Schuldentilgung – freiwillig?

Angesichts der unerträglichen Schuldenlast des Bundes will die Initiative «Hurra, wir tilgen» alle Bürger motivieren, die Entschuldung des Staatshaushalts selbst in die Hand zu nehmen.

Professor Jochen Hörisch ist ein kluger Mann, bekannt z.B. aus dem kritischen Geldfilm «Der Schein trügt». Unlängst überwies er 10.000 Euro an den Staat, ein Fünftel seines Vermögens. Unaufgefordert. Freiwillig. Zusätzlich zu seinen Steuern. Ist der Mann des Wahnsinns? «Normale» Leute lassen sich Geld bekanntlich nur unter Druck aus der Tasche ziehen. Jochen Hörischs Spende ist Teil der Aktion «Hurra, wir tilgen. Deutsche Tilgungsinitiative». Angesichts der unerträglichen Schuldenlast des Bundes will die Initiative alle Bürger motivieren, die Entschuldung des Staatshaushalts selbst in die Hand zu nehmen. «Mit der Tilgung gewinnen wir, die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland die Herrschaft über unsere Gemeinschaftsfinanzen zurück», heisst es auf der Webseite der Gruppe. «Wir werden uns nicht von Gläubigern vorschreiben lassen, wofür wir unsere öffentlichen Gelder einsetzen.» Die Aktion richtet sich nicht nur an Vermögende, ein Teilnehmer spendete z.B. 10 Euro. Ob die Initiative genügend Kraft entfaltet, um die Verschuldungsdynamik zu bremsen, bleibt zweifelhaft, denn so viel Altruismus ist dünn gesät. Kritiker sehen in der Initiative sogar ein Symptom für die vorauseilende Bravheit der Deutschen. Die Frage, ob die Forderungen der Gläubiger legitim sind, wird von Hörisch und seinen Mitstreitern gar nicht gestellt. Zum Vergleich: In Griechenland kämpft die 2010 gegründete «Initiative für ein Schuldenaudit» für die Identifizierung und Streichung illegitimer Schulden.



www.hurrawirtilgen.de


06. Juli 2011
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