Widerstand ohne Gegnerschaft? Teil 8

Manchmal stelle ich mir vor: ein Aufschrei der Milliarden Basis-Menschen: Stopp den Krieg, wir wollen in Frieden weiterleben.

Heilende Beziehungen unter uns Völkern

Ich bringe nur einen kleinen Impuls. Ich spüre, ungeachtet dessen, was sich da draussen so Trauriges abspielt und viele Menschen mit Leid überschüttet, was unerträglich ist, es gleicht einer Epidemie der Angst und des Verfeindetseins, statt Widerstand – weiter im Stand, standhaft in Richtung heilender Beziehungen unter uns Völkern. Vorerst im Umfeld, im Land und weiter.

Wir sind eingeladen zu befrieden, auch mit unterschiedlichen Sichtweisen.

Es ist so viel Gutes auch am Wirken, doch wird’s übertönt von den Schreckensmeldungen, deren Inhalte doch gottverlassene Auslaufmodelle sind.

Brückenbauende Menschen zwischen den verfeindeten Bereichen, weitere Bewusstseinsarbeit, dass wir eine Menschheitsfamilie sind.

Manchmal stelle ich mir vor: ein Aufschrei der Milliarden Basis-Menschen: Stopp den Krieg, wir wollen in Frieden weiterleben. Befrieden ist angesagt, auch in der Schweiz.

Doris Marti


Weiss kleiden

Demos bringen rein gar nichts und verhärten nur die verschiedenen Seiten. Wäre es nicht ein Statement, wenn z. B. jeden Donnerstag sich alle Menschen, die für Frieden und Wandel sind, weiss kleiden? So würden wir uns gegenseitig erkennen, und wenn dann immer mehr mitmachen, würde daraus eine ganze gewaltlose Friedensbewegung werden.

Ute Vogt-Senger, Rheinfelden


Gelassene Bestimmtheit

Ich antworte aus der Perspektive einer Tierhalterin, die von ihren Pferden lernt:

Die Pferde, die in einer Herde leben, vertreten ihren Raum. Sie schicken andere Pferde, die sie im Moment nicht in ihrem Raum haben wollen, weg, indem sie ganz selbstverständlich ihren Raum vertreten. Je selbstverständlicher, je gelassener und je unaufgeregter sie das tun, desto überzeugender und wirksamer ist es. 

Ich nenne das «gelassene Bestimmtheit». Muss sich ein Pferd gross aufblasen und mit grossen Gesten daherkommen und in den Machtkampf gehen, spricht das für die anderen Pferde dafür, dass es das nötig hat und sich rangniedrig fühlt. Dann wirkt die Geste des Raum-Vertretens nicht überzeugend, und die anderen Pferde werden nicht selbstverständlich gehen, sondern es entweder ignorieren und an sich apprallen lassen oder dagegen kämpfen. Daraus können wir lernen und in diese innere Haltung finden.

H. Greve


Aufbau von Gemeinschaften

Die Zukunft liegt n.m.A. im Aufbau von Gemeinschaften, die erstens ein konkretes Ziel haben, zweitens ihre Entscheide nicht hierarchisch, sondern gemeinsam fällen und drittens auf der Fürsorge füreinander und auf der Gleichberechtigung von Mann und Frau beruhen. Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir von unten aufbauen, in überschaubaren Projekten diese Art Gemeinschaft entwickeln und gemeinsam lernen.

Die Fähigkeit, in solchen Gemeinschaften zu leben haben wir in unserer Gesellschaft der Dominanz des Marktes, des Wettbewerbs, der Konkurrenz und immer mehr und besser sein zu wollen als die andern, nicht entwickeln können. Wir müssen das lernen. Das tönt sehr ambitioniert, nur: Es gibt diese Ansätze schon.

Bei uns in der Schweiz gibt es das Netzwerk Caring Communities www.caringcommunities.ch . Aehnliche Netzwerke gibt es in Deutschland und in Österreich. Mitglieder des Netzwerks in der Schweiz sind Organisationen, die entstanden sind, weil Menschen miteinander etwas aufbauen, verbessern oder verändern wollen. Fast immer sind diese Projekte quartier- oder gemeindebezogen und wollen in irgendeiner Art das Zusammenleben und die Sorge füreinander verbessern. Sie werden denn oft auch Sorgende Gemeinschaften genannt.

Konkret geht es dabei um eine Vielfalt von Projekten, vom Gemeinschaftsgarten zum Treff für ältere Menschen bis zum Projekt zur Vermeidung von Food Waste und dem Aufbau eines Lokalradios usw. Der Ausgangspunkt ist immer ähnlich, Menschen sehen etwas, das getan werden sollte und sie tun es gemeinsam.

Der Kern der Caring Communities ist die Gemeinschaft und das Bestreben, in einem bestimmten Bereich eine Verbesserung zu erzielen. Sie haben aber auch zum Ziel, die Gesellschaft in ihrem Sinne zu beeinflussen und voranzubringen. Sie kämpfen nicht gegen etwas, sondern für etwas und nutzen dafür die Freiräume und die in unserer Gesellschaft zur Verfügung stehenden Ressourcen. Zuerst im Quartier, in der Gemeinde. Mit dem entsprechenden Erfahrungsschatz, können wir uns an immer grössere Projekte wagen, und damit auch eine breitere Aufmerksamkeit und einen grösseren Einfluss in der Gesellschaft gewinnen. Es braucht Zeit, Ausdauer, Mut, aber sehr schnell werden sich die positiven Auswirkungen zeigen und geben Kraft zum Weitermachen.  

Ruedi Winkler, Zürich

 


 

 

21. August 2024
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