3hf.org: Werkzeug statt Workshops für Haiti

Wie bau ich mein eigenes Hilfswerk? Hansjürg Hess macht es vor: Mit seiner «Humanitarian Foundation» (3hf) unterstützt er seit fünf Jahren gemeinnützige Projekte in aller Welt, mit geerbtem, verdientem sowie gesammeltem Geld und noch mehr durch Taten. Als er nach dem Erdbeben in Haiti im Januar 2010 von einer defekten Wasserquelle hörte, entschloss er sich innerhalb von drei Tagen, selbst hin zu fliegen. «Ich kannte niemanden dort», sagt er, doch die nötige Offenheit zur Improvisation hatte er sich in 25 Jahren des Reisens erworben. «Wenn du mit wenig Geld reist, siehst du überall: hier könnte ich helfen, dort könnte ich helfen.» Hess traf die richtigen Leute, lernte ein paar Worte Kreolisch von einheimischen Kindern und organisierte haitianische Hilfsarbeiter. «Wir NGOs sind viel freier als staatliche Stellen, weil wir nicht überall um Erlaubnis fragen müssen.» Nachdem der Brunnen repariert war, klopften die Grossen beim Kleinen an: Täglich holten mindestens zehn Lastwagen von Hilfswerken wie «Médecins sans frontières» oder der UNO Wasser ab.
Hansjürg Hess hat keine Zeit für Workshops über Entwicklungshilfe, denn nach den Aufräumarbeiten ist in Haiti der Wiederaufbau angesagt. Er ist in die Schweiz zurückgekehrt, um Werkzeuge, Haushaltsgegenstände und Geld zu sammeln. Den Aufruf dazu macht er mit einem einfachen Flugblatt; ebenso kommt seine Webseite unprofessionell daher – 3hf ist mehr Inhalt als Verpackung. Vielleicht ist es die Einstellung, die Hess die nötige Kraft gibt: «Man darf die Sache nicht allzu ernst nehmen.» In andern Worten: mit einer Portion Humor erreicht man mehr – auch in Katastrophengebieten.

Weitere Infos: www.3hf.org
Kontakt: [email protected] oder 079 693 71 60, Glarner Regionalbank Konto-Nr. 16 459.450.09

Korrigendum (17.1.2011)


Hansjürg Hess war in Haiti anscheinend doch nicht der eigenständige Abenteurer, als den er sich dem Zeitpunkt gegenüber ausgab. Katia Frei erzählt: «Ich habe ihn vorher gebeten, nach Haiti zu fliegen». Sie ist geborene Haitianerin, lebt seit 25 Jahren in der Schweiz und besucht ihre erste Heimat häufig. «Hansjürg Hess durfte bei meiner Familie in Leogane wohnen und ihr Motorrad benutzen.»
14. Juli 2010
von: