Dunkle Persönlichkeitsmerkmale machen anfällig für Fake News
Menschen, die die Existenz von Fakten abstreiten, glauben öfter an Fake News. Besonders oft betroffen sind Personen mit dunklen Persönlichkeitsmerkmalen – das sind solche, die stets ihren eigenen Nutzen in den Vordergrund stellen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie am Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. «Einige Menschen schenken Fake News Glauben, selbst wenn die wissenschaftlichen Fakten eindeutig dagegen sprechen», sagt der Psychologe Jan Philipp Rudloff. Er hat zu dieser Frage ein umfangreiches Experiment durchgeführt. Darin konfrontierten er und sein Professor mehr als 600 Versuchspersonen aus den USA mit verschiedenen Kurznachrichten – etwa «In den ersten drei Jahren unter Trump wurden 1,5 Millionen weniger Jobs geschaffen als in den letzten drei Jahren von Obamas Amtszeit.» Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen beurteilen.
Im Anschluss daran füllten sie einen umfangreichen Fragebogen aus. Darin sollten die Probanden unter anderem angeben, wie stark sie bei der Bewertung von Behauptungen ihrem Bauchgefühl vertrauen, wie wichtig für sie handfeste Beweise sind und wie sehr sie annehmen, dass Politik, Wissenschaft und Medien Tatsachen je nach Interessenslage «fabrizieren».
«Wir fassen diese Aspekte auch unter dem Begriff ‚epistemische Überzeugungen‘ zusammen», erklärt Rudloff – epistéme stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Erkenntnis» oder «Wissen».
Zusätzlich klopfte der Fragebogen ab, wie wichtig den Versuchspersonen die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen (auch auf Kosten ihrer Mitmenschen) war. Diese Eigenschaft wird auch als der «Dunkle Faktor der Persönlichkeit» bezeichnet. Sie gilt als der Kern verschiedener dunkler Persönlichkeitsmerkmale wie Narzissmus, Psychopathie oder Machiavellismus.
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: Je «dunkler» die Persönlichkeit der Versuchspersonen, je ausgeprägter also ihr Eigennutz auf Kosten anderer, desto stärker zogen sie in Zweifel, dass es einen Unterschied zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und bloßen Meinungen gibt.
«Man könnte ihre Überzeugungen als postfaktisch bezeichnen; sie glauben vor allem das, was sich für sie wahr anfühlt», betont Jan Philipp Rudloff. Entsprechend schwer fällt es ihnen, wahre Aussagen von falschen zu unterscheiden – sie halten also besonders oft Fake News für wahr.
Quelle: Uni Würzburg: «Dunkle Persönlichkeitsmerkmale machen anfällig für Fake News». 20.10.2022
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Der Begriff «Verschwörungstheorien ist tatsächlich nicht geklärt
Es ist richtig, dass die Studie davon ausgeht, dass «Verschwörungstheorien» Ansichten sind, die der behördlich verordneten Wahrheit widersprechen, egal wie «wahr» oder «falsch» sie sind. Dessen war ich mir beim Redigieren dieses Texts durchaus bewusst.
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass «dunkle Persönlichkeitsmerkmale» anfälliger für Theorien machen, de nicht duch Fakten gestützt sind. Das gilt für Menschen, die faktenfreie Theorien der Regierungen glauben (z.B. «die Impfung schützt vor Weiterverbreitung») ebenso wie für Menschen, welche die Eliten bekämpfen (z.B. «das sind alles Reptiloide»). Je dunkler, desto leichtgläubiger.
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