Verschwindet nicht einfach so in der Versenkung!
Über das Kinderleid, verursacht durch die Coronamassnahmen, und dessen fehlende Aufarbeitung in Deutschland
Auch wenn der deutsche Gesundheitsminister mittlerweile eingestanden hat, dass die Schulschliessungen in der Coronazeit ein Fehler waren, ändert dieses nachträgliche Bedauern bisher wenig an dem aktuellen Umgang mit den verstörten Kindern und Jugendlichen. Offizielle Entschuldigungen bei der jungen Generation und eine ehrliche Integration der Stimmen der «Coronakinder» selbst fehlen.
Verbindliche Festlegungen, die die Wiederholung eines solchen kinderfeindlichen Massnahmendramas künftig unmöglich machen, sind nicht in Sicht. Grundlage dafür wären eine Evaluation der Coronamassnahmen und eine politische Aufarbeitung des Ausnahmezustandes. Selbst wenn man das Narrativ der Regierung geteilt hat, hätte man anders mit den Kindern und Jugendlichen umgehen müssen.
Warum aber haben Politik und Medien mehrheitlich so viel Angst vor einer gründlichen Analyse? Warum blockieren die Parlamentarier eine Aufarbeitung ihres professionellen Handelns so hartnäckig und schmettern jeden Vorstoss in diese Richtung geradezu verzweifelt ab, obwohl die Rufe danach immer lauter werden? (Siehe Quellen 1, 2, 3, 4)
Nicht nur wurde das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung durch die Coronamassnahmen schlichtweg ausgesetzt, sondern auch ihre entwicklungsrelevanten sozialen Kontakte, Sport, Freizeitaktivitäten und ausserschulischen Hilfsangebote eingeschränkt oder gar verboten.
Das Social Distancing, die bewusste Panikmache und Einschüchterung durch Schuldgefühle, das zwanghafte und andauernde Traktieren mit Masken und Tests waren geradezu Gift für das junge Leben, das Raum und Zuwendung für Entwicklung braucht. Man nahm Kindern und Jugendlichen buchstäblich die Luft zum Atmen. Die Folgen für die Biographien der Kinder bleiben nicht aus und schlagen sich in psychischen Störungen, Spielsucht, Schulversagen und Bildungsverlust sowie mangelnder Lebensfreude und Zukunftsorientierung nieder. (siehe Quellen 5, 6, 7, 8)
Bereits seit 2020 gab es genügend Warnungen, Brandbriefe und Sensibilisierungsaufrufe bezüglich der Lockdownfolgen für Kinder und Jugendliche. Diese wurden jedoch politisch, medial und wissenschaftlich ignoriert oder gar stigmatisiert. Die negativen Folgen der Coronapolitik für die Kinder waren also durchaus absehbar!
Ein Virus der Rücksichtslosigkeit hat sich breit gemacht.
Prof. Michael Klundt, seit 2010 Professor für Kinderpolitik im Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften der Hochschule Magdeburg-Stendal, weist auf die deutlichen Unterschiede bei den Schulschliessungen in den europäischen Ländern hin: «In Schweden waren die Schulen ca. 30 Tage, in der Schweiz um die 40 Tage, in Frankreich etwa 50 Tage und in Deutschland über 180 Tage geschlossen. Da hat sich wohl auch ein Virus der Rücksichtslosigkeit in Deutschland breit gemacht.»
Klundt betont: «Seit Beginn der Corona-Krise in Deutschland wurden elementare Schutz-, Fürsorge- und Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen verletzt. Und verschiedene – auch unterlassene – Regierungsmassnahmen haben überdies zur Verstärkung von Kinderarmut beigetragen. Selbst wenn man das Narrativ der Regierung geteilt hat, hätte man anders mit den Kindern und Jugendlichen umgehen müssen.»
Es läge eine politisch zu verantwortende Kindeswohlgefährdung im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention und des Sozialgesetzbuches VIII vor. Auch wird nach Klundts Beobachtung oft nicht deutlich genug zwischen den Folgen von Corona und den Folgen der Coronamassnahmen unterschieden. Wann reflektieren Medien, Behörden und Politik endlich offen ihren «inneren Diktator»?
Die Mehrheit habe anscheinend immer noch nicht realisiert, dass Corona die Kinder nicht gefährdete, und diese auch keine Superspreader waren.
Die autoritäre Versuchung ist gross. Ich entdecke den Diktator in mir.
«In ihrer COVID-19-Impfempfehlung vom 19. August 2021 berichtet die Ständige Impfkommission (Stiko) im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch Instituts, dass es seit Beginn der Pandemie insgesamt unter den etwa 14 Millionen Minderjährigen in Deutschland 14 Tote im Zusammenhang mit Corona gegeben habe. Davon waren einige schwer vorerkrankt und zum Teil bereits auf einer Palliativstation» , gibt Prof. Michael Klundt zu bedenken. «Laut der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sind diese Zahlen bei aller Schrecklichkeit des Einzelschicksals dennoch ins Verhältnis zu setzen. So verstarben nur in der Saison 2018/19 neun Kinder an der Influenza, 55 Kinder wurden 2019 durch Verkehrsunfälle getötet und 25 Kinder ertranken. Nach spätestens einem Jahr Corona hätten diese Zahlen politisch, wissenschaftlich und medial öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden müssen, um der weit verbreiteten Angst- und Panikmache mit ein wenig Rationalität beizukommen – gerade innerhalb der Familien.»
«Doch», so Klundt weiter, «es hat sich mit den Coronamassnahmen ein Trend ins Autoritäre, ins Ausgrenzen und Stigmatisieren bemerkbar gemacht, der von der Sache her nicht zu begründen war und ist.»
Der Journalist Alexander Neubacher schrieb im März 2023 selbstreflexiv über die – teils rechtswidrigen – und oft unverhältnismässigen Coronamassnahmen: «Die autoritäre Versuchung ist gross. Ich entdecke den Diktator in mir.»
Leider ist er mit dieser Entdeckung anscheinend immer noch relativ allein auf weiter Flur. Und Klundt hat den Eindruck, dass eine Aufarbeitung der staatlichen und gesellschaftlichen Corona-Fehlleistungen kaum stattfindet.
Der deutschlandweit bekannte Jurist, Kriminologe und Forscher Prof. em. Dr. Christan Pfeiffer sieht ebenfalls kritisch auf die sogenannten «Kollateralschäden»: «Die innerfamiliäre Gewalt ist während der Lockdowns gestiegen. Die Fachleute gehen davon aus, dass das Eingesperrtsein in engen Wohnungen und der Stress durch die Einschränkungen dazu beigetragen haben.»
Die Opfer von Gewalt waren vor allem Frauen und Kinder. Im Jahr 2021 lag die Anzahl getöteter Frauen mit 311 zu 310 zum ersten Mal über der Anzahl der getöteten Männer. Auch die Zunahme von Kindstötungen in den Coronajahren führt Pfeiffer auf den Massnahmendruck zurück.
Stolz wurden während der Lockdowns digitalisierte Ausweichprogramme der Schulen als Ersatzlösung vorgestellt. Engagierten Pädagogen war sofort klar, dass diese den Unterricht in der Klasse keinesfalls ersetzen konnten und besonders sozial benachteiligte Kinder schon ausstattungsmässig hier gar nicht mithalten konnten.
Ausserdem befeuerte der digitale Unterricht den Hang der Jungen zum Absacken vor ihren Rechnern. Schon vor Corona hatte sich gezeigt, dass immer mehr Jungen in ihren Schulleistungen hinter den Mädchen zurückblieben. Dazu Pfeiffer: «Der Geschlechterunterschied in den Schulleistungen ist vollständig durch das unterschiedliche Computerspielverhalten erklärbar. Sowohl eine längere Computerspieldauer als auch der Konsum gewalthaltiger Inhalte verschlechtern die Schulnoten.»
Auf die Bildungsbiographie der 15-jährigen Jungen hat die Spielenutzung von aktuell durchschnittlich mehr als drei Stunden täglich massiven Einfluss, denn längeres Computerspielen geht mit dem häufigeren Besuch niedriger und dem selteneren Besuch hoher Schulformen einher. Die Schulen und Vereine sollten eher ausgleichend wirken und «Lust auf Leben» wecken, anstatt sich dem «E-Sport» zu öffnen und diesem auch noch das Prädikat «pädagogisch wertvoll» zu verleihen.
Wieso steht diese Frau da vorne und sagt mir, was ich machen soll?
Beratungsstellen und Kliniken am Limit
Nina Grossmann, Schulpsychologin und Vorsitzende des Landesverbandes Schulpsychologie Baden-Württemberg, fasst die Hauptthemen für ihr Bundesland folgendermassen zusammen: «Die Probleme beginnen jetzt schon in der ersten Klasse Grundschule. Die Kinder können sich nicht in Gruppen einfinden, kommen nicht ins Lernen, konnten kein Interesse an grundlegenden Kulturfähigkeiten entwickeln. Wir gehen davon aus, dass diese Kinder während der Coronazeit meist zuhause waren. In den Kindergärten herrscht ja ein eklatanter Fachkräftemangel. Entscheidende Sozialisationsschritte werden also nicht mehr mit den Kindern gegangen. Diese wissen gar nicht, wie Schule funktioniert und fragen sich: Wieso steht diese Frau da vorne und sagt mir, was ich machen soll?»
Lernstörungen seien ebenfalls auf dem Vormarsch, wobei diese häufig auf Bildungsverlust durch die Schulschliessungen beruhten. In den höheren Klassen herrsche Motivationslosigkeit. Ein No-Future-Virus hätte sich breit gemacht. Wofür das alles? Dann doch lieber gemütlich chillen.
Hierzu Grossmann: «So macht sich die depressive Reaktion der Jugendlichen – besonders bei den Mädchen – bemerkbar.» Das zeigt auch der Kinder- und Jugendreport der DAK. Für suizidale und selbstverletzende Jugendliche gebe es lange Wartezeiten in den Kliniken. Schulabsentismus sei eine weitere Herausforderung.
Kinder und Jugendliche könnten nicht zur Schule gehen, weil sie – verstört durch die Massnahmen – unter Ängsten und körperlichen Symptomen litten. Es fehle an finanzieller und personeller Ausstattung hinten und vorne, um dem Ansturm der leidenden Kinder aber auch Eltern gerecht zu werden.
Suizidgefährdung angestiegen
Dr. Christian Dohna-Schwake, Leitender Oberarzt in der Klinik für Kinderheilkunde in Essen, hatte im Frühjahr 2021 nach dem zweiten Lockdown einen Anstieg der Suizidfälle auf der Kinderintensivstation festgestellt. 27 weitere Kinderintensivstationen hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Ergebnisse wurden in einer Studie zusammengefasst.
Dazu Dohna-Schwake: «Diese Studie zeigt einen starken Anstieg der schweren Suizidversuche unter Jugendlichen im Verlauf der Pandemie in Deutschland. Es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Pandemiepräventionsmassnahmen und Suizidgedanken zu verstehen.»
Zwar hätte sich die Lage jetzt etwas beruhigt, aber es gebe weiterhin vielfältige Probleme sowie psychosomatische Beschwerden. «Man muss sich den Problemen stellen, die Coronazeit aufarbeiten und auch Geld in die Hand nehmen. Ein Modellvorhaben mit Mental Coaches an Schulen wird sicher nicht ausreichen.»
Kinderärzte fordern: Covid-19 Impfungen für alle Kinder und Jugendliche beenden
Das Thema Covid-19-Impfung belastet ausserdem die Gesundheit der Heranwachsenden. Neben den familiären Konflikten rund um die «Impfung», die auch Kinder und Jugendliche psychisch mit überfordert haben, sollen laut der Ständigen Impfkomission (STIKO) auch jetzt immer noch viele Kinder «immunisiert» werden. Die Impfempfehlung wurde nämlich nur für Kinder «ohne Vorerkrankung» aufgehoben und die Liste sogenannter «Risikofaktoren für einen schweren Verlauf» ist lang.
Dazu der Kinderarzt Dr. Jost Deerberg von Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung (ÄFI): «Wir haben seit Beginn der Pandemie erklärt, was nun auch die STIKO erkannt hat: Kinder und Jugendliche sind von COVID-19 kaum betroffen. Entweder verläuft bei ihnen die Infektion völlig unbemerkt oder unter dem Bild eines leichten grippalen Infektes. Schwere Verläufe sind in diesem Alter eine sehr seltene Ausnahme, Todesfälle eine Rarität.
Bereits früh zeigte sich auch, dass die mRNA-Impfung (BioNTech, Moderna) bei jungen Menschen zu gravierenden unerwünschten Wirkungen, etwa zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen kann. Vor allem junge Männer zwischen 16 und 25 Jahren sind betroffen, Mädchen und junge Frauen ebenfalls, jedoch seltener.
Da bei einer Impfung stets das individuelle Nutzen-Risiko-Profil beachtet werden muss, war vor diesem Hintergrund die jüngste Entscheidung der STIKO, die COVID-19-Impfung für junge Menschen nicht mehr zu empfehlen, längst überfällig. Allerdings wurde die Rücknahme nur für gesunde Kinder und Jugendliche ausgesprochen. Aus der Sicht von ÄFI sollte dies grundsätzlich für alle Kinder und Jugendliche gelten.»
Kinder und Jugendliche brauchen Schutz
Michael Klundt setzte sich bereits während des Ausnahmezustandes für das Kindeswohl ein: «Die bundesgesetzlichen Kinderrechte auf Schutz, Förderung und Beteiligung sollten im Sinne einer Politik für soziale Gerechtigkeit unter allen Umständen verlässlich umgesetzt werden. Eine mangelnde Aufarbeitung der Coronamassnahmen nimmt uns die Möglichkeit, aus den Fehlern, die gemacht wurden, zu lernen.»
Durch das zusätzliche Krisengeschehen werde das Los der Kinder und Jugendlichen nicht einfacher. Das Steuergeld komme ausserdem zum geringsten Teil den Kindern zugute. Hingegen würden so mal eben zwölf Milliarden Euro zusätzlich für Rüstung ausgegeben, während laut Finanzminister zwölf Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung nicht zur Verfügung stünden.
Videotipp zum Thema:
Coronakrise 2020 - 2022 Teil 3: Das Leid der Kinder und Jugendlichen (odysee.com)
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