Schutzwald erleben und erwandern

Schutzwald entdecken, Folgen von Naturereignissen auf Wald, Landschaft und Siedlungen sehen: Neun Lernpfade des Projekts Schutz-Wald-Mensch von Adelboden bis Werdenberg laden zum Naturerlebnis.


Lehrreiche und interaktive Installationen zu den Naturgefahren Steinschlag, Hochwasser, Murgang, Lawinen und Rutschungen bieten neun Schweizer Gebirgswaldregionen. Naturgefahren-Lernpfade sollen die Bevölkerung für die Naturgefahren im steilen Gelände und die Wirkung des Schutzwalds sensibilisieren. Die Erlebnispfade befinden sich in Adelboden BE, Altdorf UR, Arosa GR, Bettmeralp VS, Grafenort/Engelberg OW, Moléson FR, Poschiavo GR, Wägital SZ, Werdenberg SG.

Schutzwald in allen Kantonen
40 bis 60 Prozent der Wälder in der Schweiz sind Schutzwälder (Schätzung Bundesamt für Umwelt Bafu).
50 Mio. Fr. pro Jahr gibt der Bund für die Schutzwaldpflege aus.
4 Mia. Fr. pro Jahr betragen die durch Schutzwald verhinderten Schäden.
Alle Kantone haben einen Anteil an der Schutzwaldfläche der Schweiz:
Anteile TG und GE 0,1 sowie GR, VS und TI je um 20 Prozent,
Anteile VD 5,3, NE, SO und JU je um 1 Prozent.

Infrastrukturen in Risikozonen
„Schutzwald ist nur Schutzwald, wenn damit etwas geschützt wird“ bringt es der Forstingenieur Gerald Montandon von der Waldabteilung 8 Berner Jura auf den Punkt. Nach dem Bundesgesetz von 1991 über den Wald schützt dieser Siedlungen, Strassen, Einsenbahnlinien und andere Infrastrukturen wie Hochspannungsleitungen. Überbevölkerung und zunehmende Mobilität bringen Risiken mit sich, das Bauen von Gebäuden und Infrastrukturen in Gefahrenzonen ist mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Lange Zeit Übernutzung
Die Schutzfunktion von Wäldern wurde nicht immer erkannt und gefördert. Bis vor etwa 100 Jahren wurden viele Wälder übermässig genutzt als Weide für das Vieh, das sich wie das Wild an Laub, Ästen, Knospen, Nüssen satt essen konnte. Die Menschen holten aus dem Wald nicht nur grosse Mengen Brenn- und Bauholz zum Gebrauch und Verkauf, sondern auch Laub als Gartenkompost und Füllung für Matratzen und Duvets. Jungholz hatte bei dieser intensiven Nutzung insbesondere an steilen Lagen wenig Chancen, Regen führte zu Erosion an kahl geschlagenen Hängen. Naturkatastrophen von Steinschlag bis zu Lawinen und Überschwemmungen wurden häufiger. Anstelle von Wäldern entstanden vielerorts Felshänge, Geröllhalden und baumlose Flächen, die nicht über die bodennahe Pioniervegetation hinaus kamen.

Nachhaltigkeit und Klimaveränderungen
Ende 19. Jahrhundert war die Situation erkannt, man zog die Konsequenzen und machte einen grossen Schritt zum Schutz aller Wälder: Das erste eidgenössische Gesetz für das Hochgebirge 1874 und das erste eidgenössische Forstgesetz von 1902 verboten Raubbau und Kahlschlag und verankerten das Prinzip der Nachhaltigkeit. Dieses verlangt, nur soviel Holz herauszuschneiden, dass die Substanz erhalten bleibt und die Schutzfunktion ermöglicht wird. Dadurch konnten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts viele Schutzwälder erholen, die gesamte Waldfläche vergrösserte sich wieder. Doch noch heute ist ein Teil von ihnen durch den Frass von Gämsen, Hirschen und Rehen, durch Erosion und Unwetter (die durch Klimaveränderungen verstärkt werden) bedroht.


Mehr Informationen:

http://www.schutz-wald-mensch.ch/

http://www.bafu.admin.ch/naturgefahren/index.html?lang=de