Energiekrise: Es gibt keine Patentlösung
Aber: Ohne Verzichtskultur geht es nicht
Die Weltwirtschaft wächst wieder. Aber der Planet und die heutigen Energiebatterien bleiben endlich. Oder wie Prof. Dr. Elmar Altvater sagt: „Bald haben wir den Peak everything“. 220 Leute haben an der Fachtagung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES vom Freitag, den 17. September nach Lösungen und Chancen der künftigen Energiekrise gesucht. Gefunden haben sie ein Strauss an Ideen, Visionen – und Illusionen.
Die Gesellschaft ist abhängig von endlichen Ressourcen. Der Peak Oil ist gemäss Prof. Dr. Wolfgang Blendinger, ASPO Deutschland, vorbei. Peak Gas, Kohle und Uran folgen bald. Doch wie soll das Leben „danach“ aussehen? An der Fachtagung wurden mögliche Lösungsansätze für den Übergang zu einer postfossilen Gesellschaft heftig diskutiert. Zehn Referierende lieferten die Inputs.
Es tagt – auch bei den grossen Energieversorgern
Was der „Peak everything“ für die Gesellschaft bedeutet, erklärte Prof. Dr. Elmar Altvater: „Das wirtschaftliche Wachstum kann nur in einer ökologischen Sackgasse enden.“ Damit dies nicht geschieht, müsse „die postfossile Entwicklung postkapitalistische Perspektiven ins Auge fassen“. Das heisst, die Gesellschaft soll sich neu erfinden und zwar durch regionale Vernetzung, Dezentralisierung, Demokratisierung und solidarische, genossenschaftliche Produktion. Doch wie immer liegt die Schwierigkeit in der Umsetzung: „Erneuerbare passen nicht in die Strukturen – vor allem in die Machtstrukturen – einer fossilen Gesellschaft“, so Altvater. Eine Möglichkeit, den Energieverbrauch zu senken, ohne die Machtstrukturen zu ändern ist die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft. Doch ein Umdenken ist auch hierfür nötig, bedeutet sie doch zwei Drittel weniger Energie zu brauchen. Michael Kaufmann, Programmleiter Energie-Schweiz und Vizedirektor des Bundesamt für Energie sagt zum aktuellen Stand in der Umsetzung: „Wir sind auf gutem Weg. Doch es gibt noch viel zu tun. Und langsam tagt es – auch bei den grossen Energieversorgern.“
Technologische Lösungsansätze und ihre Grenzen
Die zentralistische Grosskraftwerk-Variante, wie der gewaltige Energiehunger zu stillen wäre, stellte Aeneas Wanner, Geschäftsleiter Energie Zukunft Schweiz, am Beispiel Desertec vor. „Die Sonne liefert mehr als genug Energie und die Fläche für Anlagen ist vorhanden“, sagt Wanner. Doch er sieht auch Schwierigkeiten: „Heute lassen sich praktisch keine Leitungen mehr bauen. Überall werden Einsprachen gemacht“. Genau da hakt Prof. Dr. Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, ein. Energie soll vor allem dezentral produziert werden. Aber auch diese Perspektive beinhaltet grosse Herausforderungen, die grössten sind das Management des Stromnetzes sowie die Speichertechnologie. Eine Lösung könnten zentrale Steuerungseinheiten sein, welche die stark fluktuierende Stromproduktion von Erneuerbaren regeln. Sylviane Chassot vom Lehrstuhl für Management Erneuerbarer Energien am Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen sieht die grösste Bremse einer wirklichen gesellschaftlichen Veränderung in den KonsumentInnen. „Sie sind überfordert im liberalisierten Strommarkt und ändern deshalb am liebsten nichts“, so Chassot.
Effizienz heisst nicht weniger Energie zu brauchen
Der Mensch ist gemacht, sich selber zu überlisten. Das gilt auch für den Energiebereich. Das beste Beispiel ist der „Rebound-Effekt“, der tritt beispielsweise dann ein, wenn man Energie zwar spart - beispielsweise durch Stromsparlampen – aber dafür das Licht nicht ausschaltet wird. „Tatsächlich wird durch den Rebound weniger Energie gespart, als ursprünglich angenommen,“ erklärt Prof. Dr. Reinhard Madlener, Energieökonom am E.ON Energy Research Center. Prof. Dr. Florian G. Kaiser vom Institut für Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg knüpft an diese Gedanken an, denn heute nimmt der Pro-Kopf-Energieverbrauch trotz effizienterer Technologie zu. Es ist also so, dass „effiziente Technologie suffiziente Menschen braucht“, so Kaiser und plädiert damit für eine Verzicht-Strategie. Vom Menschen aus denkt auch Prof. Dr. Phil. Roland Roth mit seiner These, dass dezentrale Produktions- und Versorgungsstrukturen die einzig demokratisch angemessene Antwort auf die enormen Veränderungsanforderungen sind, die ein Weg aus dem Fossilismus ermöglicht. Ein ganz wichtiger Schauplatz für die energetische Erneuerung ist der Gebäudepark resp. Die Raumplanung. Dazu „Verdichten ist ein wesentlicher Bestandteil der heutigen Raumplanung. Einfach gesagt: Das Einfamilienhaus ist der Feind des nachhaltigen Bauens“, erklärt Prof. Dr. Susanne Kytzia, Leiterin des Kompetenzzentrums Infrastruktur und Lebensraum an der Hochschule für Technik Rapperswil.
Zu den Referaten: http://www.energiestiftung.ch/service/fachtagungen/fachtagung10/referate/
Die Gesellschaft ist abhängig von endlichen Ressourcen. Der Peak Oil ist gemäss Prof. Dr. Wolfgang Blendinger, ASPO Deutschland, vorbei. Peak Gas, Kohle und Uran folgen bald. Doch wie soll das Leben „danach“ aussehen? An der Fachtagung wurden mögliche Lösungsansätze für den Übergang zu einer postfossilen Gesellschaft heftig diskutiert. Zehn Referierende lieferten die Inputs.
Es tagt – auch bei den grossen Energieversorgern
Was der „Peak everything“ für die Gesellschaft bedeutet, erklärte Prof. Dr. Elmar Altvater: „Das wirtschaftliche Wachstum kann nur in einer ökologischen Sackgasse enden.“ Damit dies nicht geschieht, müsse „die postfossile Entwicklung postkapitalistische Perspektiven ins Auge fassen“. Das heisst, die Gesellschaft soll sich neu erfinden und zwar durch regionale Vernetzung, Dezentralisierung, Demokratisierung und solidarische, genossenschaftliche Produktion. Doch wie immer liegt die Schwierigkeit in der Umsetzung: „Erneuerbare passen nicht in die Strukturen – vor allem in die Machtstrukturen – einer fossilen Gesellschaft“, so Altvater. Eine Möglichkeit, den Energieverbrauch zu senken, ohne die Machtstrukturen zu ändern ist die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft. Doch ein Umdenken ist auch hierfür nötig, bedeutet sie doch zwei Drittel weniger Energie zu brauchen. Michael Kaufmann, Programmleiter Energie-Schweiz und Vizedirektor des Bundesamt für Energie sagt zum aktuellen Stand in der Umsetzung: „Wir sind auf gutem Weg. Doch es gibt noch viel zu tun. Und langsam tagt es – auch bei den grossen Energieversorgern.“
Technologische Lösungsansätze und ihre Grenzen
Die zentralistische Grosskraftwerk-Variante, wie der gewaltige Energiehunger zu stillen wäre, stellte Aeneas Wanner, Geschäftsleiter Energie Zukunft Schweiz, am Beispiel Desertec vor. „Die Sonne liefert mehr als genug Energie und die Fläche für Anlagen ist vorhanden“, sagt Wanner. Doch er sieht auch Schwierigkeiten: „Heute lassen sich praktisch keine Leitungen mehr bauen. Überall werden Einsprachen gemacht“. Genau da hakt Prof. Dr. Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, ein. Energie soll vor allem dezentral produziert werden. Aber auch diese Perspektive beinhaltet grosse Herausforderungen, die grössten sind das Management des Stromnetzes sowie die Speichertechnologie. Eine Lösung könnten zentrale Steuerungseinheiten sein, welche die stark fluktuierende Stromproduktion von Erneuerbaren regeln. Sylviane Chassot vom Lehrstuhl für Management Erneuerbarer Energien am Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen sieht die grösste Bremse einer wirklichen gesellschaftlichen Veränderung in den KonsumentInnen. „Sie sind überfordert im liberalisierten Strommarkt und ändern deshalb am liebsten nichts“, so Chassot.
Effizienz heisst nicht weniger Energie zu brauchen
Der Mensch ist gemacht, sich selber zu überlisten. Das gilt auch für den Energiebereich. Das beste Beispiel ist der „Rebound-Effekt“, der tritt beispielsweise dann ein, wenn man Energie zwar spart - beispielsweise durch Stromsparlampen – aber dafür das Licht nicht ausschaltet wird. „Tatsächlich wird durch den Rebound weniger Energie gespart, als ursprünglich angenommen,“ erklärt Prof. Dr. Reinhard Madlener, Energieökonom am E.ON Energy Research Center. Prof. Dr. Florian G. Kaiser vom Institut für Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg knüpft an diese Gedanken an, denn heute nimmt der Pro-Kopf-Energieverbrauch trotz effizienterer Technologie zu. Es ist also so, dass „effiziente Technologie suffiziente Menschen braucht“, so Kaiser und plädiert damit für eine Verzicht-Strategie. Vom Menschen aus denkt auch Prof. Dr. Phil. Roland Roth mit seiner These, dass dezentrale Produktions- und Versorgungsstrukturen die einzig demokratisch angemessene Antwort auf die enormen Veränderungsanforderungen sind, die ein Weg aus dem Fossilismus ermöglicht. Ein ganz wichtiger Schauplatz für die energetische Erneuerung ist der Gebäudepark resp. Die Raumplanung. Dazu „Verdichten ist ein wesentlicher Bestandteil der heutigen Raumplanung. Einfach gesagt: Das Einfamilienhaus ist der Feind des nachhaltigen Bauens“, erklärt Prof. Dr. Susanne Kytzia, Leiterin des Kompetenzzentrums Infrastruktur und Lebensraum an der Hochschule für Technik Rapperswil.
Zu den Referaten: http://www.energiestiftung.ch/service/fachtagungen/fachtagung10/referate/
20. September 2010
von:
von:
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können