Nach dem Diesel-Skandal von 2015 mussten VW und Audi in den Vereinigten Staaten fast 400’000 Autos aus dem Verkehr ziehen. Weniger als 300’000 Autos wurden nachgebessert, 102’000 verschrottet.
War das klug?, fragt der Info-Sperber. Nein, findet der Westschweizer Journalist und Buchautor Lucien Willemin. Er hat letztes Jahr das Buch «Halte au gaspillage automobile. Prenez soin de vous, achetez d’ occasion!» veröffentlicht. Zu deutsch: «Stopp der Auto-Verschwendung. Kaufen Sie Occasionen!» Er ist der Ansicht, dass es der Umwelt weniger geschadet hätte, wenn man die Autos hätte fahren lassen, statt neue zu bauen.
Willemin kritisiert allerlei Umweltmassnahmen: Verschrottungsprämien, Zufahrtsbeschränkungen in Paris, Brüssel, Genf oder Stuttgart. «2019», schreibt er, «erliess Stuttgart ein Zufahrtsverbot für Diesel-Fahrzeuge, die vor 2011 produziert worden waren. Für Autos also, die damals gerade mal acht Jahre alt waren!»
Die Propaganda für neue Autos – am besten elektrische – sei falsch: «Das ist nichts als eine Unterstützung der Autoindustrie; unter dem Deckmantel der Arbeitsplatzbeschaffung, des Umweltschutzes und der Wirtschaftsförderung.» Dass Elektroautos beim Feinstaub und beim Mikroplastik nicht besser abschneiden als Autos mit Verbrennungsmotor, sei kein Thema.
Lucien Willemin ruft in Erinnerung, was die Probleme beim Bau neuer Autos sind:
- Rodungen: Weil viele Rohstoffe unter Wäldern lagern, braucht es für die Auto-Herstellung enorme Rodungen – mit all ihren Folgen.
- Ausbeutung: Damit sich die Böden ausbeuten lassen, sind viel Wasser, grosse Mengen an Chemikalien, aber auch Arsen, Quecksilber und Blei nötig.
- Herstellung: Unmengen an Chemikalien braucht es schliesslich auch bei der Herstellung der Autoteile– bei der Legierung von Metallen, bei der Produktion von synthetischen Stoffen und Plastik, bei der Herstellung von elektronischen Teilen oder von Isoliermaterial. Ein Auto, rechnet Willemin vor, bestehe aus rund 180’000 Einzelteilen. «Sie kommen», schreibt er, «aus allen Ecken der Welt. Und nicht etwa im Elektrofrachtschiff.»
Sein Fazit: Die Herstellung neuer Autos ist eine Verschwendung von Energie, Wasser und Rohstoffen. Sie zerstört Wälder und dezimiert Lebewesen. Deshalb plädiert Willemin dafür, Autos so lange zu fahren, wie es geht. Das reduziere die Umweltschäden in den Ländern, in denen die Autofirmen die Rohstoffe gewinnen und in denen sie ihre Fahrzeuge herstellen. Deshalb sagt er: «Wenn wir unsere Autos bis am Schluss fahren, verschmutzen wir die Umwelt hier ein bisschen mehr und anderswo viel weniger.»