frieden bei.
Stellen Sie sich die Frage gerade jetzt aus einem aktuellen Anlass? Gibt es etwas, das Sie neu in Angriff nehmen möchten?
Ich stelle mir diese Frage immer wieder. Neu ist zum Beispiel, dass ich seit einem Jahr einen monatlichen Workshop im Zoom anbiete, um die Zufriedenheit von Menschen zu fördern. Das Format nennt sich «Probier dich aus und werde glücklich». Jeder ist willkommen. Dieser Titel war übrigens eines Tages einfach so da. Zuerst zweifelte ich daran. Klingt er nicht zu simpel? Aber es ist genau das, was so gut tut: Umsetzung von intuitiven Projekten. Im April dieses Jahres hatte ich dies schon einmal gemacht. Ich habe einen Präsenzworkshop in Hamburg angeboten zu diesem Thema. Die Feedbacks waren überwältigend. Der Workshop findet auch 2024 wieder statt.
Das Online Treffen «Probier dich aus und werde glücklich» im Zoom funktioniert übrigens nach der «Gift Economy». Nach dem Treffen entscheidet jeder, ob und wenn ja wie viel er geben möchte. Diese Art des selbstbestimmten Energieausgleichs ist für mich auch bereits die neue Welt.
Ihre Sendungen «Fair-Talk»und «Kurz nachgefragt» schauen sich ja 150'000 Menschen an. Sie finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Modell?
Wir haben 150'000 Abonnenten. Unsere Sendungen schauen sich bis zu 500'000 Menschen an. Ich bin innerhalb des Projektes nicht zuständig für die Finanzen. Aber so viel kann ich sagen, es funktioniert. Allerdings gibt es schon noch ordentlich Luft nach oben. Schön wäre es grundsätzlich, wenn jeder der Abonnenten nur schon einen Euro pro Monat als freiwilligen Energieausgleich spenden würde. Die Gratis-Mentalität im Internet verführt dazu, zu vergessen, dass hinter jedem Angebot Menschen stehen, die dafür einen großen Teil ihrer Zeit einsetzen und davon auch leben können müssen.
Ich kannte Sie vor allem als Moderator von «Fair-Talk». In Ihrem Podcast «Rückenwind» hatte ich Sie zum ersten Mal als einen Menschen kennengelernt, der nach Lebenssinn sucht und anderen viel geben kann. Wieso produzieren Sie diesen Podcast nicht mehr?
Das hat derzeit mit diesem hohen Arbeitspensum zu tun. Da muss ich Prioritäten setzen, um mich als kreativer Geist nicht selbst zu verzetteln. Aber ich habe bereits neulich von einem Manova-Redakteur (Manova produziert den Podcast) eine Anfrage erhalten. Vielleicht wird er also bald fortgesetzt. Sinnstiftende Themen sind für mich auf jeden Fall Teil meiner beruflichen Zukunft und ich setze sie ja auch immer wieder bei Fairtalk und in meinen Moderationen um.
Sie erhalten gewiss viele Anfragen für Moderationen. Wieso sind Sie dem Ruf von «Aletheia» in die Schweiz gefolgt?
Ich entscheide so etwas intuitiv. Beim Aletheia-Kongress hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Wenn mein Gefühl stimmt und wir uns über die Rahmenbedingungen einigen, übernehme ich sehr gerne solche Moderationen. Allerdings lehne ich parteipolitische Veranstaltungen grundsätzlich ab. Ich verstehe mich als Brückenbauer, ich möchte nicht auf eine politische Linie reduziert werden. Meine Leitfrage bei all meinen Bestrebungen ist: Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben? Ich stehe dafür ein, dass man sich jenseits der Blasen wieder lebhaft miteinander auseinandersetzt. Ich mag mich nicht in Litaneien darüber aufhalten, was in den letzten Jahren alles schiefgelaufen ist. Natürlich muss das Unrecht aufgearbeitet werden, aber ich bin kein Richter. Die Frage, mit der ich mich beschäftige: Was kann der Einzelne ändern? Was kann ich Positives dazu beitragen, dass es besser wird? Sich nur im Dagegen und der Wut aufzuhalten bringt uns nicht weiter.
Jens Lehrich
Seit Juni 2020 ist Jens Lehrich (Jahrgang 1970) Moderator von Fair Talk TV. Er arbeitet zudem als Präsenzcoach und hilft Menschen dabei ihren beruflichen Wandel hin zum Lebenssinn erfolgreich zu gestalten. Außerdem ist er seit 1993 mit grossem Erfolg als Radio Comedian bekannt und hat hunderte Bühnenshows gespielt. Lehrich ist verheiratet und hat drei Kinder.
Das ist ja auch Ihr Motto bei den Fair-Talk-Gesprächen. Sie wollten zum Beispiel stets Gegner und Befürworter der Corona-Massnahmen an einen Tisch bringen. Wie gut ist es Ihnen gelungen?
Es kam immer wieder zu interessanten Auseinandersetzungen mit gegensätzlichen Meinungen. Wie zum Beispiel bei der Ernährungssendung. Auch über Klima und das Impfen konnten wir Menschen mit gegensätzlichen Positionen gewinnen. Allerdings ist es sehr schwer, zumal wir auch nur ein kleines Team sind. Aber ich möchte es auch hier deutlich aussprechen: Wer anderer Meinung ist, besonders auch aus dem Mainstream und bereit, sich mit unseren Gästen zum fairen Diskurs zu treffen, ist an unserem Tisch willkommen. Wir müssen wieder miteinander reden.
Es gibt zwar viele alternative Medien. Aber wissenschaftliche Erkenntnisse, die hier verbreitet werden, finden kaum Eingang in die Mainstreammedien. Müssen die alternativen Medien im Verbund stärker werden, zum Beispiel mit einer eigenen Tagesschau? So wie «Zeitpunkt»-Herausgeber Christoph Pfluger dies am Aletheia-Kongress vorgeschlagen hatte?
Ich bin offen für alle Vorschläge, die dazu dienen, dass wir endlich wieder mit gesundem Menschenverstand und offen miteinander diskutieren. Ich begrüße alles, was dazu dient, dass die andere Seite uns wirklich persönlich kennenlernt.
«Kontaktschuld verhindert Journalismus», dieses Zitat von der ehemaligen ZDF-Moderatorin Katrin Seibold könnte es nicht besser auf den Punkt bringen. Wir müssen auf allen gesellschaftlichen Ebenen endlich wieder zueinanderfinden und die Spaltung überwinden. Im Journalismus, wie auch in der Medizin oder bei allen anderen drängenden Fragen unserer Zeit.
Dies geht aber nur, wenn wir uns nicht gegenseitig denunzieren, sondern versuchen, den Anderen mit seiner Meinung zu verstehen.
Solange das neue Format also nicht auf «verbalem Angriff» beruht, begrüsse ich neue Initiativen. Wichtig dabei ist auf jeden Fall, dass die Dezentralität und die jeweils eigene Identität der vielen alternativen Medien unbedingt erhalten bleibt. Wir haben ja erlebt, welche polarisierenden Kräfte einer Machtkonzentration wie jener in den etablierten Medien innewohnen. Also dezentral und dabei kooperativ, das wäre meine Devise.
Wenn ich Sie richtig verstehe, ist Ihnen das Miteinander jenseits von Blasen und eingebildeten Grenzen wichtiger als die Verbreitung Ihrer Wahrheit beziehungsweise die Sichtweise der nun verfemtem Wissenschaftler.
Ja, denn was ist Wahrheit? Absolute Wahrheiten sind immer gefährlich. Was mir wirklich wichtig ist und was verbindend ist, dass jeder seiner eigenen Sichtweise Ausdruck verleihen kann, dass wir wieder von Herz zu Herz miteinander sprechen. Aber auch dafür muss jeder bereit sein dies zu erkennen, zu leben und wieder zu kultivieren. Ohne Meinungsfreiheit und gegenseitigen Respekt steuern wir auf dunkle Zeiten zu. Wie ich es schon zuvor erwähnt habe: Es kommt auf jeden Einzelnen an. Je mehr Menschen dies erkennen, umso größer wird auch das Licht am Ende des Tunnels. Ich bleibe deshalb durch und durch Optimist.
Jens Lehrich Live und per Zoom
Live verfolgen kann man die Aufzeichnung von Lehrichs Talk-Format «Auf Augenhöhe» in Dresden (7.-9.11.) oder in Magdeburg (5.-7.12.) Tickets ab 25 Euro.
Per Zoom kann man Jens Lehrich im Format «Probier dich aus und werde glücklich» begegnen. Unter seiner Leitung inspirieren sich Teilnehmer gegenseitig, neue Schritte in eine erfüllte Zukunft zu wagen. Nächste Workshops: 27. September, 25. Oktober, 20 Uhr.
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